Menschen

Hans-Olaf Schulz

Der Berliner Interiordesigner im Gespräch

Handgefertigt, maßgeschneidert und luxuriös sind die Küchenkonzepte von Strato. Hans-Olaf Schulz, 1963 im badischen Wehr geboren, vertritt den italienischen Hersteller in Deutschland. Von 1985 bis 1988 studierte er Innenarchitektur an der Fachhochschule Kaiserslautern, wechselte dann an die Hochschule für Gestaltung Basel und beendete dort 1992 ein Architekturstudium. Sein beruflicher Weg führte ihn über eine Assistenz am Bauhaus Dessau zur Selbständigkeit mit dem Architekten Peter Rieder in Basel und von dort nach Berlin.

von Claudia Simone Hoff, 12.04.2012

Von 1998 bis 2002 war Hans-Olaf Schulz drei Jahre lang verantwortlich für die Planungsabteilung des Einrichtungshauses Dopo Domani, eher er Teilhaber der Strato-Vertretung in Berlin wurde. Seit 2009 ist er CEO vom Interior- und Küchenstudio Strato Apartment in einem Gebäude von Bundschuh Architekten in Berlin-Mitte. Zusammen mit der Architektin Mirjam Danke und dem Künstler Raphael Danke entwirft Hans-Olaf Schulz Interieurs, Möbel und seit kurzem auch Gebäude. Wir sprachen mit ihm über Umbrüche und Limits, wahren Luxus und Strato als Ideengeber und Türöffner.


Herr Schulz, in Hannover planen Sie erstmals ein ganzes Haus. Geht Ihr Weg also weg von der reinen Küchenplanung hin zur Architektur und Gestaltung ganzer Interieurs?
Wir haben immer darauf hingearbeitet, von innen nach außen zu arbeiten. Dieses Konzept kommt jetzt erstmals zur Anwendung. Ursprünglich haben wir ausschließlich Küchen entworfen, dann kam der Essbereich hinzu. Später haben uns Kunden angefragt, die gesamte Inneinrichtung samt der Auswahl von Möbeln, Leuchten und Stoffen zu übernehmen. Jetzt arbeiten wir zum ersten Mal ganzheitlich. Meine Frau Mirjam ist ja Architektin, und wir können deshalb auch ganze Bauvorhaben betreuen – in welcher Größenordnung auch immer. Strato ist aber immer Ideengeber und sicherlich auch Türöffner. Strato ist sozusagen der Satellit, der Rest die Gestaltung drum herum. Wir sind gerade im Umbruch, und unsere Firma verändert sich.

Beim Projekt Hannover gibt es in Isernhagen einen Baugrund mit einer sehr schönen Aussicht auf das platte Land. Der Kunde hatte eine Villa in München-Grünwald, wo wir ihn das erste Mal betreut haben. Es war der erste Kunde, der nicht nur zufrieden mit unserer Küchenplanung war, sondern uns auch noch einen Auftrag für die Gestaltung des Esszimmers und der Bäder gegeben hat. Nun haben wir also den Auftrag für das gesamte Haus erhalten.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit Ihrem Auftraggeber aus?
Es handelt sich um ein Vertrauensverhältnis. Unser Auftraggeber in Hannover hatte ja nur Fotos von einem Projekt in Zürich gesehen, bei dem es allerdings ein Open-End-Budget gab. Es ist wichtig, dass man den Kunden frühzeitig in Entscheidungen einbindet.

Gibt es bei solchen Projekten ein Limit die Kosten betreffend?
Es gibt in diesem Fall ein gesetztes Limit der Baukosten. Dieser Betrag wird sich wahrscheinlich nach oben erweitern, denn er beinhaltet nicht das gesamte Interieur samt Sofas und Vorhängen. Grundsätzlich halten wir finanzielle Vorgaben jedoch immer strikt ein.

Sie entscheiden sich bei der Gestaltung von Interieurs oft für Sonderanfertigungen von Möbeln, die Sie selbst entworfen haben.
Ja. Wir gehen sehr sparsam an eine Aufgabe heran, Opulenz liegt uns nicht so sehr. Insofern suchen wir immer nach geeigneten Herstellern, die die Sachen fertigen. Da gibt es beispielsweise Pol International – ein Hersteller mit unglaublich viel Potential bei der Anfertigung von Sitzmöbeln.

Ist die Anfertigung eines eigenen Entwurfs nicht viel kostspieliger als ein industriell hergestelltes Produkt?
Erstaunlicherweise ist es oft sogar günstiger als Produkte von High-End-Herstellern wie beispielsweise B & B Italia oder Minotti. Es kommt natürlich auch auf die Stoff- und Lederauswahl an. Ich habe eine Lehre als Raumausstatter absolviert und kann beurteilen, wie gut Polsterungen gemacht sind. Und ich muss sagen, dass man bei einer Sonderanfertigung eine viel bessere Qualität bekommt. Es geht bei unserer Arbeit ja auch nicht darum, immer nur das Teuerste zu verwenden. Es geht um den Raum. Es geht darum, wie ein Möbelstück im Raum steht und was es erreichen soll.

Inwieweit sind Sie an Strato gebunden? Wenn Sie beispielsweise eine Küche planen, wird der Strato-Gründer Marco Gorini in die Entscheidung eingebunden?
Nein. Unsere Küchen werden jedoch immer von Strato gefertigt. Und auch einige andere Möbel wie beispielsweise die Tische und Couch-Tische bei unserem Projekt in Zürich, bei dem es das Open-End-Budget gab. Aber die Bäder dort hatten bereits gar nichts mehr mit Strato zu tun. Es gibt keine Vorgaben von Strato, wir sind völlig frei bei der Gestaltung. Strato im Kerngeschäft bedeutet die Maßanfertigung von Küchen. Daneben gibt es unter dem Label Strato Casa auch noch einige Möbel. Im Bauablauf bekommen wir große Projekte wie in Zürich auch nicht zwischen Deutschland und Italien geregelt, weil Projekte in dieser Größenordnung zu speziell sind. Deshalb reiste ein Tischler aus Berlin an, hat alles vermessen, Pläne gezeichnet und den Ausbau dann maßangefertigt.

Mit welchen Projekten – neben dem Haus in Hannover – beschäftigen Sie sich zur Zeit noch?

Neben dem Projekt in Hannover, das uns zeitlich sehr in Beschlag nimmt, kümmern wir uns um ein Ferienhaus eines Zürcher Kunden im österreichischen Maria Alm. Wir werden dort die Küchen und Bäder sowie einige andere Umbauten machen. Der Kunde möchte aber nicht, dass alles herausgerissen wird. Für uns stellte sich deshalb die Frage: Wie gehen wir damit um? Die Dinge, die neu hinzukommen, werden wie Satelliten in das Alte eingepflanzt, mit dem Hintergrund, das Vorhandene weiterzuschreiben.

Wie anders sieht denn eine Küche aus, wenn man das gesamte Haus neu plant?

Die Küche ist dann nicht isoliert, sondern eingebettet in ein Gesamtensemble. Sie wird immer als offener Bereich geplant.

Sie würden also sagen, dass die offene Küche nach wie vor im Trend liegt?
Ja, auf jeden Fall. Das wird sich auch nicht ändern. Die Leute sitzen in der Küche, die Leute kommunizieren in der Küche. Viele unserer Kunden haben noch einen abgeschlossenen Bereich mit einer Extraküche – das ist der Hauswirtschafts- beziehungsweise Vorbereitungsbereich. Dort gibt es eine Spüle, einen Geschirrspüler und andere elektrische Küchengeräte – so wie früher in konventionellen Küchen. Doch wo man sich trifft, das ist der offene Bereich.

Stellen Sie Veränderungen beim Einsatz von bestimmten Materialien fest?
Naturmaterialien sind zurzeit das bestimmende Thema. Holz, grobe Stoffe, feine Farben. Aber auch Metalle wie Bronze und Kupfer oder Natursteine – alles ganz pur. Edelstahl spielt nach wie vor eine Rolle, gerade weil es hygienisch ist und sich perfekt verarbeiten lässt.

Was bedeutet für Sie Luxus in der Küche?
Auf keinen Fall der Einsatz von Geräten, denn man kann in der Küche mit sehr wenigen Geräten auskommen. Wir haben zuhause in Kreuzberg eine sehr kleine Küche von Strato mit einer 45 Zentimeter tiefen und nicht sehr langen Arbeitsfläche samt Spülbecken und Kochfeld. Außerdem nur drei Schränke und die einfache Armatur Atlanta von Grohe. Und was wünsche ich mir? Platz. Eine zwei Meter lange und 60 Zentimeter tiefe Arbeitsfläche. Ich finde, die Dinge müssen nicht immer mit Geld beantwortet werden.
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