Menschen

Jeannette Bastisch

Ein Interview über die Individualität der Produkte

26.11.2018

Das modulare Denken spielt in der Arbeit der Designerin Jeannette Bastisch eine zentrale Rolle. Für Cubit entwickelt sie Produkte, die sich individuell anpassen lassen und perfekt in den heutigen Zeitgeist passen.

Dass es ein Grundsystem gibt, das sich an verschiedene Lebenssituationen anpassen kann, gefällt Jeannette Bastisch besonders an der Idee modularer Möbel. Die 32-jährige Designerin betreut seit zwei Jahren bei Mymito / Cubit die drei Produktlinien – das Cubit Regal, das Cubit Sideboard und das modulare Cubit Sofa. Darüber hinaus arbeitet sie aber auch an der Entwicklung von neuen Produkten. Wie zum Beispiel der Cubit Lampe, die sie nach einem Entwurf von Ariane Ernst weitergedacht hat. Nach einem Preview auf der Orgatec wird die Lampe Anfang des nächsten Jahres gelauncht. Ein Gespräch über die Möglichkeiten von Formen und Farben.

Dass auf ein modulares Regalsystem und ein Sofa eine Leuchte im Repertorie von Cubit folgt, war schon eine Überraschung. Wie ist die Idee für die Cubit Lampe entstanden? Wir arbeiten ständig an möglichen Erweiterungen und neuen Projekten – immer unter der Leitlinie, dass alle Produkte von Cubit modular und werkzeugfrei sind. Die neue Projektidee kam von der Schmuckdesignerin Ariane Ernst. Sie hatte eine Lampe entwickelt, die einer modularen Idee folgt. Ihre ersten Entwürfe basierten auf Kugeln und Kugelformen, die zu verschiedenen geometrischen Strukturen weiterentwickelt wurden. Ich habe daraufhin das Projekt übernommen, weiter ausgearbeitet und zu Ende geführt.  

2019 kommt die modulare Cubit Lampe auf den Markt – 2019 ist auch das große Bauhaus-Jubiläum. Inwiefern knüpft auch die Lampe an die Formensprache der Bauhaus-Schule an? In verschiedener Hinsicht: Für uns ist ein entscheidender Grundgedanke, dass wir von einfachen, geometrischen Formen und wenigen ausgewählten Farben ausgehen und diese im Zusammenspiel unendliche viele Variationen und Kombinationen ermöglichen. Die Geometrie ersetzt das Ornament.

Was gefällt dir an modularen Möbelsystemen? Modulare Möbel sind durch ihre Anpassungsfähigkeit einfach sehr zeitgemäß. Das Schöne daran ist meiner Meinung nach, dass es ein Grundsystem gibt, das immer wieder verschieden eingesetzt werden kann – sich an Lebenssituationen anpassen lässt und somit sehr langlebig ist.

Vor welchen Herausforderungen hast du gestanden, als es um die Entwicklung einer modularen Lampe ging? Zu Beginn standen vor allem die Formen, ihre Größen und ihr Zusammenspiel im Fokus. Die geometrischen Module sollten um 180 Grad drehbar sein und so verschiedene, optische Bilder erzeugen. Die Lampe basiert auf fünf Grundformen, die sich jeweils miteinander kombinieren lassen. Eine Herausforderung war dabei, den geeigneten Verbinder zu finden, der zum Einen werkzeugfrei funktioniert, zum Anderen ermöglicht, dass die Lampe in der Höhe variabel bleibt. Man kann zwischen zwei bis fünf Modulen miteinander verbinden – die Lampe lässt sich also auch nachträglich erweitern oder verkleinern.

Welche Eigenschaften und Details waren dir bei der Entwicklung noch wichtig? Die Materialien der einzelnen Elemente sollen gut zusammenspielen. Deshalb gibt es verschiedene Varianten: Esche geölt, Esche im Farbton lasiert oder den Farbton in matter und glänzender Lackierung. So ergibt sich eine schöne Abstufung von dem Holzvollton, einer Lasur, bei der die Struktur des Holzes noch sichtbar bleibt und der gedeckten Farbe. Alle Formmodule sind also jeweils in fünf Farben und drei Varianten wählbar. Man kann ebenso nur Vollfarben miteinander kombinieren und Kontraste erzeugen, wie auch eine Lampe allein aus Modulen mit heller Holzstruktur zusammenstellen. Alles ist möglich.

Das Farbkonzept der Lampe unterscheidet sich von den Farbvarianten der anderen Cubit-Möbel. Warum? Für das Regal und Sofasystem gibt es eine sehr breite Farbauswahl, und zum Beispiel durch die vielen verschiedenen Stoffe und Strukturen beim Sofa sehr viele Möglichkeiten. Der Schwerpunkt bei der Lampe liegt darauf, Farben mit Holzoberflächen und Strukturen zu kombinieren. Hierbei wollten wir ein Zusammenspiel weniger Farben, die im schnellen Wechsel auf kleiner Fläche immer stimmig bleiben. Es war tatsächlich nicht ganz einfach, ein Konzept zu finden, bei dem die Farben gut miteinander harmonieren und dennoch Kontraste bilden. Wir haben das Farbkonzept letztendlich noch einmal etwas überarbeitet: Die Farben sind jetzt sanfter, damit sie besser mit dem Holz zusammenspielen.

Regal, Sofa, Sideboard und Lampe: Es sind verschiedene Möbel, die man kaum miteinander vergleichen kann. Regal und Sofa sind sehr klar in ihrer Formsprache und in erster Linie funktionale Möbel. Das Regal wird zum Beispiel vervollständigt durch die Inhalte, mit denen es gefüllt wird. Die Lampe hingegen darf für sich selbst stehen und durch ihre Optik und das Licht Stimmung erzeugen.

Zum Schluss noch eine allgemeinere Frage. Du hast als Tischlerin und Fotografin gearbeitet, machst Set-Design beim Film und entwirfst Produkte. Was bedeutet für dich gute Gestaltung? Als Designer sollte man seine Idee von Beginn an immer wieder überprüfen und Dinge neu denken. Man muss seine eigene Sprache finden, damit das Ergebnis ohne Erklärung auskommt und für sich selbst spricht. Gute Gestaltung hat immer etwas Cleveres, besonders in den Details. Gerade reduzierte Objekte oder Produkte stellen dabei eine besondere Herausforderung dar: Die einfachen Dingen sind oft sehr komplex.

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