Peter Reuter
Die Firma Durlum gehört zu den erfolgreichsten Herstellern innovativer und energieeffizienter Decken- und Lichtsysteme weltweit. In den sechziger Jahren von Fritz Reuter und Heinrich Dame im badischen Schopfheim gegründet, hat sich der traditionelle Familienbetrieb im Lauf der Zeit zu einem globalen Unternehmen mit Produktionsstätten in ganz Europa und Asien entwickelt. Wir sprachen mit Peter Reuter, einem der Söhne des Gründervaters und Geschäftsführer von Durlum über das Arbeiten in einem globalen Familienunternehmen, grüne Gedanken und die Reise zum Tageslicht.
Herr Reuter, Sie leiten die Firma Durlum gemeinsam mit Ihrem Bruder Matthias – wie ist das Arbeiten in einem so großen Familienunternehmen, und was hat Ihnen Ihr Vater mit auf den Weg gegeben?
Sicherlich ist das Arbeiten in einem Familienunternehmen nicht viel anders als in anderen Betrieben. Das Schöne an der Zusammenarbeit mit meinem Bruder ist natürlich das Grundvertrauen, das man mit einem Familienmitglied teilt. Unser Unternehmen ist mittlerweile viel größer und internationaler als zu Zeiten meines Vaters – die Produktpalette und der Stand der Technik haben sich weiterentwickelt. Dennoch gibt es sicherlich damals wie heute eine unternehmerische Denkweise, die unverändert ist. Zuverlässigkeit und innovatives Denken gehören wohl zu den Werten, die uns unser Vater mit auf den Weg gegeben hat.
Durlum arbeitet sehr eng mit der Forschung zusammen, wie entstand die Zusammenarbeit mit dem Lichtlabor Bartenbach in Österreich?
Wir kennen uns schon viele Jahre, die Zusammenarbeit ist jedoch aus Projekten entstanden. Wir arbeiten auch viel mit anderen Lichtplanern und sind auf innovative Lichtplaner angewiesen, um unsere Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Normalerweise treffen wir uns über Ausschreibungen, die beispielsweise das Lichtlabor Bartenbach vergibt.Wir versuchen anschließend, die nicht immer alltäglichen Vorgaben in ein für den Bauherrn wirtschaftliches Konzept zu verwandeln.
2006 erhielten Sie für ein gemeinsames Projekt mit dem Lichtlabor Bartenbach, den Umbau des Terminal 3 des Changi Airport in Singapur zum weltweit größten Tageslicht-Terminal, den Innovationspreis für Architektur und Technik. Sind weitere solcher gemeinsamen Großprojekte in Planung?
Es laufen derzeit sehr viele große Projekte. Im Prinzip ist es so, dass der Lichtplaner – beim Singapur Airport war es das Lichtlabor Bartenbach – Hersteller beratend mit hinzuzieht, um den oft komplexen Anforderungen des Bauherrn und des Projektes gewachsen zu sein. Wir hatten seinerzeit schon eine Fima in Hongkong und waren am asiatischen Markt eher als Deckenhersteller bekannt. In Singapur sind wir im Nachgang zur Planung in das Projekt gekommen. Es war ein sehr innovatives Projekt, bei dem viel Metall in der Fläche mit Tageslichttechniken kombiniert wurde – insofern waren wir eigentlich für die technische Umsetzung prädestiniert. In Asien war es wegweisend, einen Terminal dieser Größe tagsüber tatsächlich ohne Fremdlicht betreiben zu können.
Den Innovationspreis haben Sie schon häufiger verliehen bekommen, neben vielen anderen Auszeichnungen... Haben Sie ein Projekt, das Ihnen besonders am Herzen liegt?
Die größten Projekte sind auch immer die schönsten. Ich denke, das Projekt in Singapur liegt mir schon sehr am Herzen, da ich es selbst betreut habe. Vielleicht war es sogar eins der wichtigsten für uns auf dem asiatischen Markt, um zu beweisen, dass wir durchaus in der Lage sind, auch Technik aus Europa nach Asien zu transportieren – und nicht nur andersherum. Wir haben schon viele schöne Projekte gemacht, aber die technische Neuheit ist immer das Faszinierendste.
Seit 2007 haben Sie einen Fertigungsstandort in Gurgaon, Indien. Wie entwickelt sich der asiatische Markt?
Sehr, sehr positiv! Seitdem wir in Indien tätig sind, haben wir sehr gute Erfahrungen auf dem Markt gemacht. Wir fertigen Teile selber in Indien und die Akzeptanz von Firmen, die die Arbeit nicht nur auf Vertreterbasis machen, ist viel größer. Die Entwicklungsaussichten dort sind natürlich anders als bei uns, aber es gibt viele Bauten, die der Infrastruktur dienen – wie Flughäfen oder Bahnhöfe – große Projekte, die international im Wettbewerb stehen. Wir stehen in einem sehr regen Austausch mit unseren indischen und asiatischen Kollegen, die konstruktiv unheimlich fit sind.
Was würden Sie Nachwuchsdesignern raten, die erfolgreich in der Lichtgestaltung arbeiten möchten?
Schwierig zu sagen, denn wir kommen sehr von der technischen Richtung. Für uns ist der Einsatz von neuen und effizienten Lichtsystemen wichtig. Dabei rede ich nicht nur von LED. Ich denke, Designer müssen sich heutzutage mit neuen Techniken beschäftigen, um dem Anspruch der Bauherrn gerecht zu werden.
Und was erwarten Sie von einem Designer, der mit Ihnen arbeiten möchte?
Ich denke, was wir erwarten, sind vor allem technisch innovative Lösungen. Das schließt Design natürlich nicht aus, aber Design, das diese nicht beinhaltet, ist für uns nicht tragbar. Es ist sicher nicht angebracht, ein Pauschalurteil abzugeben, aber wichtig ist die Frage: Was kann man heute tun, das man vor fünf Jahren noch nicht hätte verwirklichen können? Dieses Segment der Neuentwicklungen ist momentan sehr schnelllebig.
Sie gehören schon jetzt zu den führenden Unternehmen, wenn man von nachhaltiger und progressiver Lichtgestaltung spricht – wohin wird die Reise noch gehen?
Zum Tageslicht! Man ist heutzutage schon in der Lage, viel mehr das natürliche Licht zu nutzen ohne künstliche Beleuchtung zu verwenden. Wir haben in den letzten Jahren viele Produkte entwickelt, die Licht in Räume lenken und ich denke, solche Systeme haben nicht nur aus energetischen Gründen eine Akzeptanz, sondern werden vor allem auch von den Leuten geschätzt, die in den Räumen sitzen und Tageslicht anstelle von Kunstlicht genießen. Die Entwicklung der Architektur geht dahin, den grünen Gedanken in der Gebäudeplanung weiterzubringen. Es kann nicht sein, dass man am hellichten Tag die Jalousien schließt und das Licht anknipst. Leider beginnt der Fokus des Bauherrn auf die Lichtplanung häufig erst, wenn das Gebäude fertig ist. Dann ist es eigentlich schon zu spät. Die Lichtplanung sollte beginnen, wenn das Gebäude noch auf dem Reißbrett liegt. Dennoch gehen die heutigen Bauherrn schon wesentlich kritischer mit dem Thema um. Sie belassen es nicht einfach bei einem Planer, sondern wollen selbst wissen, wie energieeffizient und nachhaltig gebaut werden kann.
Vielen Dank für das Gespräch.
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