Newcomer

Boisbuchet 2009: Preview

von Hannah Bauhoff und Tanja Pabelick, 25.08.2009


Fernab der metropolitanen Zivilisation liegt ein Ort, der Jahr für Jahr die Elite der zeitgenössischen Gestalter versammelt: das Château de Boisbuchet. Seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten bietet das Vitra Design Museum in Zusammenarbeit mit dem Centre Pompidou hier, mitten im beschaulichen französischen Département Charente, Workshops für Designer, Architekten und Künstler an. Wer hierher kommt, lässt alltägliche Routine, Supermärkte und moderne Kommunikationsmittel zurück – und findet eine Experimentierwerkstatt der kreativen Professionen. Eine Woche kehren auch wir der Großstadt den Rücken und ziehen aufs Land: Willkommen auf der Domaine de Boisbuchet.


Wer mit dem Finger auf der Landkarte nach dem idyllischen Fleckchen sucht, wird nicht schnell fündig. Das 150 Hektar große Landstück liegt gut versteckt weitab von jeglichen öffentlichen Verkehrsmitteln. Angereist wird daher mit dem Auto, dem Zug oder dem Flugzeug bis Portiers. Das ist die nächstgrößere Stadt, wo sich in den Sommermonaten sonntäglich um 17 Uhr am Bahnhof die Workshopteilnehmer treffen. Von dort geht es gemeinsam mit dem Bus auf den letzten Teil der Reise und dort begegnen wir schon einem Großteil der Workshopteilnehmer. Schnell wird klar, dass in der bevorstehenden Woche die Herausforderungen nicht nur kreativer Natur sein werden: Zeitverschiebungen, Sprache und kulturelle Vielfalt werden neben Materialwiderständen zu überwinden sein, denn an den Koffern pappen Flughafencodes aus Korea, Taiwan, USA oder Israel. Boisbuchet ist für alle Nationen offen. Und für die einzigartige Gelegenheit in kleinen Gruppen mit Designern wie Shin Azumi, Richard McGuire oder Maarten Baas zu arbeiten, fliegen viele Teilnehmer um die halbe Welt.

Es sind aber nicht nur die Namen, die locken, sondern auch das weitläufige Gelände, das sich in den letzten Jahren zu einem Freiluftmuseum für experimentelle zeitgenössische Architektur entwickelt hat: Shigeru Ban hinterließ einen Pavillon, dessen Statik sich auf lackierte Pappröhren stützt, Christian Brückner baute ein kleines Häuschen, das aus der Ferne an einen massiven Stapel Kaminholz erinnert. Überall dazwischen verwächst das ein oder andere Workshopergebnis mit der Natur, und so taucht hinter jeder Wegbiegung eine neue Konstruktion auf.
Während die meisten Teilnehmer, nach der Ankunft umgehend mit Kaffee und kalten Getränken vom aufmerksamen Küchenteam versorgt, in der so genannten Dependance in Mehrbett- oder Zweibettzimmer untergebracht sind, schlafen wir in einem der beiden Bambushäuser von Simón Vélez. Beide Bauten, zwischen 1999 und 2007 quasi als Versuchsgebäude errichtet, stehen zwischen weidenden Schafen, die im kniehohen Gras rascheln. Unsere Unterkunft ist ein paar Gehminuten von den zentralen Werkstatt- und Küchengebäuden entfernt. Doch egal, wo man sich auf dem riesigen Gelände befindet, in Boisbuchet wird überall entworfen und gebaut, aber auch benutzt und bewohnt. Jegliche Ideen und Gebäude müssen sich sofort bewähren. Wer allerdings Abstand zu all dem kreativen Output braucht, findet genug Zerstreuung und sportliche Bestätigung: ein Bad im naheliegenden Fluss oder im neun Meter tiefen See, eine Kanutour in einem der sechs Kanadier oder ein Blick in die zahlreichen Bücher über vergangene Vitra-Ausstellungen – Langweile und Nichtstun gibt es nicht.
Wir, die Großstädter, sind von dieser Natur mit ihren Wiesen, Wäldchen und Seen, aber vor allem von den Menschen, die hier zusammenkommen, beeindruckt – und voller Neugier und Vorfreude auf die kommenden fünf Tage. Denn bereits beim ersten gemeinsamen Abendessen erfahren wir Geschichten, die das Zeug zu Legenden haben. Wir sind gespannt.

Unsere Redakteurinnen Hannah Bauhoff und Tanja Pabelick sind für eine Workshop-Woche vor Ort und berichten täglich von den Workshops mit Maarten Baas, Shin Azumi und Richard Mc Guire:


Boisbuchet 2009: Snapshots – Tag 1
Boisbuchet 2009: Snapshots – Tag 2
Boisbuchet 2009: Snapshots – Tag 3
Boisbuchet 2009: Snapshots – Tag 4
Boisbuchet 2009: Insights
Boisbuchet 2009: Review

Mehr Informationen zu den Workshops gibt es auf der Webseite von Vitra und der Domaine de Boisbuchet.
Tagesaktuelle Bilder und Eindrücke gibt es seit diesem Jahr auch auf dem Blog von Boisbuchet.
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