Grid Chair / R60
Wer heute einen Stuhl gestaltet, nutzt vielleicht eines der vielen Zeichenprogramme, die seine Vision in dreidimensionale Punktwolken, Gitterraster oder Flächenmodelle verwandeln. Darstellungsformen, die die schnelle Modifikationen im virtuellen Raum möglich machen. Eine längere Lehne? Kürzere Beine? Ein Klick mit dem Mauszeiger an der betreffenden Stelle und schon ist das Sitzmöbel ein anderes – exakte Bemaßungen und technische Details inklusive. Der koreanische Designer Jaebeom Jeong nutzte die Möglichkeiten des digitalen Möbelbaus in der umgekehrten Richtung. Er zeichnete einen traditionellen Stuhl am Computer nach, reduzierte ihn auf ein Raster und übersetzte die so gewonnene Vorlage in ein reales Sitzobjekt. Seine Erkenntnis: Ein Sitzmöbel braucht nur eine minimale Struktur. Denn sein Gitterstuhl aus gebogenen Stahlstäben ist ein abgespecktes Skelett, das wie eine Wirklichkeit gewordene Skizze seiner Ahnen im Raum steht. Je nach Kulisse ist er manchmal sogar erst auf den zweiten Blick zu entdecken – lediglich seine Sitzfläche aus schwarzem Walnussholz scheint dann im Raum zu schweben. Den „Grid Chair" und den Sitzkreis „R60“ aus der gleichen Objektfamilie präsentierte der Designer vergangene Woche in der „Talent Zone", einer Ausstellung junger Designer anlässlich der London Design Week 2009.