Indigoes
Edel im Alter: Indigo-Teppiche von Adrianus Kundert.
Gezielte Patina
Es gibt jene Materialien, die ihr Alter offen zur Schau tragen dürfen, und solche, die wir eigentlich nur im Neuzustand wertschätzen. Ein abgegriffenes Plastikteil kommt in die Tonne, Jeans werden mit Drahtbürsten so behandelt, dass sie schon von Haus aus von ihrem vermeintlich wilden Leben erzählen. Bei einer Residency in Japan setzte sich der niederländische Designer Adrianus Kundert mit dem natürlichen Farbstoff Indigo auseinander, mit dem traditionell Jeansstoff gefärbt wird. Während seiner Recherche stieß er auf Geschichten, die dem Indigo eine lange Geschichte des „Used Look“ zusprechen: Schon englische und französische Jungsoldaten versuchten ihren Uniformen über gezieltes Bürsten nach durchlebten Abenteuern aussehen zu lassen, eben so wie die der etablierten Offiziere.
Mit dem Teppich Indigoes bringt Kundert schließlich diese Qualität der Zeitzeichen in den Wohraum. Die mit Indigo eingefärbte Kordel, aus der der Teppich geflochten wird, verändert sich bei Gebrauch. Oft betretene Stellen zeigen kräftigere und hellere Blaunuancen, während unbetretenes Terrain dunkelblau bleibt. Wie viele andere Materialien reagiert auch Indigo mit Sauerstoff und zeigt überall da helle Schattierungen, wo Bewegung ins Material kommt. Indigoes wurde für den Pure Talent Contest 2018 der Möbelmesse imm nominiert. tp