Salone Satellite 2008
Die Mailänder Möbelmesse ist nicht nur für bereits bekannte Designer und große Hersteller das Highlight des Jahres, auch Jungdesigner und Studenten fiebern der Designschau entgegen: Hier lassen sich Kontakte knüpfen und im besten Fall Entwürfe vermarkten. Im Rummel der Zona Tortona und dem inmitten des Messegeländes gelegenen „Salone Satellite“ kam der Nachwuchs vom 16. bis 21. April zum alljährlichen Design-Rundumschlag zusammen.
Zum mittlerweile elften Mal nutzten in diesem Jahr über 500 Studenten und Jungdesigner die Chance ihre Arbeiten im Rahmen des „Salone del Mobile“ einem internationalen Publikum zu präsentieren. „Go Green!“ lautete das Motto des diesjährigen „Satellite“ und damit wurde ein Trend aufgegriffen, der sich auch in den anderen Messehallen bei den renommierten Produzenten wiederfand. Schon auf den vergangenen Mailänder Messen konnte man eine Fokussierung auf das Thema Natur im Möbeldesign beobachten. Mit dem diesjährigen Leitsatz der Nachwuchsveranstaltung ging man allerdings noch einen Schritt weiter und brachte Nachhaltigkeit und ökologische Verantwortung ins Gespräch. Was auf dieses Motto, das den Besucher in großen, grünen Lettern schon am Halleneingang empfing, folgte, war jedoch eine Enttäuschung. Zwar hatten sich die Messeveranstalter gewünscht, dass an jedem Stand mindestens einer der ausgestellten Entwürfe im weitesten Sinne ökologisch gestaltet sein sollte, da das Ausstellungsmotto jedoch erst vier Wochen vor Messestart mitgeteilt wurde, hatte sich kaum keines der ausgestellten Produkte das Prädikat „nachhaltig“ verdient.
Fokus Natur
Auch wenn nicht jeder auf einen grünen Zweig kam, fanden sich auf der Messe viele aus Holz gestaltete Produkte und die ein oder andere Anspielung auf das Thema Natur. Die Designer von „ding3000“ haben eine ganze Kollektion von Möbeln entworfen, die den Wohnraum wie ein Streichelzoo bevölkern sollen und – so das hochgesteckte Ziel – eine im besten Fall emotionale Bindung auslösen: Vogelvase, Giraffenlampe und das vierbeinige Muli werden zu hilfreichen Hausfreunden, die Licht schaffen, Stauraum bieten und Blumen halten. Vielleicht ist die Nachhaltigkeit ja hier durch eine lebenslange Wohngemeinschaft zu erreichen?
Weniger poetisch, dafür aber praktisch und vor allem auf kleine Räume ausgerichtet sind die Holzkuben der japanischen Designer Naoki Hirakoso und Naho Matsuno. “Cube 6“ lässt sich blitzschnell in sechs Stühle zerlegen, “Kai“ fungiert als Beistelltisch und ist an allen Seiten mit unzähligen Klappen und Schüben versehen, die fast unbegrenzten Stauraum bieten. Stecken, schieben, ziehen: Multifunktionalität war – wie alle Jahre wieder – auch 2008 ein großes Thema. Ausdauernd bemüht sich die junge Designergeneration um die Nutzung der kleinsten Winkel sowie um multifunktionale Möbelkonzepte, die manchmal auch humorvoll sind. So kann der Kleiderständer „Hanger“ erst genutzt werden, wenn der Bügel im richtigen Winkel in den Ständer aus Vierkantholz gesteckt wird. Dann wird ein Ende des Bügels zum Haken, an den ein weiterer Bügel oder die Kleidung aufgehängt werden können.
Ein gänzlich anderer Designansatz findet sich bei Gareth Neal und seiner Kommode “George III.“, die als Hommage an die Opulenz und das handwerkliche Können vergangener Zeiten zu verstehen ist. Gefertigt wurde das Möbel jedoch ganz zeitgemäß mit Hilfe einer computergesteuerten Fräse, die in feinen Abständen die Silhouette des antiken Vorbildes aus einem Holzblock herausarbeitet. An einer Ecke hat der Designer aber dann doch noch selbst Hand angelegt – und mit einem Meißel die Kommode freigelegt.
Der Berliner Fernsehturm zu Gast in der Mailänder Skyline
In der Zona Tortona, die im Stadtzentrum liegt und zum Rahmenprogramm der Messe gehört, tummelten sich viele kleinere Ausstellungsräume. So auch etwas abseits des Trubels das geodätische Zelt des Berlin Design Dome. In dem als Fernsehturm inszenierten Kuppelbau hatten 19 von Produktdesigner Werner Aisslinger und Designtheoretiker François Burkhardt kuratierte Kreativbüros die Möglichkeit ihre Arbeiten auszustellen. Unter den ausgewählten Gestaltern fanden sich einige bekannte Gesichter wie beispielsweise die YDMI-Award-Gewinnerin Susanne Philippson oder Mark Braun, der mit seiner Leuchte “Lingor“ auf der letzten „imm cologne“ mit dem „interior innovation award 2008“ ausgezeichnet worden war. Aber auch Objekte von bisher weniger bekannten Designerm wie die kuschelige Strickleuchte „Matt“ von llotllov oder der Tischbock von ettlabenn, der sich mit nur einem Handgriff zusammenklappen lässt, fanden ein Forum auf den schwarz gehaltenen Präsentationsflächen des Berlin-Zeltes.