Newcomer

Studio: Stadtnomaden

von Tanja Pabelick, 14.11.2007

Dem Job hinterher oder der Sonne entgegen: etwa acht Umzüge haben wir im Laufe des Lebens zu bewältigen. Und jeder Wohnortwechsel bringt Veränderungen, sei es einen neuen Freundeskreis, einen neuen Arbeitsplatz oder eine neue Wohnung. Für Beständigkeit sorgt lediglich der vertraute Besitz. Schnell lernt der moderne Nomade sich auf das Nötigste zu beschränken. Und das sind in der Regel nicht mehr als eine Handvoll Objekte. Dinge an die er sich emotional gebunden fühlt oder eben wenige, wirklich wichtige Gebrauchsgegenstände. Der Anspruch an ihre Eigenschaften ist hoch. Praktisch und kompakt müssen sie sein, robust und flexibel außerdem. Produktlösungen für das mobile Zuhause bieten die beiden Stuttgarter Designer Linda Altmann und Oliver Krapf, die ihrem Designstudio gleich den programmatischen Namen „Stadtnomaden“ gegeben haben.
Oliver Krapf weiß, was es heißt, ein Stadtnomade zu sein. Vierzehnmal ist er in 33 Lebensjahren bereits umgezogen. Dass viele Möbel den häufigen Auf- und Abbau nicht unbeschadet überstehen, hat er demzufolge selbst oft genug erlebt. Nach dem dritten Mal schrauben versagen die Gewinde und auf dem Weg durch die Hausflure verlieren gerade sperrige Möbel ab und an eine Ecke. Die Lösung der Stadtnomaden ist so einfach wie genial: Alle von ihnen entworfenen Möbel können ganz ohne Hilfsmittel zusammen gebaut werden – was das Leben ganz nebenbei um den Werkzeugkasten erleichtert – und die Hölzer wurden so gewählt, dass Kratzer ganz unproblematisch wegrestauriert werden können. Die Kollektion umfasst bisher ein Bett, einen Tisch, eine Küche sowie ein kleines Eigenheim für gefiederte Gäste. Und alle vier Produkte sind auf ein minimales Packmaß reduziert.
So wie etwa das Bett mit dem einladenden Titel „Tiefschlaf“. Sechs einzelne Schalen lassen sich über einen Nylongurt und Druckknöpfe miteinander verbinden. Die Raffinesse liegt dabei im Detail, denn die Schlitze des Lattenrostes dienen nicht nur der Belüftung der Matratze und reduzieren das Gewicht, zusammen mit den Stellelementen regulieren sie den Härtegrad jedes einzelnen Moduls. Verschiebt man die Edelstahlfüße nach innen wird das Bett härter, stellt man sie außen fest, gibt es weich nach. Mit einem Transportmaß von 140cm x 34cm x 40cm passen Tiefschlaf und die passende Rollmatratze bequem durch den Hausflur und ins Auto.
Auch die Küche „à la carte“ ist mit ihrer kofferartigen Erscheinung ganz nach Art des Hauses gestaltet. Sie besteht aus drei Modulen, besitzt Spüle und Herd, aber, wie das Bett, keine Schrauben. Generell vermeiden die Stadtnomaden bei ihren Möbeln die Verwendung loser Teile und anderem Kleinkram, der bei Umzügen leicht verloren geht. Stattdessen macht man sich Gedanken über eine praktische Handhabung: Rollen und Eingriffmulden ermöglichen einen sicheren Transport und die durchdachte Konstruktion sorgt für einen sich selbst erklärenden und schnellen Aufbau. Gerade einmal 30 Minuten dauert es bis die Blöcke in eine kochbereite Küchenzeile verwandelt sind.
Mit ihren flexiblen Möbeln haben die Designer ganz offensichtlich den Zeitgeist getroffen. Die Resonanz auf die erste Präsentation bei der Blickfang Köln war so positiv, dass die Stadtnomaden das Bett Tiefschlaf seit kurzem in der eigenen Werkstatt in Serie produzieren. Wer aber noch Zweifel hat, ob die außergewöhnlichen Möbel zum eigenen Lebensentwurf passen, kann es derweil schon einmal mit dem Einsteigerprodukt der Stadtnomaden versuchen. Das Vogelhaus Piepschau besteht aus zwei Formholzteilen, die zu einer Residenz für die tierischen Weltenbummler zusammen gesteckt werden.
Facebook Twitter Pinterest LinkedIn Mail

Mehr Newcomer

Corrugated

Staub als Ressource: Sitzskulpturen von Charlotte Kidger

Staub als Ressource: Sitzskulpturen von Charlotte Kidger

Halo Collection

Ein chromatisches Spektakel vom chinesischen Label Buzao.

Ein chromatisches Spektakel vom chinesischen Label Buzao.

Kodama

Finish mit Flamme: Wohnskulpturen von Base10.

Finish mit Flamme: Wohnskulpturen von Base10.

Resin

So schön wie ihr Schatten: Hocker von Laurids Gallée.

So schön wie ihr Schatten: Hocker von Laurids Gallée.

Tone

Ein Tisch in Tracht: Acryltische der koreanischen Designerin Sohyun Yun.

Ein Tisch in Tracht: Acryltische der koreanischen Designerin Sohyun Yun.

3kg Bench

Pflanzen-Immigranten als Ressource.

Pflanzen-Immigranten als Ressource.

O.E. Candle Holder

Kugeln, Kegel, Kreise: Bausatz von St-u-dio.

Kugeln, Kegel, Kreise: Bausatz von St-u-dio.

1.3 collection

Ein Polster aus Knoten von Youngmin Kang.

Ein Polster aus Knoten von Youngmin Kang.

Erosión

Gebackener Beton, der eine ganze Kollektion zum Schwimmen bringt.

Gebackener Beton, der eine ganze Kollektion zum Schwimmen bringt.

Airchair

Hängesessel im Hosentaschenformat von Kerstin Pfleger.

Hängesessel im Hosentaschenformat von Kerstin Pfleger.

Sponge Table

Baustoff Luft: Beisteller von Caleb Knauf.

Baustoff Luft: Beisteller von Caleb Knauf.

Bark Back

Eine Bank zum Anfassen von Levi Robb.

Eine Bank zum Anfassen von Levi Robb.

Triplex Stool

Eine Form, zwei Materialien, drei Teile: Hocker von Studio Ryte.

Eine Form, zwei Materialien, drei Teile: Hocker von Studio Ryte.

Pipe-Line

Farbe folgt Funktion: Tisch von Peter Otto Vosding.

Farbe folgt Funktion: Tisch von Peter Otto Vosding.

Around Object

Der Baumarkt als Inspiration und Ressource.

Der Baumarkt als Inspiration und Ressource.

Powerplace

Immer 100 Prozent: Philipp Hainkes Möbel versorgt Laptop und Co.

Immer 100 Prozent: Philipp Hainkes Möbel versorgt Laptop und Co.

According to the Grain

Vielauge zum Sitzen: Möbel von Sho Ota.

Vielauge zum Sitzen: Möbel von Sho Ota.

Circle Set

Eine grafische Möbelinterpretation von Jules Tardy.

Eine grafische Möbelinterpretation von Jules Tardy.

Sponge

Die Pflanze als Selbstversorger: Übertopf von Moreno Ratti.

Die Pflanze als Selbstversorger: Übertopf von Moreno Ratti.

Moca

Getropfte Skelette: Porzellaninnovationen von Joachim Morineau.

Getropfte Skelette: Porzellaninnovationen von Joachim Morineau.

Borders of Assembly

Hauchdünne Stahlmöbel von Paul Coenen.

Hauchdünne Stahlmöbel von Paul Coenen.

No 2 Fabric Formula

Erhitzt, fixiert, erstarrt: ungewöhnlich produzierte Hocker von Zhekai Zhang.

Erhitzt, fixiert, erstarrt: ungewöhnlich produzierte Hocker von Zhekai Zhang.

Inflatable Leather

Leder statt Vinyl: Aufblasmöbel von Satomi Minoshima.

Leder statt Vinyl: Aufblasmöbel von Satomi Minoshima.

Grid Bench

Eine doppelte Täuschung von Mario Tsai.

Eine doppelte Täuschung von Mario Tsai.

3D knitted furniture

Kein Klebstoff, keine Nägel: Polstermöbel von Floor Skrabanja.

Kein Klebstoff, keine Nägel: Polstermöbel von Floor Skrabanja.

Tephra

Eine Hommage an den Vulkan: Tableware und Leuchten von LGS Studio.

Eine Hommage an den Vulkan: Tableware und Leuchten von LGS Studio.

The Morning After

Erinnerung und Emotion: Spiegelserie von Boldizsár Szenteczki.

Erinnerung und Emotion: Spiegelserie von Boldizsár Szenteczki.

Trashformers

Vom Müll zum Möbel: Objektskulpturen von Savvas Laz.

Vom Müll zum Möbel: Objektskulpturen von Savvas Laz.

Bird Feeder

Farbenfrohe Vogelfutterstationen für die graue Jahreszeit.

Farbenfrohe Vogelfutterstationen für die graue Jahreszeit.

Coal: Post-Fuel

Eine Zukunft für ein Material mit viel Vergangenheit.

Eine Zukunft für ein Material mit viel Vergangenheit.