Arbeitsplatz im Club
Egal, ob es um Wohnungen oder Büros geht – Raum ist in London nicht nur teuer, sondern vor allem knapp. Für Start-Ups in der Insel-Hauptstadt wird die Immobilien-Suche deshalb oft zu einer der höchsten Anfangshürden. Ein neues Büro zu mieten, es auszustatten und dann vielleicht dynamisch mit dem Erfolg wachsen zu lassen, ist finanziell und organisatorisch für viele Jungunternehmer schwierig. Eine Objektgesellschaft hat das vor einiger Zeit als Lücke in Londons Immobilienlandschaft erkannt und deshalb zusammen mit den Architekten Carmody Groarke temporär mietbare Arbeitsflächen für Entrepeneure auf den Markt gebracht.
„Club“ nennen die Macher ihre neuen Co-Working-Arbeitswelten und unterstreichen damit eine der wichtigsten Eigenschaften ihres Angebots: den informellen Charakter. Denn neben den organisatorischen und strukturellen Vorteilen, die eine fertig eingerichtete Bürolandschaft bietet, ist auch der Austausch der verschiedenen Mieter untereinander ein wertvoller und bewusst geförderter Vorzug. Die oft als „Flurfunk“ betitelte Bürokommunikation gehört in den Clubs zu den gewollten Instrumenten erfolgreicher Arbeit – lassen sich doch bei den Tischnachbarn nicht zuletzt Talente, Inspirationen und vielleicht sogar dauerhafte Kooperationen akquirieren. Um die anderen Mieter zu treffen, muss sich aber in der Club Workspace keiner mehr auf den Flur verdrücken; die Raum-Organisation mit Lounge und verschiedenen Arbeitsorten, wie Einzel- oder Gruppentischen sorgt für Transparenz und Offenheit innerhalb des Gebäudes, eines Raumes und in der Arbeit.
Alte Steine und industrielle Reminiszenzen
Eines der Projekte, der „Club Leathermarket“, liegt praktisch im Zentrum Londons und nur ein paar hundert Meter von der London Bridge entfernt. Die Architekten Carmody Groarke haben hier ein ehemaliges Industriegebäude in eine einladende Arbeitswelt verwandelt, die ihre Vergangenheit jedoch nicht maskiert. Die Ziegel der Wände, teils roh, teils glasiert, wurden so gelassen, wie sie sind. Archaisch wirkende Stahlstützen, die den Raum rhythmisch gliedern sowie offen verlegte Lüftungsrohre und sichtbar gelassene Leitungen an der Decke sorgen für ein fabrikähnliches Fluidum. Diesen funktionalen Elementen wird eine warme Möblierung entgegengesetzt, die einladend, aber niemals flauschig ist. Eine großformatige Sitzgruppe aus schwarzen Lederkuben, ein dunkel gebeizter Holzboden und verschiedene Holzmöbel, darunter Vitras LCW Chair von Charles und Ray Eames und Hocker aus Birkenholz von Aalvar Aalto setzen passende Kontraste. Gearbeitet wird auf dem Stuhl .03 von Maarten van Severen, ebenfalls von Vitra.
Raumteiler auf Brusthöhe
Weil der Club Workspace vor allem einen großen Raum bietet, wurden Holzkuben in Brusthöhe zur Strukturierung eingesetzt. Die bieten dem Sitzenden gerade ausreichend Privatsphäre, erlauben dem Stehenden aber immer noch einen Überblick über die gesamte Fläche. In den Kuben untergebracht sind sowohl integrierte Schreibtische mit allen wichtigen Anschlüssen und eine indirekte Beleuchtung, die besonders im Bereich des „Gruppenkubus“ für eine freundliche Raumwirkung sorgt. Wer sich wirklich zurückziehen möchte, kann sich in den Besprechungsraum begeben. Durch eine Glaswand akustisch abgeschirmt, gibt es hier einen Raum für Präsentationen oder ruhige Gespräche.
Startschuss für die Club-Arbeit
Mit dem Leathermarket und dem Clerkenwell Workshop, der im gleichnamigen Stadtteil liegt, gibt es derzeit zwei Clubs in London. Diese Pilotprojekte aber sind für die Initiatoren und die Architekten erst der Startschuss, der möglichst bald nachhallen soll. Wie bei den bereits realisierten Arbeitsräumen, soll auch in den neuen Dependancen immer auf die individuellen Gegebenheiten jedes Ortes und den Bestand eingegangen werden. Trotzdem ist jeder Club Workspace ersichtlich Teil der Gruppe. Für den Wiedererkennungswert sorgen die Einrichtungselemente wie Parkett, Tische und Stühle, die sich konsequent in jeder Filiale wiederfinden sollen.