Projekte

Atelier, Büro und Wohnen - Alles unter einem Dach

von Katrin Schamun, 25.02.2008

Die meisten Architekten sind Idealisten: Arbeit bestimmt ihr Leben, für Privates bleibt da nur wenig Zeit. Betreiber von Kleinbüros arbeiten oft mehr Stunden in der Woche als Kollegen in anderen Berufen und häufig auch am Wochenende. Bei den Bauherren dieses Berufstandes steigt deshalb die Tendenz, Büro- und Wohnbereich in einem Haus unterzubringen – ganz einfach, weil es praktisch ist. Häuser dieser Art gibt es viele (Haus in Formentera, eines der jüngsten Projekte ist das Haus C-1 in Tokio, das der Architekt und Designer Nicolas Gwenael, Begründer des Büros Curiosity, zusammen mit Tomoyuki Utsumi von Milligram Studio für sich und seine Familie entworfen hat. Hausbesitzer Nicolas Gwenael scheint, worauf bereits die Namensgebung seines Büros Curiosity schließen lässt, ein Faible für Ungewöhnliches zu haben, denn das Haus ist kein simples Wohn- und Bürohaus, sondern birgt einige Besonderheiten. Dies macht neugierig.
Nichts ist so, wie es scheint.
C-1 ist das erste Architekturprojekt von Nicolas Gwenael und seinem Büro Curiosity, deshalb auch die Bezeichnung C-1. Mit seinem Kollegen und Freund Tomoyuki Utsumi entwarf er ein solitäres Gebäude, einen in sich geschlossenen Bau, der im Inneren mit einigen Überraschungen aufwartet und nach außen durch die hinter der Fassade angebrachten Stoffflächen leuchtet wie eine überdimensionale Lampe. Die vier Geschosse des Hauses sind durch eine außergewöhnliche Erschließung miteinander verbunden. Eine Treppe aus Beton windet sich spiralförmig um den Grundkörper des rechteckigen Gebäudes. Irritierend ist, dass die sich um das Gebäude schlängelnde Treppe aufgrund ihres Materials viel schwerer wirkt als der völlig in Glas gefasste Kubus. Im Erdgeschoss beginnt das System als Rampe und setzt sich in den beiden oberen Etagen, in dem der Wohnbereich der Familie untergebracht ist, als geschlossener Weg fort. Eine Ausnahme ist der Weg vom Erdgeschoss in den Keller, denn dieser führt über frei schwebend wirkende Stufen aus Beton, die in der Wand verankert sind. Auf diesen beiden Etagen sind die Atelier- und Büroräume untergebracht. Diese Treppe wird von den Architekten – in Anlehnung an Schiffe und Flugzeuge – „Gangway“ genannt. Von dort aus ergeben sich Einblicke in das Innere des Glaskubus` sowie Durchblicke bis zur gegenüberliegenden Treppe. Beim Aufstieg wird der Eindruck erweckt, sich in einem geschlossenen Gebäude zu bewegen, obwohl das Gebäude komplett verglast ist.
Ein durchgehender Bewegungsfluss
Einzelne Räume im herkömmlichen Sinn gibt es im Haus C-1 nicht. Jede Etage ist als großer offener Raum gestaltet. Sämtliche Anschlüsse und Medien sind in einem von unten nach oben durchgehenden hölzernen Kern untergebracht, der Bäder und Sanitäranlagen birgt. Dadurch wird die Bewegung der außen liegenden spiralförmigen Rampen im Inneren um den Kern fortgesetzt. Im Erdgeschoss und im Keller sind Atelier- und Arbeitsplätze für die Büromitarbeiter untergebracht. Es gibt abgetrennte Bereiche mit abgeschotteten Arbeitsplätzen und größere, offen gehaltene Räume. Im Erdgeschoss befindet sich ein Sitzungs- und Arbeitsraum, der offen, luftig und hell gestaltet wurde. Inventar und Möbelstücke des gesamten Hauses bestehen aus demselben hellen Holz und sind im japanisch-minimalistischem Stil gefertigt.
Direkt über dem Büro lebt die Familie
Die Schlafbereiche der Familie liegen im ersten Obergeschoss. Zwei Nischen die durch L-förmige, an den hölzernen Innenkern angehängte Abtrennungen entstehen, bilden ein Kinderzimmer und eine Garderobe. Im hölzernen Kern liegt ein großes Bad, in dem durch das Öffnen einer großen Glasschiebetür Tageslicht gelangt und die erhöht liegende Wanne in Szene setzt. Das oberste Geschoss gehört ganz der Familie, hier befindet sich der gemeinsame Wohn- und Essbereich, dem eine offene Küche angegliedert ist. Aber auch hier ist nicht alles so, wie es scheint. Denn die Suche nach dem Wasserhahn kann zu einem kleinen Abenteuer werden, da es keine Armatur gibt, sondern ein leichter Druck auf eine Metallleiste Wasser sprudeln lässt. Neben der Verspieltheit hinter diesen kleinen Täuschungen steht laut Aussage der Architekten die Absicht, den Nutzer anzuregen, die Dinge neu und anders wahrzunehmen.
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Links

Curiosity

www.curiosity.jp

Milligram Studio

www.milligram.ne.jp

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