Auf Beton gebaut
Beton, Stahl, Holz: Umbau eines Reihenhauses in London.
Das Architekturbüro McLaren Excell hat im Westen Londons aus der Not eine Tugend gemacht: Weil das Budget der Auftraggeber begrenzt war, hat Luke McLaren die Küche kurzerhand selbst entworfen und gebaut. Platz findet sie im neuen Anbau eines Reihenhauses. Hier treffen Stahl, Beton und Holz spannungsvoll aufeinander.
In Shepherd's Bush ist es wie überall in London: Die Immobilienpreise sind hoch und die Grundstücke klein. Kein Wunder also, dass die eng stehenden, beinahe pittoresken Reihenhäuser auf der Gartenseite oft um moderne Anbauten ergänzt werden. So gewinnt man Platz, ohne gleich umziehen zu müssen.
Klein wird groß
So war es auch in der Ingersoll Road bei Kate und Ewan Thompson. Das Ehepaar wohnt mit seinen zwei kleinen Kindern in einem viktorianischen Reihenhaus, wie es viele in London gibt: Es ist dreistöckig, aus rotem Backstein, mit einem Satteldach versehen und hat einen kleinen Garten – nichts Außergewöhnliches also. Die Bauaufgabe war umso anspruchsvoller: Die Auftraggeber wünschten sich einen Anbau, der eine große Küche samt Esszimmer aufnehmen sollte – jenseits der üblichen Normen und explizit ohne handelsübliche Dachfenster, Schiebe- und Falttüren oder Satteldach. Stattdessen ganz oben auf der Wunschliste: markante Materialien. Außerdem sollte die oberste Etage des Bestands ausgebaut werden, die nun zwei Schlafzimmer sowie zwei Badezimmer beherbergt. Außerdem wurden sämtliche Räume des Hauses gestalterisch überarbeitet und teilweise neu möbliert.
Keine graue Maus
Als Material für den Anbau rückte sehr schnell Beton in den Fokus – seiner ästhetischen Qualitäten wegen. Aber auch, weil sich aus dem Werkstoff individuelle, maßgeschneiderte Möbel bauen lassen. Deshalb bestehen nicht nur Wände, Böden und Decken aus Beton. Auch die Kücheninsel mit angeschlossenem Esstisch sowie Bänke und Einbaumöbel sind daraus gefertigt. Um das Budget seiner Auftraggeber zu schonen, wagte sich Luke McLaren zum ersten Mal an den Entwurf und Bau eines Küchenmöbels, wobei er den großzügig bemessenen Raum selbst recht konventionell aufgeteilt hat: Während sich über die eine Seite eine Küchenzeile erstreckt, steht für weiteren Stauraum ein raumhoher Einbauschrank zur Verfügung, der Küchenblock aus Beton ist mittig positioniert. Dessen imposante Größe wird durch die unregelmäßig geometrische Form und das Fehlen von Oberschränken bei der Küchenzeile zurückgenommen. Schön ist der Materialkontrast zwischen dem kühl-grauen Beton des Küchenblocks und dem warmen Ulmenholz der Küchenfronten. Praktisch indes ist die aus Beton gefertigte Übereck-Bank am Fenster, die elegant in einen weiteren Einbauschrank übergeht.
Aus einem Guss
Von der Küche betritt man durch eine große Glastür den Garten. Die Architekten haben den Raum nach außen erweitert, indem das Material Beton auch hier auftaucht: als Bodenbelag und in Form einer Sitzbank. Dahinter erstreckt sich ein kleines Rasenstück. Der geradlinige Anbau mit seinen großen, lichtdurchlässigen Tür- und Fensterfronten ist mit einer Fassade aus verrostetem Cortenstahl verkleidet, was dem Ensemble einen warmen Touch verleiht. Maßgefertigte Blumenkästen, ebenfalls aus Cortenstahl, ergänzen die ausgeklügelte Hof-Garten-Gestaltung.
McLaren Excell gelingt mit dem Anbau eine eigenständige gestalterische Lösung, die sich vom Bestandsbau aus dem 19. Jahrhundert abgrenzt, aber nicht mit ihm kollidiert. Die Treppenstufe, die hinunter in die Küche führt, zeigt an, dass hier etwas Neues beginnt: Beton auf dem Fußboden statt warmes Holzparkett. Große Fensterflächen statt unterteilter Sprossenfenster. Geradlinige Fronten statt Erker. Und doch schafft Luke McLaren eine Verbindung zwischen Alt- und Neubau, indem er das Fischgrat-Muster des Parkettbodens aus dem Wohnzimmer bis ins Entree der Küche zieht.