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Auf Hochglanz poliert

von Katja Neumann, 13.02.2009


Der Porsche 911 ist ein Designklassiker, neuere Modelle wie Boxster, Cayenne oder neuerdings der Panamera haben sicherlich das Zeug dazu. Mit sportlichem Design, Technik und jeder Menge Pferdestärken hat es der Stuttgarter Automobilhersteller zu beachtlichem Erfolg gebracht: So ist Porsche heute noch immer der kleinste, unabhängige deutsche Hersteller, jedoch gleichzeitig der profitabelste Automobilproduzent der Welt. Grund genug, der langjährigen Firmengeschichte mit dem am 31. Januar eröffneten Porsche Museum ein Monument zu setzen. Der schwebend wirkende Baukörper, entworfen von den österreichischen Architekten von Delugan Meissl, ist im Inneren ganz in Weiß gehalten, um die ausgestellten Sportwagen-Ikonen effektvoll in den Vordergrund zu stellen. Lichttechnisch in Szene gesetzt wurden sie von dem Zürcher Lichtplanungsbüro Delux.


Der Stadtteil Zuffenhausen im Norden Stuttgarts ist städtebaulich und infrastrukturell geprägt vom dort ansässigen Porsche Werk. Im Laufe der Jahre und im Zuge der stetigen Expansion des Unternehmens entstand schließlich eine funktionale Aneinanderreihung von Werkshallen und Bürokomplexen, zahlreiche Bahnstränge sowie eine dichtes Straßen- und Weggeflecht. Das Unternehmen ist mit dem Stadtteil eng verwachsen, was aber fehlte, war ein visuelles Identifikationsmerkmal im Städtebau. So willigte der Vorstand im Juli 2004 ein, mit dem Museumsneubau am Zuffenhausener Porscheplatz einen Präsentationsort der Unternehmensgeschichte und ein architektonisches Symbol für die Marke Porsche zu schaffen. Gewählt wurde der Entwurf der Wiener Architekten Delugan Meissl, die Bauarbeiten begannen im Oktober 2005.

„Schwebender“ Baukörper von 35 000 Tonnen

Nun wurde er eröffnet, der weithin sichtbare, prägnante Museumsbau, der als dynamisch geformter, monolithischer Baukörper konzipiert wurde. Dieser schwebt scheinbar losgelöst mit einer verspiegelten Unterseite über dem Eingangsbereich. Für die tragende Struktur des „schwebenden“ Baukörpers entwickelten die Architekten ein dreidimensionales Stahlfachwerk. Mit einer Länge von 160 Metern und einer durchschnittlichen Breite von 70 Metern erreicht der Oberbau ein Gesamtgewicht von 35 000 Tonnen, die sich auf insgesamt drei Pylonen stützen.
In Richtung Eingang verringert sich die Raumhöhe merklich und auch der zu drei Seiten offene Vorplatz verjüngt sich. Dies ist Teil einer Dramaturgie, die die Besucher des Museums durchgehend begleitet. Erhellt wird der Außenraum durch Mastleuchten der Olivio-Akzentleuchte von Semperlux, ein Modell, welches eigens weiter entwickelt wurde, um auch die Straßenzufahrt und die Terrassenbrüstung zu beleuchten.

Das Foyer

Die Reise in die Welt von Porsche nimmt für den Besucher unterhalb des losgelösten Elements ihren Anfang. Über eine sanft abfallende Rampe werden die Besucher in das Gebäudeinnere geleitet. Der untere Teil des Gebäudes dient als Foyer, das sich in Richtung Empfang, Kaffeebar und Klassik-Werkstatt ausbreitet, flankiert von Museumsshop und Restaurant. In dessen Eingangsbereich befindet sich eine weitere Spezialanfertigung von Semperlux: eine schräg gestellte Lichtwand, die zwischen zwei Eingangstüren von einer Verbundglasscheibe verschlossen wird. Das weiße Licht der Stele leuchtet bereits aus der Ferne und übernimmt zusätzlich die Funktion eines Wegweisers. Das Foyer selbst wird durch Dali-Stromschienen mit integrierten Spots beleuchtet. Der Strahler verfügt über einen fest stehenden Strahlerkörper, der den elektrischen Stromschienenadapter vollständig abzudecken vermag.
In den oberen, den eigentlichen Ausstellungsbereich, gelangt der Besucher lediglich über einen zentral gelegenen Treppenstrang. Speziell entwickelt wurden die hier installierten Wandeinbauleuchten, die in verschiedene Ausschnitte der Rohbetonwände eingepasst wurden. Auch hier verengt sich zunächst wieder die Wegführung, bevor sich der Raum, bei Eintritt in den Ausstellungsbereich, in seiner ganzen Dimension vor dem Besucher ausbreitet. Vollständig in Weiß gehalten, wurde er mit fugenlosen miteinander verschweißten Platten aus einem mineralischen Werkstoff versehen.

80 historische Fahrzeuge ins rechte Licht gesetzt

Der Zugangsort stellt zugleich ist den tiefsten Punkt einer Spirale aus Ebenen und Wegesystemen dar, die sich vernetzt durch die Ausstellung ziehen. Die räumliche Konzeption wurde bewusst so angelegt, dass sich der Besucher auf mehrere Arten durch das Ausstellungskonzept des Stuttgarter Museumsgestalters Professor HG Merz bewegen kann. Entweder beginnt man mit der Firmengeschichte vor 1948 oder wendet sich direkt dem Hauptteil der Ausstellung zu, in der rund 80 historische Automobile sowie zahlreiche Kleinexponate chronologisch präsentiert werden. Das Ausstellungskonzept ist in drei Themenbereiche gegliedert: „Idee Porsche“ umfasst technische Lösungen aus fast allen Bereichen der Mobilität sowie die grundlegende Philosophie des Unternehmens. Der Themenkomplex „Produktgeschichte“ zeigt die Geschichte der Porsche-Sportwagen, die integrierten „Themeninseln“ stellen inhaltliche Bezüge zwischen der Automobilentwicklung und der Rennfahrt dar und widmen sich zum Beispiel einzelnen Baureihen wie der „Evolution 911“ . Insgesamt umfasst die historische Sammlung des Unternehmens eine Flotte von 400 Renn- und Sportwagen. Da jedoch nahezu alle Ausstellungsfahrzeuge noch an historischen Rennveranstaltungen teilnehmen, wechseln die im sogenannten „Rollenden Museum“ präsentierten Raritäten ständig.

Die Innenbeleuchtung des rund 24 000 Quadratmeter großen Neubaus wurde auf die unterschiedlichen Anforderungen der einzelnen Flächen angepasst. So wurden für den allein 5 600 Quadratmeter großen Ausstellungsbereich Downlights mit variabel einstellbarem Neigungswinkel entwickelt, die in kegelförmigen Vertiefungen sitzen. Durch die Kreisfläche entsteht eine gleichmäßige Allgemeinbeleuchtung, während ein oder mehrere, nach individuellen Anforderungen installierte Strahler akzentuiertes Licht auf die Ausstellungsstücke werfen. Des Weiteren sind in den Kegelstümpfen Lautsprecher und Überwachungstechnik integriert.
Eine der wichtigsten Aufgaben für die Lichttechniker von Semperlux war es, im Porsche Museum Lösungen für eine nachhaltige Beleuchtung zu entwickeln. So ist schließlich jedes der rund 1000 Downlights im Ausstellungs- und Konferenzbereich sowie in der Museumswerkstatt mit energiesparenden Kompakt-Leuchtstofflampen und verlustarmen elektronischen Vorschaltgeräten bestückt, was einen wesentlichen Beitrag zur Energieeffizient des gesamten Gebäudes beiträgt.


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Links

Porsche Museum

www.porsche.de/museum

BauNetzWOCHE 911

Porsche Museum - Text, Bilder und Video-Interviews.

BauNetzWOCHE

Delugan Meissl Architekten

www.delugangmeissl.at

BauNetz Crystal Talk

Die Architekten im Gespräch

Crystal Talk

Delux Lichtdesign

www.delux.ch

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