Auffällig unauffällig
Aus zwei mach eins: Thomas Bendel und die Transformation einer Berliner Altbauwohnung.
Aus zwei mach eins: In Berlin hat der Architekt Thomas Bendel zwei Altbauwohnungen zusammengelegt und mit maßgefertigten Einbaumöbeln jede Menge Raum geschaffen. Das ausgeklügelte Farbkonzept sorgt für ein dynamisches Raumgefüge, das flexibel nutzbar ist. Auch die Bäder mit Armaturen von Axor/ Hansgrohe sind Teil des Konzepts.
„Meine Höhle, mein Start in ein neues Leben“ – so beschreibt der Bauherr sein neues Zuhause. Wobei der Begriff Höhle hier eher ein Gefühlszustand als die Beschreibung der Wohnung sein dürfte. Denn die ist das Gegenteil von Höhle: weit, licht, hell.
Alleskönnerin
Thomas Bendel hat für das Projekt in Prenzlauer Berg zwei Wohnungen zusammengelegt – und damit das Vorderhaus und den Seitenflügel eines typischen Gebäudes der Jahrhundertwende miteinander verbunden. Der Clou: Sollte der Bauherr irgendwann einmal den Wunsch nach Verkleinerung haben, kann die Wohnung ruckzuck in ihren Ursprungszustand zurückversetzt werden – ohne aufwändige bauliche Veränderungen. Zu verdanken ist dies dem variablen Grundriss, der für eine großzügige Familienwohnung ebenso funktioniert wie für zwei separate Apartments.
Multifunktionalität ist übrigens das Leitmotiv des gesamten Umbaus. Formen und Strukturen sind in Bewegung und können – je nach Anforderungen der Bewohner – schnell verändert werden. Thomas Bendel hat sich dafür vom klassischen Berliner Altbaugrundriss – endlose Flure mit davon abzweigenden Zimmern – verabschiedet und eine rhythmische Abfolge von Räumen, Wegen und Plätzen geschaffen. Trotz der massiven Eingriffe in die ursprüngliche Raumstruktur gelingt es ihm, den typischen Berliner Altbaucharme beizubehalten: (Flügel-)Türen, Dielen, Stuckkaturen und auch das neue Farbschema atmen den Geist der Jahrhundertwende.
Schrankliebhaber
Betritt man die Wohnung über den Eingang im Vorderhaus, gelangt man über ein kleines Entree in den öffentlichen Bereich mit Küche, Ess- und Wohnzimmer sowie Gästetoilette. Hier wird deutlich: Thomas Bendel liebt Schrankeinbauten, die er selbst entwirft und maßanfertigen lässt. Zwischen offener Küche und Wohnraum beispielsweise befindet sich ein von zwei Seiten bespielter Einbauschrank. Während er auf der einen Seite als Küchenschrank fungiert, nimmt er auf der anderen Seite ein Regal auf. Auch praktisch: Zwischen beiden Möbelteilen versteckt sich eine Schiebetür. Wie überlegt Bendel arbeitet, sieht man auch daran, dass die Schrankwand nicht bis an die Decke hochgezogen ist. Das lässt sie weniger wuchtig wirken und legt zudem die feine Stuckdecke frei. Oder aber der rückwärtige Bereich der Wohnung: Hier unterteilt eine Schrankwand den kombinierten Wohn-/Schlafraum und lässt beidseitig genügend Bewegungsspielraum.
Farbwunder
Auch die Gestaltung der Bäder reiht sich in den äußerst zurückhaltenden Farbreigen ein und führt das Farbkonzept der angrenzenden Räume weiter. Ganze drei Badezimmer fasst die Wohnung: Zwei Bäder mit WC, Waschbecken, Regenduschen und Badewannen sowie eine Gästetoilette. Sie alle sind mit einer gelungenen Kombination von kleinen Mosaikfliesen, weißen Wänden und großen, wabenartigen Fliesen versehen – in Braun-, Grün- und Rottönen. Spiegelschränke, satinierte Trennwände aus Glas, weiße Sanitärobjekte und verchromte Armaturen ergänzen das elegant-luftige Bad-Ensemble. Bei den Armaturen hat sich der Architekt für die Serie Axor Bouroullec der französischen Designbrüder Ronan und Erwan Bouroullec für den deutschen Hersteller Axor/ Hansgrohe entschieden. Sie passen mit ihrem schlanken Auslauf und dem separat angebrachten Mischer gut zu den schlichten, trogartigen Keramikwaschbecken.
Thomas Bendel ist ein Umbau gelungen, der praktisch ist und ästhetisch zugleich. Zahlreiche maßgefertigte Einbauten schaffen viel Stauraum, ohne sich zu sehr in den Vordergrund zu spielen. Ebenso zurückhaltend ist die Farbgestaltung der Wohnung: Braun-, Grün- und Rottöne derselben Farbfamilie, denen ein wenig Grau beigemischt ist. Die Farben tauchen an Wänden, Decken und Einbaumöbeln auf und bilden in ihrer kühlen Anmutung einen schönen Kontrast zum warmen Holzfußboden. „Durch das Farbkonzept wirken die Räume wie Schalen, die von den Bewohnern mit Leben gefüllt werden können“ – so beschreibt der Architekt sein Konzept.