Beton-Auster
Schalentier mit überraschendem Innenleben: Haus im kalifornischen Marina del Rey
Ein Schalentier mit überraschendem Innenleben: Der Architekt Roger Kurath hat im kalifornischen Marina del Rey ein Haus gebaut, das japanische Traditionen mit westlichem Lifestyle vereint. Im Mittelpunkt des Entwurfs: eine minimalistische Küche von Leicht mit Blick auf den Patio.
Marina del Rey liegt an der kalifornischen Atlantikküste, südöstlich von Venice Beach. Ein riesiger Yachthafen bestimmt das Stadtbild. Hier ist Kalifornien so, wie man es sich gemeinhin vorstellt: Sonne, Strand, Palmen. Mittendrin in dieser amerikanischen Filmkulissen-Idylle steht in einer ruhigen Wohnstraße ein kubisches Haus mit Flachdach und Betonverschalung. Von außen wirkt es verschlossen, was vor allem an den schmalen hohen Fenster- und Türausschnitten sowie dem Doppelgaragentor liegt.
Fenster zum (Innen-)Hof
Umso größer ist die Überraschung, wenn man den Wohnkubus aus Beton betritt: Das Interior ist licht und hell und zwar deshalb, weil Roger Kurath die Räume um einen luftigen Patio gruppiert hat. Raumhohe Glasschiebetüren bringen viel Tageslicht ins Innere und sorgen für eine natürliche Klimatisierung. Der extrem reduzierte, holzbeplankte Innenhof ist lediglich mit einem Japanischen Ahorn bepflanzt und lädt – ausgestattet mit Gartenmöbeln – zum Luftholen und Loungen ein.
Tatami: das Maß aller Dinge
Sämtliche Räume des Hauses befinden sich auf einer Ebene: zwei Schlafzimmer mit En-Suite-Bädern, ein Arbeitszimmer und ein kombinierter Küchen-, Wohn- und Essbereich, der auch wegen seiner Größe Mittelpunkt des Hauses ist. Die japanischen Auftraggeber hatten sich vom Architekten Elemente aus ihrer Heimat gewünscht und so beruht beispielsweise der Grundriss auf dem Maß der Tatami, der japanischen Reisstrohmatte. Und auch der Patio ist typisch für die traditionelle japanische Architektur, ebenso wie Beton geradezu als Synonym für zeitgenössische japanische Architektur verstanden wird. Wohl auch deshalb kommt der Werkstoff als Fassadenverschalung zum Einsatz und auch auf dem Fußboden – in sämtlichen Räumen des Hauses.
Küche? Wohnraum!
Einfachheit ist das Leitmotiv des Projekts, was man auch an der Gestaltung der Küche sieht. Als Wohnküche konzipiert, ist sie klassisch aufgeteilt: Ein geräumiger Küchenblock mit Spülbecken geht über in einen Esstisch aus hellem Holz. Darum gruppieren sich farbenfrohe Stuhlklassiker: der Plastic Armchair aus Polypropylen – ein Entwurf von Charles und Ray Eames aus den frühen Fünfzigern. Ebenfalls von Vitra produziert wird der Lounge Chair des Designerehepaars, der das weiße Sofa im Wohnbereich flankiert.
Apropos Wohnen: Wie eng Küche und Wohnzimmer zusammenrücken, sieht man auch an der Anordnung der Wandschränke. Die Bauherren haben sich für ein einziges Schrankprogramm entschieden, sowohl im Küchen- als auch im Wohnbereich: Amica des deutschen Küchenherstellers Leicht. Es läuft über die gesamte Raumbreite, variiert aber in der Höhe: Hochschränke parallel zum angesetzten Esstisch, niedrige Sideboards im direkt angrenzenden Wohnbereich. Ganz in Hochglanzweiß und mit grifflosen Fronten versehen, wird so gestalterische Einheitlichkeit hergestellt. Ausgestattet ist die Küche mit Elektrogeräten von Gaggenau, Spüle und Armatur sind von Franke.
California Dreamin’
Roger Kurath hat mitten in Kalifornien ein Haus mit japanischen Anklängen gebaut. Die unterkühlte Ästhetik aus Beton, weißen Wänden und minimalistischer Möblierung wird durchbrochen von eingestreuten Farbtupfern und Akzenten aus Eichenholz: Tische, Sitzmöbel, Fensterrahmen. Sie bringen einen warmen Touch ins ansonsten kühle Interior, ebenso wie Kunstwerke und Accessoires. Auch die Küche folgt diesem Gestaltungsschema. Interessanterweise handelt es sich um eine echte Wohnküche. Ein separates Wohnzimmer gibt es nämlich nicht.
Stefan Waldenmaier
Der Vorstandsvorsitzende von Leicht über Krisenzeiten als Küchenzeiten
www.designlines.de