Alles im grünen Bereich
Dieses Motto beschreibt seit kurzem nicht nur die Schwimmerfolge des Sportvereins TG Biberach, sondern auch das im September 2008 neu eröffnete Hallenbad des Vereins. Das knallige Apfelgrün, das den Innenraum der Schwimmhalle dominiert, soll müde Schwimmer munter machen!
Die Planer, das Büro 4a Architekten aus Stuttgart, haben es geschafft, mit einem vergleichsweise geringen Budget von nur 8,35 Millionen Euro etwas Spezifisches für den Ort zu entwickeln. Vor allem das expressive Dach und der farbenfrohe Innenraum bilden die dominierenden Elemente des dynamischen Entwurfs.
Das neue Hallensportbad im schwäbischen Biberach liegt in direkter Nachbarschaft zum bereits bestehenden Freibad. Die Architekten haben den länglichen Neubau zentral auf dem gleichfalls länglichen Grundstück positioniert, so dass auf allen Seiten Freiflächen für Eingangszone, Parkplätze und Liegewiesen entstanden sind. Sowohl Freibad, wie auch Hallenbad werden über ein Foyer im Neubau erschlossen, in das der Kassenbereich für beide Bäder integriert wurde.
Die Gebäudekubatur ist klar ablesbar: Ein länglicher, zweigeschossiger Funktionstrakt, in dem sich Foyer, Umkleiden sowie Wasch- und Toilettenräume befinden, lehnt sich an die rechteckige Badehalle seitlich an. Auch die Halle ist klassisch eingeteilt: An das Sprungbecken im Norden schließt das 25-Meter Schwimmerbecken an, gefolgt von dem Lehrschwimmbecken im Süden der Halle.
Eine dynamische Dachform
Während der Funktionstrakt mit einem Flachdach bedeckt ist, nimmt das Dach der Badehalle die abgeschrägte Form der Stahlträgerkonstruktion im Innern auf. An den beiden Längsseiten der Halle knickt die Dachfläche ab und wird zum Teil der seitlichen Fassaden, die im unteren Bereich verglast wurden. Im Gegensatz dazu sind die Stirnseiten im Norden und im Süden vollflächig verglast. Gegliedert werden beide durch die im knalligen Rot gestrichenen, in einem 45 Grad Winkel verlaufenden, erstaunlich schmalen Stützen, die sich hinter der Glashaut befinden.
Da das Sprungbecken mehr Raumhöhe als das Schwimm- und Lehrschwimmbecken erfordert, wurde hier die Dachstruktur aufgebrochen, angehoben und in umgekehrter Richtung gekippt.
Kostengünstig sollte es sein
Die Forderung eines Bauherrn an seinen Architekten möglichst viele Kosten einzusparen ist natürlich nicht neu. So hieß es also auch in Biberach: hohe Funktionalität gepaart mit möglichst geringem Energieverbrauch soll mit einer anspruchsvollen Gestaltung einhergehen.
Die wirtschaftliche Bauweise des Bades zeigt sich daher vor allem in den offen zur Schau gestellten Oberflächen der verwendeten Materialien. Beispielsweise bei der Tragekonstruktion der großen Badehalle: Durch den Einsatz von Massivholzschalelementen, die sich auf den großen Stahlrahmenträgern befestigt sind, konnten Spannweiten von bis zu sechs Metern erreicht werden. Dadurch wiederum konnte die Anzahl der Stahlträger, die sich über die gesamten 23 Meter Breite der Badehalle spannen, auf lediglich zwölf reduziert werden.
Der in grauem Sichtbeton ausgeführte Funktionstrakt bildet in Material und Farbwirkung einen starken Kontrast zur Schwimmhalle. Auch hier wurde auf Verkleidungen und Oberflächenbehandlungen der Materialien verzichtet. Stattdessen gliedern bewusst eingesetzte Farbakzente den Raum. Dieses Gestaltungsprinzip konnte auch bei den Startblocks, Sprungtürmen und Glasscheiben durchgehalten werden: große, angeschnittene Zahlen, Buchstaben und Piktogramme sind auf den rohen Beton sowie Glasflächen und den Bodenbelag, schwarze Feinsteinzeugfliesen, aufgebracht.
Die Farbe Grün
In der Schwimmhalle wurden die Träger, die Stützen sowie die Holzelemente in dem prägnanten Grünton lackiert. Auch hier ist die gewählte Farbe eine preiswerte Antwort auf die Frage nach einer kostengünstigen und dennoch anspruchsvollen Lösung. Bleibt zu hoffen, dass das Grün weiterhin die erhoffte aufmunternde und motivierende Wirkung auf die Schwimmleistungen des TG Biberach haben wird: Immerhin, zwei der Schwimmer des Vereins haben in diesem Jahr an den Olympischen Spielen in Peking teilgenommen.
FOTOGRAFIE Uwe Ditz, Stuttgart
Uwe Ditz, Stuttgart