Projekte

Bühne für die Mode

Die Pariser Modeschule École Duperré hat eine neue Einrichtung bekommen

von Norman Kietzmann, 21.10.2015

An der Pariser Mode- und Textilakademie École Duperré ist der Alltag in geregelte Bahnen überführt worden. Statt eines Wirrwarrs an unterschiedlichen Aufbewahrungsmöbeln und Tischen wurde Kontinuität und Klarheit der Vorrang gegeben. Die Einrichtung wird als aktives Werkzeug begriffen, das den Arbeitsprozess erleichtert.

Paris ist reich mit Kunst- und Designschulen ausgestattet. Eine der ältesten Institutionen ist die École Duperré, die 1864 von Élisa Lemonnier gegründet wurde. Die umtriebige Französin war eine treibende Kraft hinter der beruflichen Förderung von Frauen. 1862 hatte sie die private Société pour l‘enseignement professionnel des femmes ins Leben gerufen und mehrere Berufsschulen für Mädchen in Paris eröffnet. Mit der Zeit hat auch die Stadtverwaltung die Rolle dieser Ausbildungsstätten erkannt und 1906 die Dependance in der Rue Duperré übernommen.

Kontinuierliche Öffnung
Neben Mode, Textil- und Tapetengestaltung wurden fortan auch Werbung und Grafik unterrichtet. Mit der Teilnahme an der Exposition Internationale des arts décoratifs et industriels modernes 1925 trat die Hochschule erstmals auf internationaler Ebene in Erscheinung. Ihren Namen behielt die École Duperré auch nach ihrem Umzug 1969 an ihre derzeitige Adresse in der Rue Dupetit-Thouars im dritten Arrondissement – wo seitdem auch Jungen unterrichtet werden. 

Räumliche Erweiterung
500 Studenten besuchen heute die Studiengänge Mode, Textil und Grafik. Seit 2007 wird zudem der Master-Studiengang Luxus angeboten. Mit seinen hohen, lichtdurchfluteten Räumen bietet nicht nur das 1913 errichtete Backsteingebäude den passenden Rahmen. Direkt nebenan liegt das Carreau du Temple. Die einstige Markthalle des dritten Arrondissements ist viele Jahre für Modenschauen genutzt und 2014 dauerhaft in ein Kultur- und Ausstellungszentrum umgebaut worden. Die Studenten der École Duperré haben den Umbau-Prozess mit verschiedenen Installationen begleitet und bespielen das Zentrum seit seiner Fertigstellung mit ihren Abschlussarbeiten. 


Kontinuität und Klarheit
Bewegung kam unterdessen auch in die Räumlichkeiten der École Duperré. Um den eigenen Gestaltungsanspruch zu unterstreichen, ging die Universitätsleitung eine Kooperation mit dem Schweizer Systemmöbelhersteller USM Haller ein. Statt eines Wirrwarrs an unterschiedlichen Aufbewahrungsmöbeln und Tischen sollte Kontinuität und Klarheit erzeugt werden – was in mehreren Stufen umgesetzt wurde. Den Auftakt machte das Modeatelier. Ein Jahr später folgte der Computerraum und kurz danach wurden auch die Schneiderwerkstatt und das Büro des Rektors mit dem Möbelbausystem Haller ausgestattet.

Innere Logik
In die Planung der einzelnen Abteilungen sind dabei sehr unterschiedliche Vorgaben eingeflossen. Schließlich werden Stoffe anders aufbewahrt als Garnrollen. Und Nähmaschinen brauchen größeren räumlichen Freiraum als Bildschirme und Tastaturen. Trotz der Diversität der einzelnen Nutzungen wirkt die Möblierung wie aus einem Guss. Der Grund dafür liegt im Einsatz ausschließlich weißer Paneele, die sich stimmig in die historischen Räume einfügen und in ihrer visuellen Präsenz zurücknehmen.

Flexibles Werkzeug
Das Interieur dient so nicht nur zum Aufbewahren und Ordnen. Wenn die Studenten im Wochenturnus den Zwischenstand ihrer Projekte präsentieren, treten die neutralen Kuben, Tische und Regale nicht in Konkurrenz zu den gezeigten Arbeiten. Die Offenheit des Systems erlaubt zudem auch ungewöhnliche Nutzungen. So können Kleidungsstücke in einem zwei Meter hohen Rollcontainer ohne Seitenwände präsentiert werden. Neben einer Bodenplatte verfügt die offene Einheit lediglich über eine Deckenplatte mit eingehängter Kleiderstange. Die Möblierung ist damit alles andere als passiv. Sie wird zu einem Werkzeug, das die Studenten in ihren Arbeitsprozess aktiv integrieren können.

Facebook Twitter Pinterest LinkedIn Mail
Links

USM

Das USM Möbelbausystem Haller wurde zwischen 1962 und 1965 entwickelt. Der bekannte Klassiker wird in der Bürowelt, in öffentlichen Bauten wie auch im privaten Bereich eingesetzt. Die Ende 2001 erfolgte Aufnahme in die Design-Sammlung des Museums of Modern Art MoMA in New York (USA) ist eine hohe Auszeichnung und bestätigt den Kunst-Charakter des Produkts.

Zum Showroom

Ecole Duperré Paris

www.duperre.org

Mehr Projekte

Berlin macht Blau

Das neue Relaxound-Office von Ester Bruzkus Architekten

Das neue Relaxound-Office von Ester Bruzkus Architekten

Vergangenheit neu belebt

Umbau eines historischen Verlagshauses in Sydney von Hülle & Fülle

Umbau eines historischen Verlagshauses in Sydney von Hülle & Fülle

Unter dem Mond Spaniens

Die surreal-industrielle Welt des Reisinger-Studios

Die surreal-industrielle Welt des Reisinger-Studios

Kreativ in Kortrijk

Minimalistischer Office Space von Markland Architecten und Stay Studio

Minimalistischer Office Space von Markland Architecten und Stay Studio

Japanische Offenheit

Neugestaltung des Firmensitzes von L’Oréal Japan in Tokio von The Design Studio

Neugestaltung des Firmensitzes von L’Oréal Japan in Tokio von The Design Studio

Lernen in der Alten Post

Campus der BSBI in Berlin setzt auf flexibles Interior

Campus der BSBI in Berlin setzt auf flexibles Interior

Effizienter Holzbaukasten

Büroneubau in Oslo mit durchdachter Lichtplanung

Büroneubau in Oslo mit durchdachter Lichtplanung

Akustische Glanzleistung

Sanierung der Bestuhlung im Neumarkter Reitstadel von Girsberger

Sanierung der Bestuhlung im Neumarkter Reitstadel von Girsberger

Zweite Auflage für eine Druckerei

Büro mit Tatami-Raum von INpuls in München

Büro mit Tatami-Raum von INpuls in München

Lebendige Präsentation

Neu gestalteter Showroom von Goldbach Kirchner

Neu gestalteter Showroom von Goldbach Kirchner

Infrastruktur fürs Glück

Bibliothek in Kirkkonummi von JKMM

Bibliothek in Kirkkonummi von JKMM

Möbel nach Maß

Nachhaltig transformiertes Cartier-Headquarter von Atelier Nova

Nachhaltig transformiertes Cartier-Headquarter von Atelier Nova

Das Regenbogen-Büro

Innovationsraum Space in Hamburg von Studio Besau-Marguerre

Innovationsraum Space in Hamburg von Studio Besau-Marguerre

Haus im Haus

Studio Alexander Fehres „Herzzone” für ein Büro von Roche

Studio Alexander Fehres „Herzzone” für ein Büro von Roche

Eine Ausstellung, die Stellung bezieht

Fotografiska Berlin im einstigen Tacheles von Studio Aisslinger

Fotografiska Berlin im einstigen Tacheles von Studio Aisslinger

Vom Sehen und Gesehenwerden

Eine Naturheilpraxis auf den Azoren von Box Arquitectos

Eine Naturheilpraxis auf den Azoren von Box Arquitectos

Besondere Böden

Fünf Projekte mit ungewöhnlicher Bodengestaltung

Fünf Projekte mit ungewöhnlicher Bodengestaltung

In eigener Sache

Ein Büro-Makeover vom Office-Spezialisten CSMM in Düsseldorf

Ein Büro-Makeover vom Office-Spezialisten CSMM in Düsseldorf

Ein sportliches Haus

Das neue Headquarter von Spillmann Echsle für On Running

Das neue Headquarter von Spillmann Echsle für On Running

Geflieste Exzentrik

Das neue Büro des kanadischen Fashion-Studios M.A.D.

Das neue Büro des kanadischen Fashion-Studios M.A.D.

Arbeiten unter Palmen

Amsterdamer Büro mit begehbaren Möbeln von Studioninedots

Amsterdamer Büro mit begehbaren Möbeln von Studioninedots

Grüne Arbeitsstruktur

Co-Working-Space in Barcelona von Daniel Mòdol

Co-Working-Space in Barcelona von Daniel Mòdol

Moderner Triumphbogen

Gebäudekomplex von Nikken Sekkei in Dubai

Gebäudekomplex von Nikken Sekkei in Dubai

In altem Glanz

Restaurierung einer historischen Villa in der italienischen Provinz Modena

Restaurierung einer historischen Villa in der italienischen Provinz Modena

Inspirationen statt Emissionen

Nachhaltiger Büroneubau von Studio Daytrip in London

Nachhaltiger Büroneubau von Studio Daytrip in London

Außen Altbau, innen New Work

Berliner Juris-Dependance am Ku’damm von de Winder Architekten

Berliner Juris-Dependance am Ku’damm von de Winder Architekten

Viel Platz für Veränderung

Atelier Gardens in Berlin-Tempelhof von MVRDV

Atelier Gardens in Berlin-Tempelhof von MVRDV

Dialog mit der Stadt

Das Verwaltungszentrum Brucity in Brüssel

Das Verwaltungszentrum Brucity in Brüssel

Bunter Community-Space

kupa Kitchen & Working Lounge von Stephanie Thatenhorst in München

kupa Kitchen & Working Lounge von Stephanie Thatenhorst in München

Facettenreiche Bürolandschaft

Vielschichtiger Workspace von SCOPE Architekten in Dresden

Vielschichtiger Workspace von SCOPE Architekten in Dresden