Cookuk - Ein Kochstudio in der Schweizer Provinz
Verführerische Küchendüfte, frische Zutaten und klappernde Küchengeräusche? Ging man früher essen, setzte sich an feierlich gedeckte Tische und ließ sich ein köstliches Mahl kredenzen – wobei der Koch meist unsichtbar blieb und man selbst nicht einen Finger krümmte –, so geht der Trend heute zum Selbst-Kochen unter fachlich versierter Anleitung. Dabei steht das gemeinsame Genießen des zuvor zubereiteten Essens im Vordergrund des Geschehens. Vereinfacht gesagt geht es um das kommunikative Kocherlebnis, Genuss und Lerneffekt eingeschlossen. Diesem Trend folgt das Kochstudio „Cookuk“ in Aarau. Zugegeben, der gemeine Besucher verirrt sich nicht unbedingt in die beschauliche Kleinstadt im Schweizer Kanton Aargau. Es sei denn, er hat einen Kochkurs gebucht oder möchte einfach nur gut essen in (geschlossener) Gesellschaft. Und zwar im „Cookuk“. So einladend und raffiniert wie der Name des Kochstudios ist auch die Gestaltung der Räumlichkeiten, die der Schweizer Designer Jörg Boner entwarf.
Von der simplen Betriebskantine zum Erlebniskochen für Manager
Das Konzept von „Cookuk“ umfasst Kochschule, Restaurant und Schulungsort. 15 Meter in der Länge misst der Raum, in dem die „Cookuk“-Besitzer Susanne Vögeli und Max Rigendinger mit Gästen oder allein kochen – der Schwerpunkt liegt dabei auf der mediterranen Küche. Das Kochstudio befindet sich in einem ehemaligen Personalrestaurant auf einem Aarauer Industriegelände. Die Aufgabe von Jörg Boner bestand darin, die bereits bestehenden Räumlichkeiten um einen Kursraum zu erweitern. Der ehemalige Lagerraum mit einer Grundfläche von 6 x 15 Meter wurde so umgestaltet, dass nun zehn bis zwanzig Personen darin kochen und essen können. Ergänzt wird das Kochstudio von einem stimmungsvollen Gastraum und dem angrenzenden Garten, wo das sogenannte Sommerrestaurant inmitten eines idyllischen Kräuter- und Blumengartens liegt. Hier kann der Gast sozusagen in natura sehen, was später auf den Teller kommt. Manchmal finden hier auch Lesungen, Konzerte oder Gespräche statt – allesamt in unkomplizierter Atmosphäre. Denn eines ist klar: Die Zubereitung von Speisen ist zum kommunikativen Akt geworden, niemand möchte mehr allein in der Küche stehen – das stellte Otl Aicher bereits 1982 fest. Auch das Essen im „Cookuk“ ist unkompliziert und hat immer einen Bezug zur Jahreszeit, zu verschiedenen Kulturen, Produzenten oder Gästen.
Das Design: selbstverständlich und unaufgeregt
Unkompliziert ist auch das Design von Jörg Boner, der 1996 seinen Abschluss in Produktdesign an der damaligen Schule für Gestaltung in Basel machte. Im „Cookuk“ hat Boner, wie er es nennt, einen „Laufsteg für Speisen“ entworfen, anhand dessen der Ablauf des Kochkurses in der Möblierung ablesbar sein soll. Der Designer entwickelte Tische, Bänke und Leuchten, allesamt ausgerichtet auf die speziellen Bedürfnisse des Kochstudios und die Wünsche seiner Auftraggeber. In der Mitte des langgestreckten Raumes steht eine Anordnung von verschiedenen Tischen, die als Arbeitsplatz fungieren und mit Spüle, Gasherd und Arbeitsfläche versehen sind. Sie sind so hoch gestaltet, dass man daran stehend gut und bequem arbeiten kann. Vervollständigt wird diese Anordnung von einem Tisch, der Platz für 18 Personen bietet und die stattliche Länge von über sieben Meter aufweist. Daran platziert sind sechs Bänke mit Unterbauten aus pulverisiertem Stahlblech und Sitzflächen aus Ulme, die Boner anstelle von Stühlen als Sitzgelegenheit gestaltete. Als Inspiration dafür dienten ihm die Erste-Klasse-Bänke der alten Schweizer Züge. Zusammen mit Christian Deuber hat Boner für das „Cookuk“ zwei spezielle Arten von Lampen entworfen: Über der Kochinsel schweben direkt unter der Decke runde, aubergine-farbige Fluoreszenzleuchten, über den Essplätzen Halogenleuchten mit einem Schirm aus Chromstahl und Baumwolle. Durch die in sämtliche Lampen eingebauten Dimmer können ganz verschiedene Lichtstimmungen hergestellt und das Licht auf die verschiedenen Bedingungen abgestimmt werden. Mit den aubergine-farbigen Lampen korrespondieren Teile der Wandschränke, deren Farbabstufung stimmig mit dem Gesamtkonzept ist. Entlang der Außenwand hat der Designer Ablagen gestaltet, die als weiterer Arbeitsplatz fungieren können. Im unteren Teil werden die Schränke durch Vorhänge geschlossen – ähnlich dem Schüttstein in früheren Küchen. Möchte man sehen, was man zubereitet und reicht das Tageslicht nicht mehr aus, kann man die klassische Tischleuchte L1 aus den 1930er Jahren anknipsen.
Seele und Sinne
Der Gestalter Boner beschreibt seinen Ansatz von Design folgendermaßen: „So pragmatisch die Arbeit eines Designers auch sein mag, Design so wie ich es verstehe, hat weniger mit dem Verstand als vielmehr mit den Sinnen zu tun. […] Die Abbildung von heutigen Lebensweisen, die Verwendung und Übersetzung von deren Zeichen und Symbolen können ein Produkt gegenwärtig machen – hauchen ihm die Seele ein und geben ihm den Wert.“ Kochen in der Provinz kann also ganz schön spannend sein.
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