Die blaue Stadt
Die riesige Festung Mehrangarh thront wie ein Adlernest auf einem mächtigen, 130 Meter hohen Felsen. Zu ihren Füßen liegt das indische Jodhpur und mit ihm das Raas. Letzteres steht im Kontrast zur Wüstenstadt und ist zugleich ihr „Spiegel“. Die ehemalige Fürstenresidenz wurde kürzlich nach Plänen des Architekturbüros Lotus in ein Hotel umgewandelt. Das Resultat ist eine Verbindung aus Alt und Neu, in der sich originale und moderne Elemente geschickt zusammenfügen – das zeigt sich selbst in dem neu angelegten Spa.
Jodhpur ist bekannt als die „blaue Stadt“. Auch wenn in Rajasthans fünfhundert Jahre alter Metropole weitgehend der rosafarbene Sandstein der Region verbaut wurde, sind die Wohnhäuser in der eingefriedeten Altstadt überwiegend in indigoblau gestrichen – die Farbe der Kaste der Brahmanen. Im glanzvollen Nordosten der Stadt liegt der vom Architekturbüro Lotus (New Delhi) umgebaute, 6.000 Quadratmeter große ehemalige Wohnsitz eines Fürsten.
Der Ursprung
Die Anlage umfasste vor ihrer Umwandlung in ein Hotel vier baufällige Gebäude aus dem für die Region typischen rosafarbenen Sandstein. Das älteste, das Haveli, wurde Ende des 18. Jahrhunderts als private Residenz der Familie errichtet und wird durch grazil in Stein gemeißelte Täfelungen – ein Attribut der Rajput-Architektur – charakterisiert. Der zuletzt um 1850 hinzugefügte Baukörper, das Baradari, ist ein von Säulen umgebener offener Pavillon, der dem Hausherrn als Unterhaltungsort diente. Zudem gab es Trakte für das Gesinde und das Wachpersonal sowie ein Gästehaus und einen Tempel.
Spiegel der Umgebung
Die historischen Bauten wurden nach Plänen von Lotus sorgfältig restauriert und zu öffentlichen Bereichen des Hotels wie Restaurant, Foyer und Spa umfunktioniert. Als Kontrast, aber auch als Spiegel Jodhpurs entwarfen die Architekten zudem drei moderne Gebäude, welche die ursprüngliche Anlage säumen und 35 jeweils mit großräumigen Balkonen ausgestattete Zimmer und Suiten beherbergen. Wie ihre Umgebung verbinden auch sie Alt und Neu: modernes und elegantes Interieur eingebettet in rosarotem Sandstein. Die moderne grafische Formensprache ist dabei funktional und dekorativ zugleich und repräsentiert traditionelle Materialien und handwerkliches Können der Region.
Moderne Kontraste
Die Fassaden der vierstöckigen Gebäude wurden – als Referenz an die „blaue Stadt“ – blau gestrichen und scheinen mit dem Horizont zu verschmelzen. Zudem ließen sich die Architekten von Jalis inspirieren. Dabei handelt es sich um Bauelemente mit einer durchbrochenen, gitterartigen Struktur, die als Fenster, Fensterladen, Balkonbrüstung oder Raumteiler dienen und aus Holz, Ziegeln, Zement oder Gesteinen wie Marmor oder Sandstein hergestellt werden. Beim Raas wurde wieder der rosafarbene Sandstein für den Innen- und Außenraum verwendet. Er zitiert die pointillistische Wandgestaltung der Zimmer und schafft eine zeitgemäße Balance zwischen ihrer glatten geometrischen Ästhetik und der althergebrachten Ornamentik der vorhandenen Architektur.
Fürstlich wohnen
Das Highlight des Hotels ist die Heritage Suite, eine der vier Suiten, die im Haveli untergebracht sind. Hier wurden die Originalbauteile wie die kunstvollen Ornamente an den Wänden sowie die großen Bogenfenster aufgearbeitet. Neu sind einzig die modernen und eleganten Möbel und der Badbereich. Letzterer verbirgt sich hinter einer opaken Glastür und ist in drei Bereiche aufgeteilt: Der erste umfasst den Waschbereich mit geräumiger Dusche und einem Waschtisch aus dunklem Teakholz, auf dem zwei formschöne Waschbecken stehen. Darüber hängen geschickt in die Wandverzierung eingelassene Spiegel. Zudem gibt es einen abgetrennten WC-Bereich sowie einen Extraraum mit rechteckiger Badewanne, die sich ebenfalls elegant in den Raum einfügt und von der aus man durch eine große Fensteröffnung auf die Umgebung blickt.
Wer sich lieber in der Natur erfrischen will, kann im 8 mal 15 Meter großen Swimmingpool im Herzen der gesamten Anlage lange Bahnen schwimmen. Und wem die Erholung hier immer noch nicht ausreicht, steht das Serena Spa zur Verfügung. Es ist in einen der ursprünglichen Trakte eingefügt und umfasst fünf Behandlungsräume sowie ein Hamam – ideal also, um sich fürstlich verwöhnen zu lassen.
Links