Die Wiederbelebung eines Mythos
Ein Hauch von Luxus und Glamour umweht den Namen eines der berühmtesten Hotels Londons: das Savoy. Hier gaben sich seit der Eröffnung 1889 Filmstars wie Liz Taylor, Charlie Chaplin oder Marlene Dietrich, Musiker wie die Beatles oder Bob Dylan, Politiker und sogar Könige die Klinke in die Hand. Im Dezember 2007 schloss das Traditionshaus seine opulenten Pforten für eine mehrere Jahre andauernde, umfassende Komplettsanierung, die rund 220 Millionen Pfund gekostet haben soll. Im Oktober war es schließlich soweit: Das runderneuerte Luxushotel zeigte sich der Öffentlichkeit bei der offiziellen Wiedereröffnung in neuem Glanz – und mit neuer Beleuchtung, die vom Büro Lighting Design International konzipiert wurde und nicht nur die Innenräume erstrahlen lässt, sondern auch die historische Fassade des Gebäudes weithin sichtbar illuminiert.
Wer im ausgehenden 19. Jahrhundert etwas auf sich hielt, nächtigte in London im Savoy. Denn neben seiner einzigartigen Lage direkt an der Nobelstraße The Strand konnte das Savoy für damalige Zeiten mit einer Reihe von luxuriösen Innovationen aufwarten: So hatte es als erstes Hotel in Europa separate Badezimmer mit fließendem Wasser, es gab elektrische Aufzüge, und es bot vor allem elektrisches Licht zu jeder Zeit – als erstes Hotel in ganz England. Der damalige Direktor war übrigens César Ritz, der später durch sein eigens Luxushotel zu ebenso großem Ruhm gelangte.
Im 20. Jahrhundert lebte das Savoy von seinem Ruf als Anlaufstelle für Prominente und die Londoner Upperclass. So gab es schon vor der Sanierung neun Suiten, die an berühmte Gäste des Hotels erinnern, wie unter anderem die Marlene-Dietrich- oder die Winston-Churchill-Suite. Dennoch verpasste das Savoy im 21. Jahrhundert den Anschluss an moderne Entwicklungen. Ein Internetzugang war zum Beispiel nicht in den Zimmerpreisen enthalten. Das Savoy musste dringend grundlegend erneuert werden – mit moderner Technik, neuer Beleuchtung und einem zeitgemäßen Interieur.
Alt und neu
Verantwortlich für das neue Interiordesign ist der Designer Pierre Yves Rochon, dessen Pläne von den Architekten Reardon Smith und dem Bauunternehmen Chorus Group umgesetzt wurden. Neben den Neuerungen war es Rochon vor allem ein Anliegen, den Geist des Hotels zu bewahren und mit ihm auch zum Beispiel die einzigartigen Art-Déco-Elemente oder die Glasarbeiten des Künstlers René Lalique. Die insgesamt 268 Zimmer des Hotels wurden sorgfältig renoviert und zwei neue Luxus-Suiten geschaffen. Zudem gibt es nun einen Fitnessbereich und einen Swimming-Pool auf dem Dach des Hauses. Wiederbelebt wurden auch das legendäre River Restaurant und der besonders von Churchill geschätzte Savoy Grill, der nun unter der Leitung von Promi-Koch Gordon Ramsay steht. Neu im Hotel ist die Beaufort Bar und der Teeladen Savoy Tea. Ihr Heißgetränk können die Gäste bevorzugt im sogenannten Thames-Foyer einnehmen. Hier wurde die zur Zeit des Zweiten Weltkrieges zugemauerte große Glaskuppel wieder freigelegt, sodass im Foyer mit den opulenten Glaslüstern und einem Pavillon eine Art Wintergarten entsteht.
Historische Elemente betont durch moderne Technik
Abends wird die Glaskuppel dezent von Kaltkathodenröhren illuminiert, die rund um die Kuppel verteilt sind und diese von unten anstrahlen. Der Effekt: Statt einfach das Erscheinungsbild bei Tag zu simulieren, werden bei Dunkelheit die einzelnen Glaselemente betont. Zur Mitte der Kuppel wird das Licht dunkler, was die charakteristische Form hervorhebt. Die typischen Glaslüster finden sich auch in der Eingangshalle wieder. Diese sind mit dimmbaren Lichtquellen ausgestattet, die sanft die Alabasterschale ausleuchten und zugleich die stuckverzierten Decken betonen.
Besonderheiten hervorzuheben bei einer gleichzeitig warmen und persönlichen Allgemeinbeleuchtung – so lautete der Auftrag der Lichtgestalter von Lighting Design International. Nach Möglichkeit sollten energieeffiziente Lösungen eingesetzt werden, jedoch nur, wenn diese den Effekt nicht beeinträchtigen. Die im ganzen Haus verteilten Kronleuchter und Wandleuchten sind nun abgedimmt, sodass überall eine warme Hintergrundbeleuchtung zu finden ist. Die Allgemein- und Akzentbeleuchtung wird durch entblendete Spots erzielt. Deckenfluter wurden integriert, um besondere architektonische Feinheiten wie Säulen, Pilaster oder Wandnischen zu akzentuieren. LED-Lichtstreifen verwendeten die Lichtdesigner für die Beleuchtung der Treppenstufen, der Regale und zur Hintergrundbeleuchtung von historischen Glaselementen. Zwei verborgene LED-Lichtstreifen illuminieren zudem die Lalique-Front der Beaufort-Bar.
Luxuriöse Fassadenbeleuchtung
Zur Aufgabe der Lichtgestalter gehörte auch die Erneuerung der Außenbeleuchtung, schließlich war die alte Fassadenbeleuchtung in die Jahre gekommen und wirkte dementsprechend müde und lückenhaft. Beispielsweise war der Haupteingang am Savoy Court von The Strand aus kaum wahrnehmbar. Um diesen hervorzuheben, sind die Pilaster an der Nordseite neben dem Eingang nun angestrahlt, sodass das Portal in den Fokus rückt. Auch die Beleuchtung an der Südseite sollte wärmer und luxuriöser wirken als zuvor. Daher wurden die Lichtquellen in ihrer Position verändert, um bestimmte architektonische Besonderheiten hervorzuheben und den Blick mehr auf das obere Ende des Hauses zu lenken, welches von den Themsebrücken aus gut zu sehen ist. Der Eingang an der Südseite mit seinem berühmten Vordach wurde ebenfalls neu beleuchtet durch eine Kombination aus indirekter und hochstrahlender Beleuchtung, sodass das gebogene Dach aus Glas und die Betonstrukturen betont werden. Die Deckenfluter an der Unterseite des Vordachs sind dabei Sonderanfertigungen, um das Vordach vollständig ausleuchten zu können.
Trotz der umfassenden Sanierung besitzt das Savoy, das heute zur Fairmont-Kette gehört, nicht mehr das Alleinstellungsmerkmal aus früheren Tagen, die Konkurrenz ist inzwischen groß, ob in London oder weltweit. Dennoch hat das Haus eine ganz besondere Geschichte, in die es seine Gäste gerne und gegen gute Bezahlung eintauchen lässt – zum Beispiel bei einer Nacht in der Frank Sinatra-Suite mit Blick über die Themse.
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