Dieser Porsche kann nicht fahren
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Porsche und Küche – passt das zusammen? Auf den ersten Blick mag diese Kombination etwas irritierend wirken. Aber Porsche Design, gegründet 1972 von Ferdinand Alexander Porsche, ist auf vielen Gebieten unterwegs. So gestaltete man beispielsweise für Siemens eine Serie von Küchen-Elektrogeräten. Porsche Design sieht sich in der Tradition der Ulmer Hochschule für Gestaltung verankert und folgt Louis Sullivans Maxime „form follows function“. Was nun unterscheidet aber eine Porsche-Küche von anderen? Zuallererst wahrscheinlich das Design.
Die Küche als Statussymbol
Die zusammen mit dem Küchenhersteller Poggenpohl designte Küche „P`7340“ wurde speziell auf die Zielgruppe Mann zugeschnitten. Der Mann nun also auch in der Küche? Wenn es nach Porsche Design geht, soll er nicht nur ein schnittiges Rennauto fahren, sondern ab Frühjahr 2008, wenn die Küche in Serie geht, zuhause am Herd stehen. Standesgemäß, versteht sich. Das kann man bei Einstiegspreisen ab 50.000 Euro allerdings auch erwarten. Dabei ist zu beobachten, dass beim Küchenkauf der Preis als Kaufkriterium zunehmend hinter Qualität und Design rückt. Die Küche dient zunehmend als Erlebnis- und Repräsentationsraum. Wie nun also soll der Mann an den Herd gelockt werden? Vor allem durch die funktionale, sehr technische Anmutung des Designs – Minimalismus heißt das Gebot der Stunde bei Porsche Design. Da allgemein der Trend hin zur individuell gestalteten Wohnküche geht, wurde ein raumgreifendes Küchensystem entwickelt, das auf der Grundform des Rechtecks basiert und die Grenze zwischen Küche und Wohnraum verschwinden lässt.
Die Küche als zweite Werkstatt des Mannes
Bereits auf den ersten Blick fällt dem Betrachter das betont Sachliche dieser Küche, das Herausstellen der Technik auf – da können durchaus Parallelen zum Autobau gezogen werden und das wäre ja ganz im Sinne von Porsche. Vielleicht fand die Premiere der Küche deshalb auch im Leipziger Werk des Automobilherstellers statt. Die Konstruktion basiert auf einer Rahmenkonstruktion, in der die Schrankelemente beliebig positioniert werden können. Während der Rahmen aus Aluminium besteht – ein typisches Material, das auch im Automobilbau zur Anwendung kommt und Zukunftsgewandtheit ausdrücken soll -, stehen bei den Fronten zwei Holzvarianten zur Wahl: Driftwood, eine stark gebürstete Kiefer oder Dark Oak, ein fein gebürstetes dunkles Eichenholz . Beide Hölzer ergeben in Kombination mit dem Aluminium einen schönen Kontrast. Das modulare System von Rahmen und Körpern wird durch den Einsatz von farbigem Glas ergänzt, das an den Fronten oder als Füllung für die Rahmen Verwendung findet. Die dünnen Arbeitsplatten sind aus schwarzem Granit oder satiniertem Glas hergestellt. Ein schönes Detail, das die puristische Anmutung der Küche nachhaltig beeinflusst, sind die grifflosen Schranktüren. Ein leichtes Antippen genügt und die Türen, Klappen, Auszüge und Schubkästen öffnen sich leise mittels einer Öffnungsunterstützung.
Elektronische Komponenten spielen in den neuen Küchen eine entscheidende Rolle. Dazu zählt bei der Küche im Porsche Design nicht nur ein multifunktionales Lichtsystem, ein High-Tech-Audio-Video-System, das fast futuristisch daherkommt, sondern auch die Tatsache, dass der Küchengerätehersteller Miele exklusiv alle Elektro-Einbaugeräte liefert. Dazu gehören beispielsweise Backöfen, Geschirrspüler oder Dampfgarer. Sie bilden eine gestalterische Einheit mit der Küche und werden nicht mehr über Knöpfe, sondern über Sensor-Tasten bedient. Zusätzlich zu den Elektrogeräten bieten Porsche Design und Poggenpohl auch praktische, sich in das gestalterische Gesamtkonzept einordnende Accessoires an: So gibt es Gewürzdosenhalter, Bänke zur Aufbewahrung von Messern sowie ein Schneidebrett aus hochwertigem Kunststoff.
Die Küche für den Weltraum und andere Zukunftsprojekte
Es ist nicht das erste Mal, dass Poggenpohl Trends im Küchendesign setzt. 1970 ging das 1892 gegründete Unternehmen eine Kooperation mit dem Designer Luigi Collani ein. Er entwarf die „Kugelküche“, die Küche für den Weltraum, die dann aber nicht in Serie verwirklicht wurde. In Serie hingegen ging der zusammen mit dem Tischhersteller Draenert entwickelte Dining Chair, der in der Mitte elektrisch ausfahrbar ist und viel Platz zum Zubereiten von Speisen bietet. Er folgt dem Trend, dass die Küche als Kommunikationsraum genutzt wird, zunehmend auch von Männern. Dabei gehen Küche und Wohnraum immer mehr ineinander über, wie auch das Beispiel Binova zeigt. Es ist zu beobachten, dass die Küche neben dem Bad derzeit zum „Objekt der Begierde“ wird – ein Statussymbol, das gehobenen Lebensstandard und individuellen Stil widerspiegeln soll. Genau in diesen Trend lässt sich die Küche „P`7340“ einordnen.
Links
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