Ein königliches Vergnügen
1 / 9

Groß und doch klein, traditionsbewusst und modern zugleich, geprägt von südlichem Flair in den Straßencafés und junger Lebenslust – es ist genau dieser Mix, der Kopenhagen 2009 den Titel der zweitl(i)ebenswertesten Stadt der Welt bescherte, verliehen von dem Londoner Lifestyle- und Designmagazin „Monocle”. Ein gutes Beispiel für diese bunte Vielfalt ist ein kleines Café in Kopenhagens Amagertorv. Sein Name: „The Royal Café”. Hier wird bewusst gemixt was zumindest auf den ersten Blick nicht zusammengehört – und zwar visuell wie kulinarisch. Zu entdecken ist das Kleinod in der Repräsentanz der königlichen Porzellanmanufaktur Royal Copenhagen. Zweifelsohne ist der Gast hier König: Selbst das Porzellan, auf dem die kosmopolitischen Köstlichkeiten kredenzt werden, darf selbst ausgesucht werden.
Weder New York oder Paris, noch London oder Amsterdam konnten es ganz nach vorne schaffen. Auf Platz zwei der lebenswertesten Städte der Welt logiert dieses Jahr knapp hinter Zürich die dänische Hauptstadt Kopenhagen. Platz drei belegt Tokyo. Tyler Brûlé, Chefredakteur von Monocle, waren bei den Auswahlkriterien für seine Top 25 – nachzulesen in der aktuellen August/September Ausgabe – nicht nur Faktoren wie Sicherheit, medizinische Versorgung und durchschnittliche Sonnenscheindauer wichtig. Für ihn zählten Flair und Ambiente einer Stadt. Und da konnte die Stadt am Øresund, bekannt als Fahrradstadt und „Metropole mit menschlichen Dimensionen“, ausgeprägtem Öko-Bewusstsein, dem hohen Anteil an Grünflächen sowie dem sauberen Badewasser im Hafen kräftig punkten. Nicht zu vergessen, dass sich diese den Puls der Zeit fühlende Stadt ebenso durch moderne Architektur, herausragendes Design, gute Restaurants und natürlich reizende Cafés auszeichnet.
Alles unter einem Dach
Ein eben solches findet sich am Amagertorv – oder Amager Markt – der sich auf halbem Weg zwischen Rathausplatz und dem großen Platz Kongens Nytorv in der Haupteinkaufsstraße der dänischen Hauptstadt findet. Versteckt hinter der Fassade des aus der Neorenaissance stammenden Gebäudes mit der Hausnummer 6 liegt ein kleiner kopfsteingepflasteter Innenhof, in dem weiße Gartentische insbesondere an sonnigen Vormittagen zum Verweilen einladen. Willkommen in „The Royal Café“.
Ob nun bei Kaffee, Tee, dänischen Back- oder anderen Spezialitäten, wie dem Klassiker „Rødgrød med fløde“, zu Deutsch „Rote Grütze mit Sahne“ – dieses Fleckchen Erde scheint der ideale Ort, um vorangegangene Einkaufsbummel zu krönen. Lediglich eine Tür trennt den offenen Innenhof von dem angrenzenden Flagshipstore der weltberühmten Porzellanmanufaktur Royal Copenhagen. Zeitgleich mit der Eröffnung des Cafés im Jahre 2007 konnten die umfassenden Renovierungen des architektonischen Aushängeschildes des Porzellanherstellers abgeschlossen werden. Heute vereint das herrschaftliche Gebäude aus dem 17. Jahrhundert die Verkaufs- und Präsentationsräume der Manufaktur, ein dazugehöriges Museum sowie das „königliche" Café.
Typisch Dänisches, königliches Kulturerbe und eine Portion Humor
Betritt man dessen Räumlichkeiten, empfängt einen ein wahrhaft bunter Stilmix: Weiße Tische mit hellblauen gedrechselten Beinen reihen sich entlang der Längsachse des schlauchförmigen Cafés. Die in zartem Rosa getünchten Wände sind überwiegend bemalt oder teils bedeckt mit klassischen Gemälden in Form von – wie könnte es anders sein – königlichen Porträts. Hier und da finden sich kleine Regale sowie gläserne Schaukästen, in denen potenzielle Mitbringsel oder sonstige Accessoires verzückte Blicke auf sich ziehen. Unter der Decke schimmert ein Dach aus lichtem silberfarbenem Papier mit Birkenblatt-Dekor, zusätzlich hervorgehoben von Kronleuchtern moderner Schlichtheit, die in örtlichen Glasmanufakturen gefertigt wurden.
Kleine Dinge, große Wirkung
Lässt man den Blick weiter schweifen, erblickt der Design-Liebhaber eine Auswahl feiner dänischer Designerwaren. Platz genommen werden darf beispielsweise auf Arne Jacobsens Ameisen-Stühlen, in Glasvitrinen und auf kleinen Tischen finden sich pittoreske Porzellan-Accessoires der königlichen Kopenhagener Porzellan Manufaktur, die zusätzliche Akzente setzen. Wahrlich schwer zu übersehen sind die lebensgroßen Figuren aus Pappmachée, die von der Decke herabhängen, um – wenngleich aus luftiger Höhe – interessiert dem bunten Treiben im Café sowie Innenhof beizuwohnen.
Verantwortlich für die detailverliebte Gestaltung dieses modernen Märchenschlosses ist Lo Østergaard, Stylist bei Royal Copenhagen, und Rud Christiansen, die ausschließlich dänische Unternehmen, wie beispielsweise Holmegaard, eine der traditionsreichsten Glashütten Dänemarks, den Textil-Hersteller Kvadrat, Bang & Olufsen und den Hersteller Fritz Hansen mit Einbauten und Zubehör beauftragten, um die Authentizität dieses royal-dänischen Gesamtkunstwerkes zu wahren.
Kosmopolitische Köstlichkeiten und neue Snack-Gattungen
Auch ein Blick auf und vor allem in die Speisekarte lohnt sich, denn diese klebt auf der Rückseite alter Vinylplattenhüllen. Neben den bereits erwähnten dänischen Klassikern sollte unbedingt die unangefochtene Spezialität des Hauses getestet werden: Die Rede ist von „Smushis” – einer kosmopolitischen Kombinationen aus Smørrebrød und Sushi. Komplettiert wird das Angebot durch besondere Tee- und Kaffeesorten und die dazugehörigen Kuchenspezialitäten. Besonders charmant und von royal großzügiger Geste: Jeder Gast darf sich das Porzellan aussuchen, auf dem er Speisen und Getränke serviert bekommen möchte.
Rud Christiansen und Lo Østergaard planen bereits Kochkurse für Einheimische und ausländische Besucher Kopenhagens. Wer nicht so lange warten möchte, der kann das Royal Café bereits jetzt für private Events und Partys anmieten.
Links
The Royal Café
www.theroyalcafe.dkRoyal Copenhagen Porzellan-Manufaktur
www.royalcopenhagen.comMehr Projekte
Moderne Großstadtküchen
Fünf außergewöhnliche Projektbeispiele

Eine runde Sache
Dries Otten baute in Belgien eine Stadtwohnung um

Belebter Backstein
Mehrfamilienhaus in ehemaliger Textilfabrik in Melbourne

Bunter Community-Space
kupa Kitchen & Working Lounge von Stephanie Thatenhorst in München

Gestaffeltes Wohnhaus
Umbau einer kleinen Genter Stadtvilla von Graux & Baeyens Architecten

Tiroler Putz in Madrid
Atelier- und Wohnhaus Blasón von Burr Studio

Ziegelstein und Hefe
Hannes Peer gestaltete die Bäckerei Signor Lievito in Mailand

Dialog der Gegensätze
Umbau einer Drei-Zimmer-Wohnung in Brooklyn

Beton trifft Reet
Farmhaus von NORRØN im dänischen Haderslev

Küche als Ort der Begegnung
Erweiterung eines Wohnhauses aus den Dreißigerjahren

Beton auf allen Ebenen
Brutalistischer Anbau von McLaren Excell in London

Multifunktionales Penthouse
Loft in München von allmannwappner

Recycelter Anbau
Subtile Erweiterung eines viktorianischen Wohnhauses in London

Whisky im Pantheon
Eine Sichtbeton-Destillerie von Neri&Hu in China

Bewohnter Adventskalender
Lenka Míková Architekti gestaltet ein Prager Apartment

Küche mit Aussicht
Intelligenter Anbau von Material Works in London

Mut zur Maserung
Die schönsten Interiors mit Holz

Ode an die Natur
Restaurant Lunar in Shanghai von Sò Studio

Schiffscontainer im Garten
Umgestaltung eines Londoner Reihenhauses von DEDRAFT

Fließende Zimmer
Die schönsten textilen Raumteiler

Die Farben der Wüste
Restaurant Shay von Ivy Studio in Montreal

Großstadt in der Provinz
Die von Maurizio Lai gestalteten Sushi Clubs in der Brianza

Marmoriertes Gewölbe
Weinbar im historischen Palazzo von brunelli ann minciacchi

Café in Scherben
Drop Coffee in Dubai vom Designstudio Roar

Architektur im Wunderland
Das Londoner White Rabbit House von Gundry + Ducker

Für Katzen und Menschen
Ein Vierbeiner-Café von Davidson Rafailidis in Buffalo

Cosy Kost
Neues Raumkonzept von OEO Studio für Sternerestaurant Kadeau

Rotlicht auf der Treppe
Nautischer Gourmettempel von El Equipo Creativo in San Sebastián

Dolce Vita in Denkendorf
Multifunktionales Restaurant-Interieur von Ippolito Fleitz

Eine Bühne für den Austausch
Flexibler Multifunktionsraum von Delordinaire in Paris
