Ein Mal Amsterdam und zurück
Von Kaufleuten über Musiker zu Hotelgästen: In dem herrschaftlichen Bauwerk am Amsterdamer Museumplein sind schon viele Menschen ein- und ausgegangen. Erbaut Ende des 19. Jahrhunderts durch den niederländischen Architekten Daniel Knuttel, beherbergte das stattliche Klinkergebäude zunächst die Rijkspostspaarbank und später die erste Musikhochschule der Stadt, bevor es nun von Piero Lissoni in das Conservatorium Hotel mit 129 Zimmern und Suiten sowie einem großzügigen Spa- und Fitnessbereich umgewandelt wurde. Das Resultat ist ein apartes Quartier, das dank der gekonnten Verbindung von historischen Details und zeitgenössischer Ästhetik einen ruhigen und entspannenden Eindruck vermittelt – ohne zu starke Kontraste und Spielereien.
Für die Sanierung des geschichtsträchtigen Gebäudes ließ sich Piero Lissoni von der Stimmung des Ortes inspirieren. „Es ähnelt Draculas Schloss“, erzählt der Mailänder Architekt. „Die Stimmung ist recht dunkel, und ich habe versucht, diese Dunkelheit zu respektieren.“ Das Ergebnis ist ein Gebäude mit einer Fassade, die im alten, ursprünglichen Zustand beibehalten wurde und geschickt mit neuen Elementen, insbesondere dem komplett verglasten Innenhof kontrastiert ist. Er stellt den Mittelpunkt des Hotels dar und bildet einen harmonischen Kontrast zu den schweren, ihn an zwei Seiten rahmenden Backsteinwänden des Originalgebäudes.
Zeitgenössische Erweiterung
Betritt man heute das Hotel, gelangt man zunächst in den an eine Kathedrale erinnernden lichtdurchfluteten Innenhof. Gegenüber des Eingangs steht ein langer, von Lissoni gestalteter Tresen aus Schwarzglas, der als Rezeption dient. Rechts davon befinden sich ein separates, teils mit Travertin verkleidetes, teils verglastes Treppenhaus, das zwei Fahrstühle sowie eine offene, gewundene Treppe aus schwarzem Stahl umfasst. Links der Rezeption, direkt neben dem Eingang, sind großzügige, in dezenten Farbtönen gestalteten Sitzgruppen platziert, die dank ihrer unterschiedlichen Kompositionen aus großen Teppichen, eleganten Ledersofas, farbigen Sesseln, Beistelltischen und Stehleuchten wie gemütliche kleine Wohnzimmer wirken. An die Lobby anschließend befindet sich die Brasserie mit Bar, die ebenfalls in dezenten Tönen eingerichtet und vom restlichen Raum nur durch ein imposantes U-förmiges Glasregal getrennt ist, in dessen Mitte – einem Wintergarten ähnlich – eine kleine Baumgruppe steht, die durch das Souterrain nach oben wächst.
Direktes Licht
Das Souterrain beherbergt das 1.000 Quadratmeter große Akasha Holistic Wellbeing Center mit diversen Behandlungs- und Ruheräumen, Saunen und Jacuzzis sowie Schwimmbad und Fitnessraum. Letzterer grenzt an das kleine, in das Erdgeschoss wachsende „Wäldchen“ an, wodurch er mit natürlichem Licht versorgt wirkt. Die anderen Räume sind abgeschiedener und werden nur mit künstlichem Licht, insbesondere mit LED beleuchtet, die sowohl für eine energetische als auch beruhigende Stimmung sorgen sollen. Das zeigt sich besonders im minimalistisch gestalteten Schwimmbereich, der von hellen Steinfliesen dominiert wird. Er umfasst ein 90 Quadratmeter großes, mit blauen Mosaiken gefliestes Schwimmbecken, das schlicht von der Decke wie vom Boden her durch blaue LEDs angestrahlt wird – schließlich soll hier nichts vom Schwimmen abhalten.
Angenehme Kontraste
Wer sich lieber in seinem Hotelzimmer ausruhen möchte, kann zwischen zahlreichen Gesichtsbehandlungen und Massagen, die dort durchgeführt werden, wählen oder sich, ganz klassisch, für ein erholsames Wannenbad in der gemütlichen Atmosphäre des Badezimmers entscheiden. Dieses ist vom Fußboden bis zur Decke mit sandfarbigem Travertin ausgelegt und vermittelt dank seiner Materialwahl und den formschönen Details wie dem rechteckigen, ebenfalls aus Naturstein gemeißelten Waschtisch ein dezentes Gefühl von Luxus. In Kontrast zu dem hellen Naturstein steht die eckige Badewanne aus dem weißen, leicht mattierten Verbundmaterial Cristalplant sowie die schlichten Armaturen aus gebürstetem Edelstahl.
Die Hotelzimmer und Suiten selbst werden, wie die öffentlichen Bereiche, von natürlichen Materialien wie Glas, Stein, Stahl, Leder und Holz und dezenten Farben dominiert. Sie haben große vom Boden zur Decke verglaste Fenster und sind luxuriös und dennoch auf eine ehrliche Weise eingerichtet, ohne große Spielereien und Ausschweifungen. Highlight hier sind die Duplex Suiten, für die sich Piero Lissoni von der Umgebung inspirieren ließ. „Der Architekturstil in Amsterdam ist sehr schmal und sehr hoch“, erklärt der Architekt. Und so sind diese Räume mit einem Mezzanin versehenen, das ein großes Doppelbett sowie einem Badezimmer umfasst. Eine Treppe an der Wand führt nach unten in ein kleines Studio, das mit einem Schreibtisch, einer Sitzecke und einem zweiten Bad eingerichtet ist. Von oben als auch unten wird hier dem Gast ein atemberaubender Blick auf die Stadt geboten, in der überall jahrhundertealte Historie auf das Heute trifft – ganz ähnlich wie im Conservatorium Hotel selbst.
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