Projekte

Fernab der Gemütlichkeit

von Katrin Schamun, 05.07.2007

Traum vieler Architekten ist eine Bauaufgabe mit vollständig gestalterischer Freiheit und der Aussage des Bauherren: „Geld spielt keine Rolle“. Reto Pedrocchi und Beat Meier hatten die Verwirklichung dieses Traums bereits sechs Monate nach ihrer Bürogründung. Die Besitzer einer Ferienwohnung in Davos suchten junge Architekten die für die Umgestaltung eine unkonventionelle Lösung finden könnten. Der Umbau wurde ein voller Erfolg so dass kurze Zeit später die Bewohner der oberen Etagen Pedrocchi Meier auch für den Ausbau ihrer beiden Attikawohnungen beauftragten.
Appartement „Wohlgelegen“
Im Schweizer Kurort Davos gibt es keine Ferienwohnung mit 4,5 Meter hohen Räumen, außer dieser einen: dem Appartement „Wohlgelegen“ und für diese Ausnahme wollten die Besitzer einen ungewöhnlichen Einrichtungsentwurf haben. Die Wohnung entspricht so gar nicht ihrem Namen, denn sie liegt im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses am steilen Schatzalphang, ist direkt zur Straße orientiert und hat weder eine gute Aussicht noch einen interessanten Außenraum. Das einzig Attraktive an ihr ist die Raumhöhe und diese nutzten Petrocchi Meier als Grundlage ihrer Entwurfsidee: Sie teilten den rechteckigen Grundriss auf und schafften drei Zonen: Eine offene von drei Seiten belichtete Wohnhalle, eine dunkle Wellness-Höhle im Hang sowie eine mittlere Ebene mit Flur, Bad, Schlafzimmer und Gäste-WC. Der Wohnbereich mit Küche, Ess- und Wohnzimmer ist der größte und damit Hauptteil des Appartements. Die Küche ist mit dem Essbereich praktisch in einem Möbelstück integriert. An dessen Fronseite befindet sich der Bereich zum Kochen und Zubereiten der Mahlzeiten und an schließt sich ein massiver Tisch aus Holz. Der Eingang, Sanitär- und Schlafräume liegen in der mittleren Zone und werden durch eine auffällige Wand aus Glasfaserkunststoff, die horizontal und vertikal unregelmäßig gefaltet und gemustert ist, vom Wohn- und Essbereich getrennt. Diese Trennwand und die Vorhänge, deren Design eigens für dieses Projekt entworfen wurde, fällt das Licht von außen in Licht- und Schattenspielen in die Räume hinein. Die dritte Zone ist ein großes Badezimmer das durch runde Fenster so belichtet wird, dass der Charakter einer Badehöhle mit Lichtschlitzen entsteht.
Das Penthouse
Im selben Haus fassten Petrocchi Meier die beiden oberen Dachwohnungen zu einem Penthouse zusammen. Entlang eines weiß gehaltenen Korridors reihen sich sämtliche Räume wie Wohnen, Schlafen und Sauna auf, von dem jeder individuell mit starken Kontrasten gestaltet ist: Im Wohnzimmer dominiert der Terrazzo-Boden im Dalmatiner Look dessen Muster auch beim Kamin verwendet wird. Setzt man sich hier mit einem Glas Wein vor dem Kamin, um in die Flammen zu schauen, kommt durch die unruhige Bodentextur eine entspannte Atmosphäre nicht unbedingt auf. Die beiden Schlafzimmer dagegen sind in einer ruhigen Stimmung gehalten, mit grüngrauen Tapeteten und grauem Teppich eingerichtet. Zwischen diesen Haupträumen und dem in neutralem Weiß gehaltenen Gang befinden sich Bäder, Sauna, Küche und Waschküche sowie ein Gäste-WC. Zwei Räume sind auf die Rückseite hin ausgerichtet, die als ein Gästezimmer und Büro genutzt werden. Bereits der Eintritt in die Wohnung ist ein Erlebnis, denn der alles verbindende Gang hat weiße Wände aus Corian in denen sich die gesamte Umgebung spiegelt. Sie sind zu einem Prismen-Relief gefaltet und lenken das einfallende Licht in den Korridor. Die Fenster liegen an den Enden des Erschließungsganges und sind so versteckt, das einfallendes Tageslicht die Wände aufzulösen scheint.
Wo bleibt die Gemütlichkeit?
In beiden Wohnungen steht die Gemütlichkeit hinter dem Raumerlebnis. Bei dauerhaft bewohnten Räumen wären die Kontraste in der Einrichtung vielleicht nicht so stark ausgefallen. So sind diese Zweitwohnungen eher ein Ersatz für die Erlebniswelt Hotel. Für Architekten und Bauherren war Gemütlichkeit kein Thema, denn es gibt in Davos genügend gemütliche Hüttenarchitektur, wie beispielsweise in den Bergrestaurants
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