Funkeln im Staatspalast
Das Land Usbekistan empfängt seine internationalen Gäste seit Ende vergangenen Jahres in einem Gebäude, das selbst bei Staatsoberhäuptern ein gewisses Staunen auslösen dürfte. Von außen ist das „Palace of International Forums Uzbekistan“ in der Hauptstadt Tashkent ein klassisch repräsentatives Bauwerk – seinen ganz besonderen Zauber offenbart es jedoch vorwiegend im Inneren. Die gelungene innenarchitektonische Zusammenführung von Tradition und Moderne geht auf das Konto der Stuttgarter Architekten von Ippolito Fleitz, die bei der angestrebten Synthese von westlicher und östlicher Baukultur dem Licht einen besonderen Stellenwert zukommen ließen. Umgesetzt wurde die aufwändige Lichtplanung von Pfarré Lighting Design aus München.
Der Auftrag glich für die deutschen Innenarchitekten und Lichtplaner einem architektonischen Abenteuer: Innerhalb eines halben Jahres sollte das von den Architekten Tashgiprogor konzipierte, sich noch in der Entstehung befindende Großprojekt in Tashkent fertig gestellt sein. Rund 28 000 Quadratmeter Raum galt es zu gestalten, mit moderner Innenarchitektur auszustatten und unter Berücksichtigung der traditionellen Baukultur Usbekistans mit sicht- und spürbarer Internationalität zu beleben.
Verbindung von traditionellen und modernen Elementen
Das „Palace of International Forums Uzbekistan” im Zentrum Tashkents dient heute als wichtigstes Repräsentationsgebäude des Landes und als offenes Forum für politische und kulturelle Begegnungen. Angelegt als Plattform für Staatsakte, Kongresse, Konferenzen und kulturelle Höhepunkte sollten traditionelle Elementen hier einen Bezug zur Moderne herstellen, ohne austauschbar zu sein.
Das Ergebnis zeigt schon beim Anblick von außen, dass die Aufgabenstellung vortrefflich gelöst wurde: Hinter illuminierten Fassadensäulen aus Marmor fällt der Blick durch die große Fensterfront auf einen spektakulären Lüster des österreichischen Kristallherstellers Swarovski. Drei Marmorportale mit geschnitzten Holztüren führen in das großzügige Foyer von über 2500 Quadratmetern und mit einer Raumhöhe von mehr als 16 Metern. Zentrales Lichtelement ist hier der neun Meter hohe und 23 Meter lange, eigens angefertigte Lüster: Mit einem Gewicht von rund 15 000 Kilogramm wurde das Unikat aus 1,1 Millionen Swarovski-Kristallen gefertigt. Vom Boden bis zur Decke erstrecken sich zudem 16 Meter hohe Fensteröffnungen, zwischen denen in die Wand versenkte Downlights integriert sind, die auf die vorgelagerten Bodenflächen aus weißem Marmor strahlen. Weitere acht kugelförmige Kristallüster mit bis zu 3,40 Metern Durchmesser erhellen das Foyer zusätzlich. Diese „Lichtkugeln“ wurden aus je 2880, ausschließlich 70 Millimeter großen Kristallen produziert. Einzeln an dünnen Stahlseilen abgehängt, werden sie mit Spots in unterschiedlichen Ausstrahlungswinkeln beleuchtet. Verstärkt wird das Kunst- und Tageslicht durch sich gegenüberliegende, konkav geformte Schilder aus Palladium sowie durch die in usbekischer Tradition aufwändig gipsgegossenen Reliefwände, die das Licht reflektieren.
Farbige Lichtinszenierungen im „Haus im Haus“
Ornamente als stilgebende Elemente der Landeskultur wurden im gesamten Innenraum behutsam eingesetzt. So sind sie beispielsweise in Messing und Edelstahl im Geländer der Marmor-Freitreppen und in der sich über die Länge des Foyer erstreckende Empore zu finden. Auch in den Marmorböden des Foyers sind Ornamente eingesetzt, die durch traditionelle Motive in Edelstahl ergänzt werden. Groß skaliert wiederholen sich die geometrischen Bodenbewegungen an der Decke.
Größter Raum im „Palace of International Forums Uzbekistan” ist mit 1850 Sitzplätzen das Auditorium. Wie ein „Haus im Haus“ platziert, ist der Saalkörper außerdem mit einer „Metallhaut“ aus einer Zink-Messing-Legierung versehen, die durch 16 Schleifgänge eine künstlichen Patina erhielt. In das Auditorium gelangt man durch eines der insgesamt sechs Portale aus hochglänzend poliertem Ebenholz. Aufgegliedert wie ein Amphitheater hat der Saal eine Raumhöhe von 48 Metern und besitzt einen Durchmesser von 50 Metern. Über der rückwärtigen, auf unterschiedliche Tiefen gefrästen und sanft beleuchteten Corian-Wand im unteren Teil öffnet sich der Saal in eine „Lichtkuppel“ – ein dimmbares „Lichtauge“ mit sieben Metern Durchmesser. Bühne und Zuschauerraum werden durch übereinander angeordnete und versetzt umlaufende, hinterleuchtete Bänder zu einer Einheit zusammengefasst. Im Versatz der Ringe befinden sich Leuchtstoff- und LED-Bänder, die den Raum bei Bedarf in unterschiedliche Lichtstimmungen und -farben tauchen können.
Mit Kristallen besetzte Lüster, Lichtringe, Kuppeln und Tapeten
Durchgängige Gestaltungsthemen wie das Spiel mit Licht und dessen Reflexionen in gebrochenen Flächenstrukturen setzen sich auch im VIP-Foyer fort: Auch hier dominieren 18 Swarovski-Kronleuchter, die aus rechteckigen, indirekt beleuchteten Kuppeln heraustreten, den Raum. Eine überdimensionierte, aus Blattpalladium gefaltete Wand, in der ein handgearbeitetes Marmor-Mosaik eingefasst ist, setzt die Lichtarbeit fort. Über Aufzüge und große Treppenhäuser gelangt man schließlich zu Bankettsaal und Konferenzraum. Zwischen den Treppen schweben bis zu 5,20 Meter große Lichtringe, ineinander verschränkt und an den Außenkanten mit Swarovski-Kristallen besetzt. Mittelpunkt des Konferenzraums ist der maßangefertigte runde Tisch mit zehn Metern Durchmesser. In das Nussbaum-Holz sind linear helle Ringe aus Ahorn und dunkle Ringe aus Ebenholz eingelegt. Überspannt wird der große Tisch von einem mit Blattpalladium beschichteten Kuppelfeld, unter dem sich ein Swarovski-Kegel wölbt. Gegenüber der Fensterfront ist ein dreidimensionales Relief auf einer großen facettierten Fläche platziert – auf diesem Ornament bricht sich das einfallende Tageslicht wieder vielfältig und raffiniert. Der Bankettsaal besticht mit einer großen, in die Decke ragende Perlmutt-Wand. Links und rechts der Bühne führen mit Swarovski-Tapeten verkleidete Wände die optische Wellenbewegungen des Perlmutts fort. Beleuchtet wird der Saal ebenfalls von zwei abgehängten, je elf Meter messenden Swarovski-Lichtkuppeln.
Über große Freitreppen gelangt man schließlich ins untere Foyer, wo sich auch das Restaurant befindet, dessen Marmor-Böden mit sternförmigen Ornamenten verziert sind. Die auf Säulen stützende Decke wird durch umsäumende Lichtfugen zusätzlich hervorgehoben. Auch hier pendelt in der Mitte des Raumes ein großer, ovaler Swarovski-Lüster. Zwei gegenüberliegende Wände des Restaurants bestehen aus einer bronzefarbenen, geprägten Edelstahlwand. Das 28 Meter lange Büffet ist hingegen vor einer Wand aus Ebenholz platziert und eine wellenförmige Glaswand dient als Trennung von Foyer und Restaurant.
Pracht, Kristalle und Ornamente, moderne Materialien und intelligente Lichttechnik – das in nur sechs Monaten entstandene „Palace of International Forums Uzbekistan“ endet trotz der knappen Zeitplanung in einem durchweg gelungenen Projekt für alle an Planung und Bau Beteiligten. Das Ergebnis ist ein repräsentatives Gebäude für den Staat Usbekistan, das traditionelle Elemente mit einem modernen Stil kombiniert.
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