Inseln im Terrazzo-Meer
Duschen laden die Mitarbeiter ein, mit dem Fahrrad zu kommen. Großzügige Treppen und versteckte Aufzüge motivieren zum Laufen, hängende Gärten bereichern die Luft mit Sauerstoff. Von einem Unternehmen, das sein Geld mit dem Verkauf von Energie verdient, hätte man das vielleicht nicht erwartet. Aber der niederländische Stromanbieter Eneco ist einer der Konzerne, der konsequent auf nachhaltige Energien setzt – und das auch in seinem eigenen Büro lebt.
Winy Maas hob in einem Interview erst kürzlich die besondere Haltung der Firma Eneco als Anbieter von Lösungen zur unabhängigen Energieerzeugung hervor, der WWF hat das Unternehmen als ersten Stromanbieter zum Klimaschützer erklärt. Eneco selbst definiert sich auf dem Weg zu einer Welt, die sich zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie versorgt. In ihrem 14-stöckigen Hauptsitz wird praktiziert, was gepredigt wird. Gestaltet wurde das neue Head Office vom Amsterdamer Architekturbüro Hofman Dujardin Architects in Zusammenarbeit mit Fokkem & Partners, die über das Ergebnis sagen, dass es mehr den Eindruck eines 5-Sterne Hotels erweckt, als dass es nach Bürogebäude aussieht.
Buntes Eiland
Vierzehn Etagen, 25.000 Quadratmeter Fläche und 1.500 Arbeitsplätze: Das Gebäude ist ohne Frage großzügig bemessen. Diese Großzügigkeit zeigt sich schon beim Betreten der komplett in Weiß gehaltenen Eingangshalle, in der die Besucher von den Empfangsmitarbeitern zu einer der drei Rezeptionen geleitet werden. Schon von hier ist die hinter den Tresen gelegene Espressobar zu sehen, die einen warmen Empfang bereiten soll. Definiert wird diese erste Insel über einen hellen Eichenfußboden und eine darauf abgestimmte Möblierung, die sich vom hell-weißen Terrazzoboden abhebt. Etwas farbenfroher ist der Rest des Atolls im Erdgeschoss, in dem sich die Meetingbereiche befinden. Hochflorige Teppiche in kräftigem Rot, Orange und Pink grenzen die mit farblich passenden Möbeln – wie etwa einem roten Polder-Sofa von Vitra – ausgestatteten Areale ab.
Den Garten im Rücken
Farblich diskreter geht es in der ersten Etage zu, die über drei breite, geschwungene Treppen zugänglich ist. Präsent platziert und durch ihren hölzernen Stufen visuell hervorgehoben, sollen sie die Mitarbeiter dazu motivieren ein paar Kalorien zu verbrennen – statt den weniger sportlichen Aufzug zu nehmen. Oben angekommen herrschen Grün- und Grautöne vor, sowohl an den Wänden mit ihren hängenden Gärten, als auch auf dem Fußboden und den Möbeln. Auch hier sind die Bereiche vor allem mit Vitra-Möbeln ausgestattet, die ruhige Rückzugs-, Kommunikations- und Konzentrationsbereiche definieren. Ruhe finden die Mitarbeiter etwa in dem von den Bourroulec-Brüdern gestalteten Sofa Alcove, zum Gespräch am großen Meetingtisch stehen Eames Plastic Side Chairs und der Arbeits-Wippstuhl TipTon von Barber Osgerby bereit.
Mittagstisch in Black or White
Anders als die Bürobereiche zeichnet sich das Restaurant durch einem kompletten Entzug von Farbe aus. Etwas zurückgesetzt vom Atrium, in einem angeschlossenen Gebäudeteil auf trigonalem Grundriss, ist der zentrale Bereich von Tresen und Möblierung bis hin zu Decke und Boden komplett schwarz gehalten. Hier werden die Mahlzeiten zubereitet und ausgegeben – und diese sollen sich als einziges Farbenspiel vom dunklen Grund abheben. Wie von einem Rahmen ist das schwarze Dreieck durch ein weißes Band eingefasst, das weitere Esstische zur Verfügung stellt. Weil der gesamte Restaurantbereich von einer Fensterfront umschlossen ist, wird in diesem Bereich das Licht durch die weißen Flächen reflektiert. Das schafft eine helle Atmosphäre und spart auch Strom, weil so das Einschalten künstlicher Lichtquellen erst mit der Dämmerung notwendig wird.
Aber selbst wenn: Für die eigene positive Energiebilanz hat Eneco eine komplette Fassade in Solar-Paneele gekleidet und das ganze Gebäude mit LEDs ausgestattet. Von seinen Mitarbeitern erwartet Eneco ebenfalls einen bewussten Umgang mit den Ressourcen und empfiehlt die Anfahrt mit dem Fahrrad. Wer sich trotzdem einmal motorisiert fortbewegen muss, kann sich mit einem der in der Tiefgarage bereitstehenden Elektrofahrzeuge auf den Weg machen. Denn bei Eneco weiß man wenigstens, wo der Strom herkommt.