Klappe schalten
„Wo wohnen wenig kostet“ - der mit Alliterationen aufgeladene Werbeslogan eines bekannten deutschen Möbelhauses trifft auf eine Stadt sicher nicht zu: Paris. In kaum einer europäischen Metropole - London ausgenommen - ist der Wohnraum so kostbar wie in der französischen Hauptstadt. Es würde uns nicht wundern, wenn hier demnächst Kapselkojen Einzug halten, wie wir sie als minimierte Schlafmöglichkeit aus Tokio kennen. Doch solange man sich noch in seiner Wohnung bewegen möchte, spielt vor allem die sorgfältig geplante Möblierung eine wichtige Rolle. Als wahre Raumzauberer erweisen sich Marchi Architectes, die mit ihren ebenso cleveren wie spielerischen Einbauten ein immerhin gut 23 Quadratmeter großes Apartement in der französischen Metropole in eine aufgeräumte Wohnlandschaft verwandelten.
Kochen und Essen
Die Grundidee ihrer Intervention besteht aus der Schaffung von viel Stauraum, der hinter und unter kleinteilig gegliederten Wand- und Bodenelementen verschwindet. Diese sind – ebenso wie der Fußboden - durchgängig aus Birken-Furniersperrholz, wodurch ein lebendiger Kontrast zu den weiß gehaltenen Wänden entsteht, ohne dass der kleine Raum überfrachtet wird. Eine besonders originelle Lösung bieten die Architekten dabei für die Küche an: Die Küchenzeile verschwindet hinter einer Wand aus Holz. In diese eingelassen sind diverse Klappen, Schubfächer und Schranktüren, deren Furnierbild jeweils entgegengesetzt zum „Hintergrund“ der Wand verläuft und den Eindruck eines ausgewogen komponierten, abstrakten Reliefs vermittelt. Die Arbeitsfläche selbst befindet sich hinter zwei großen Türen, von denen die kleinere zur Seite, die größere nach oben geklappt wird. Ein nach außen drehbarer Rahmen bietet hier zusätzlich tiefen Stauraum und Abstellfläche. Auch Aufräummuffel, die kurzfristig Gäste erwarten oder den Anblick des Abwaschs ausblenden wollen, können das küchenübliche Schnippelchaos damit in Sekunden dezent verschwinden lassen. Raffinierte Details, wie unterhalb der Oberschränke eingefügte Rillen zum Aufhängen von Wein- und Cognakgläsern - nutzen jeden Zentimeter ökonomisch aus und ermöglichen einen reibungslosen Arbeitsablauf. Eine ausgeklügelte Beleuchtungstechnik, die diverse Stimmungsfarben von der weißen Arbeitsplatzbeleuchtung über schummriges Rot bis zu kühlem Blau erlaubt, ergänzt das Wohnküchenkonzept.
Schlafen und Arbeiten
Gegenüber der Küchenzeile befindet sich der Schlaf- und Arbeitsbereich. Er ist durch ein Podest vom übrigen Fußboden abgehoben und rund 45 cm hoch. Auch der dadurch entstehende Hohlraum wird zur Unterbringung der Habseligkeiten des Bewohners wirtschaftlich genutzt. Große Schubladen auf der Vorderseite und abnehmbare Klappen auf der Oberseite des Podests erlauben den unkomplizierten Zugriff auf sperrige Gegenstände oder lediglich saisonbedingt getragene Kleidungsstücke. Hier überraschen die Architekten mit einem ebenso unerwarteten wie verspielten Feature: Um einen von der Wand ausklappbaren Tisch mit Fensterblick nach draußen uneingeschränkt nutzen zu können – und keinen Stuhl aufstellen zu müssen -, wurde kurzerhand eine kreisrunde Öffnung in das Bodenelement eingelassen, in dem die Beine verschwinden und der Deckel als Sitzfläche dient. Auf der rückwärtigen Wand der Schlaf- und Arbeitsnische sorgt ein ählich der Küche konzipiertes Wandelement für den Direktzugriff auf Alltagskleidung, –gegenstände und Arbeitsutensilien. Die Schlafnische selbst liegt geschützt hinter einer kurzen Wand – durch eine kleine Luke kann man dennoch vom Bett aus das Treiben im Wohnbereich überblicken.
Baden und Duschen
Das Badezimmer befindet sich direkt neben dem Schlafbereich. Eine kleine Stufe hebt auch dieses vom Wohnbereich ab und lässt die Zugangstür wie eine größere Schrankklappe wirken. Zudem konnte dadurch der Duschbereich abgesenkt und gleichzeitig als niedrige Wanne genutzt werden. Blaugrüne Mosaikfliesen bilden im Bad einen frischen Kontrast zu den warmen Holzflächen des Apartements.
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