Krone aus Beton
Gestapelte Kisten in den Bergen Mexikos: ein Wohnhaus bei Monterrey.
Die Natur kann spektakuläre Gebilde mit magischer Ausstrahlung erzeugen, und manchmal schafft es die Architektur, diesen Zauber fortzuführen. An einem entlegenen Ort im Norden Mexikos ist das dem Architekten David Pedroza Castañeda gelungen: Mit der Casa Narigua setzt er der zerklüfteten Bergwelt Monterreys eine Krone aus rotem Beton auf.
Die wunderschöne Landschaft um Mexikos drittgrößte Stadt herum hat ihren Höhepunkt in El Jonuco, einer kleinen Ortschaft inmitten der Berge. Umgeben von steil aufsteigenden Felswänden und eingebettet in dichte Wälder kann, man hier die Kraft der Natur und ihre Abgeschiedenheit in vollen Zügen genießen. Allerdings: Wer hier lebt, muss sich mit der regionalen Tier- und Pflanzenwelt arrangieren.
Chef Natur
Um seinen Bauherren den bestmöglichen Ausblick zu ermöglichen, musste David Pedroza Castañeda erst einmal die Natur überwinden: Die sich horizontal ausbreitenden Zedern stellten sich wie eine undurchdrinliche Wand um das zu bebauende Grundstück. Also hob der Planer das Eingangsgeschoss um zehn Meter an und legte die neu zu bauende Strasse, leicht ansteigend, wie eine Perlenkette um das Gebäude herum. Doch das bleibt nicht der einzige architektonische Spagat: Um den Baumbestand zu schonen, wurde das Haus in drei zweigeschossige Volumen aufgeteilt, die sich um die Gewächse herum gruppieren und stapeln. Castañeda erinnert die von Bergen umschlossene Umgebung Monterreys „an zahlreiche mexikanische Orte, die durch die raue Natur beschränkt werden. Dort leben die Bewohner im Einklang mit der Vegetation und Tierwelt.“
Im Schutz der Architektur
Das Untergeschoss dient als Sockel für die Kistenarchitektur: Hier befinden sich neben der gesamten Haustechnik einige „recycelbare Räume“, die als möblierte Gästezimmer fungieren und im Schatten der Obergeschosse angenehme Rückzugsorte bieten. Darüber herrscht pure Offenheit: Terrassen und viel Glas machen aus dem massiven Berganbau ein transparentes Naturerlebnis und bieten atemberaubende Ausblicke auf steil ansteigende Felswände und die Wipfel der Zedernhaine. Die meisten Außenbereiche, so auch ein kleiner Swimmingpool, orientieren sich nach Westen, um Schutz vor der starken Sonnen zu bieten. Dazu kommen die für diese Breitengrade typischen Patios, die kühle Höfe im Innern der Geschossflächen schaffen.
Rustikale Note
Die verbauten Materialien lassen die Casa Narigua, von außen betrachtet, als eine Art geologisches Wunder erscheinen: Halb Natur, halb Architektur, bildet das Gebäude ein geschickt konzipiertes Bindeglied zwischen den Elementen. Das Zusammenspiel aus rot gefärbtem Beton und Holzbalken schafft zudem einen Bezug zur traditionellen, mexikanischen Architektur und gibt dem Projekt eine rustikale Note. Ein perfekter Hintergrund für eine Inneneinrichtung, die aus einer Auswahl regionaler Antiquitäten und zeitgenössischer Kunst besteht. Egal wo das Auge in dem Gebäude hinfällt, erwarten den Besucher entweder die kleinen Schätze der Bewohner oder der Reichtum der Natur.
Projektarchitekt
David Pedroza Castañeda