Less Limits
In dieser Schule im schwedischen Stockholm kennt man keine Grenzen. Und das nicht nur im metaphorischen, sondern vor allem im räumlichen Sinne. Statt einzelner abgeschlossener Klassenräume wurden Funktionsbereiche eingerichtet, die einem individuellen Thema unterstellt sind. Blaue Treppen erheben sich, grüne Bäume stehen auf weiten Fluren und rote Nischen bieten Rückzugsorte. Wir befinden uns in der freien Schule der Organisation Vittra. Und die glaubt nicht an das Prinzip der Klasse, sondern unterteilt ihre Schüler in Gruppen, die dann an der „Tränke“, der „Höhle“, dem „Lagerfeuer“ oder dem „Labor“ zum Lernen zusammenkommen.
Die Schule selbst wirbt mit ihrer internationalen Ausrichtung. Die Schüler wachsen in vielen Fällen mehrsprachig auf – etwa weil ihre Eltern für einen neuen Job in den europäischen Norden ausgewandert sind. Nicht zuletzt darauf nimmt die Schule Rücksicht, wenn sie ihren Unterricht in mehreren Sprachen abhält und als „International School“ für sich wirbt. Auch das Projektbüro, das den Ausbau des offenen Gebäudekomplexes zusammen mit Vittra entwickelt hat, ist kein schwedisches, sondern stammt aus dem benachbarten Dänemark. Ihre Expertise passte zu dem Schulprojekt jedoch wie die Kreide zur Tafel: Das Büro Bosan Bosch hatte kurz zuvor die Entwicklungsabteilung der Firma Lego gestaltet. Die bunten Bausteine mit den kleinen Knöpfchen stehen schon seit ihrer Erfindung 1949 für intelligentes Spielzeug, das Kreativität und räumliches Denken fördert und damit Lernen und Spielen vereint. Im übertragenen Sinne deckt sich das mit den Zielen der Schule. Hier, inmitten eines umgenutzten Industriegeländes im Norden der schwedischen Hauptstadt, soll sich Lernen nicht wie eine anstrengende Pflichtübung anfühlen.
Hip Hop Hurra
Die Organisation Vittra vertritt die Ansicht, dass das klassische Konzept der Schule, zu dem 45 Minuten Schulstunden, schnelle Themenwechsel, Klassenräume und klar definierte Lerninhalte gehören, sich überlebt hat. Die „Lehranstalt“ muss sich ihnen zufolge verändern, indem sie sich den gesellschaftlichen Veränderungen anpasst . Zum Programm gehört deshalb nicht nur ein offenes Interieur und zeitgemäße Inhalte wie Hip Hop-Kurse im Sportunterricht, sondern auch ein Laptop pro Kind, das diesen ab der vierten Klasse ausgehändigt bekommt. Denn „es ist unsinnig den Kindern ein ABC-Buch vorzustellen, wenn sie schon längst online kommunizieren und spielen“, so die Organisation. Die mobile Arbeit der Schüler prägt auch die Architektur. Überall finden sich Nischen, Arbeitsplätze und Podeste, an denen die Schüler sich zurückziehen oder zur Gruppenarbeit zusammenfinden können.
Die Schule als Wohnzimmer
Die klassischen Strukturen einer Staatsschule hat die Freie Schule Vittra Telefonplan komplett aufgelöst, ebenso wie die strikte Unterteilung der Schüler in Altersklassen. Unterrichtet wird in Gruppen, und je nach Thema der Lehreinheit bietet das Schulinterieur verschiedene Schauplätze. Wer sich konzentrieren muss, kann sich etwa in die so genannte „Höhle“ zurückziehen. Die ist komplett in roten Teppich gekleidet und dient ebenso als Medienzimmer, in dem akustisch abgeschlossen Filme gesehen werden können. Oder er klettert in die Fensterboxen, die als Treppe zum Fenster führen und links und rechts helle Arbeitskapseln bieten. Für die Arbeit in Gruppen gibt es mit dem „Dorf“ Tischeinheiten für zwei bis acht Schüler. Der Arbeitsplatz ist zwar offen, visuell aber über ein stilisiertes Dach aus dunklem Vierkant abgegrenzt. Raum für Besprechungen in größerer Gruppe, Präsentationen oder Vorträge bietet der stilisierte Baum, um den herum sich eine lange Bank windet.
Ein Nachbar namens Konstfack
Die Schule gibt sich in Erscheinung und Konzept modern und wohl auch ein wenig provokant. Der Blick aus dem Fenster des Schulgebäudes erleichtert die Einordnung. Nur wenige Meter entfernt befindet sich die Einrichtung, die den kreativen Nachwuchs jenseits des Schulalters ausbildet. „Konstfack“ steht in Versalien über der Tür eines alten Lagergebäudes und kennzeichnet die größte Kunsthochschule Schwedens. Es mögen wohl unter den Eltern auch einige Studenten und Dozenten aus der Hochschule sein, die ihren Nachwuchs in die Kreativschmiede für Viertklässler schicken – in ein paar Jahren werden sich einige Absolventen vielleicht nur ihren Laptop greifen und zum Studieren ein paar Häuser weiter ziehen.
Die Schule selbst wirbt mit ihrer internationalen Ausrichtung. Die Schüler wachsen in vielen Fällen mehrsprachig auf – etwa weil ihre Eltern für einen neuen Job in den europäischen Norden ausgewandert sind. Nicht zuletzt darauf nimmt die Schule Rücksicht, wenn sie ihren Unterricht in mehreren Sprachen abhält und als „International School“ für sich wirbt. Auch das Projektbüro, das den Ausbau des offenen Gebäudekomplexes zusammen mit Vittra entwickelt hat, ist kein schwedisches, sondern stammt aus dem benachbarten Dänemark. Ihre Expertise passte zu dem Schulprojekt jedoch wie die Kreide zur Tafel: Das Büro Bosan Bosch hatte kurz zuvor die Entwicklungsabteilung der Firma Lego gestaltet. Die bunten Bausteine mit den kleinen Knöpfchen stehen schon seit ihrer Erfindung 1949 für intelligentes Spielzeug, das Kreativität und räumliches Denken fördert und damit Lernen und Spielen vereint. Im übertragenen Sinne deckt sich das mit den Zielen der Schule. Hier, inmitten eines umgenutzten Industriegeländes im Norden der schwedischen Hauptstadt, soll sich Lernen nicht wie eine anstrengende Pflichtübung anfühlen.
Hip Hop Hurra
Die Organisation Vittra vertritt die Ansicht, dass das klassische Konzept der Schule, zu dem 45 Minuten Schulstunden, schnelle Themenwechsel, Klassenräume und klar definierte Lerninhalte gehören, sich überlebt hat. Die „Lehranstalt“ muss sich ihnen zufolge verändern, indem sie sich den gesellschaftlichen Veränderungen anpasst . Zum Programm gehört deshalb nicht nur ein offenes Interieur und zeitgemäße Inhalte wie Hip Hop-Kurse im Sportunterricht, sondern auch ein Laptop pro Kind, das diesen ab der vierten Klasse ausgehändigt bekommt. Denn „es ist unsinnig den Kindern ein ABC-Buch vorzustellen, wenn sie schon längst online kommunizieren und spielen“, so die Organisation. Die mobile Arbeit der Schüler prägt auch die Architektur. Überall finden sich Nischen, Arbeitsplätze und Podeste, an denen die Schüler sich zurückziehen oder zur Gruppenarbeit zusammenfinden können.
Die Schule als Wohnzimmer
Die klassischen Strukturen einer Staatsschule hat die Freie Schule Vittra Telefonplan komplett aufgelöst, ebenso wie die strikte Unterteilung der Schüler in Altersklassen. Unterrichtet wird in Gruppen, und je nach Thema der Lehreinheit bietet das Schulinterieur verschiedene Schauplätze. Wer sich konzentrieren muss, kann sich etwa in die so genannte „Höhle“ zurückziehen. Die ist komplett in roten Teppich gekleidet und dient ebenso als Medienzimmer, in dem akustisch abgeschlossen Filme gesehen werden können. Oder er klettert in die Fensterboxen, die als Treppe zum Fenster führen und links und rechts helle Arbeitskapseln bieten. Für die Arbeit in Gruppen gibt es mit dem „Dorf“ Tischeinheiten für zwei bis acht Schüler. Der Arbeitsplatz ist zwar offen, visuell aber über ein stilisiertes Dach aus dunklem Vierkant abgegrenzt. Raum für Besprechungen in größerer Gruppe, Präsentationen oder Vorträge bietet der stilisierte Baum, um den herum sich eine lange Bank windet.
Ein Nachbar namens Konstfack
Die Schule gibt sich in Erscheinung und Konzept modern und wohl auch ein wenig provokant. Der Blick aus dem Fenster des Schulgebäudes erleichtert die Einordnung. Nur wenige Meter entfernt befindet sich die Einrichtung, die den kreativen Nachwuchs jenseits des Schulalters ausbildet. „Konstfack“ steht in Versalien über der Tür eines alten Lagergebäudes und kennzeichnet die größte Kunsthochschule Schwedens. Es mögen wohl unter den Eltern auch einige Studenten und Dozenten aus der Hochschule sein, die ihren Nachwuchs in die Kreativschmiede für Viertklässler schicken – in ein paar Jahren werden sich einige Absolventen vielleicht nur ihren Laptop greifen und zum Studieren ein paar Häuser weiter ziehen.
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