Medienkunst am Bau
Kunst einem breiten Publikum zugänglich zu machen und sich gleichzeitig als Museum von anderen Kultureinrichtungen abzuheben, ist ein schwieriges Unterfangen. Gelingen wird dieses Kunststück im kommenden Jahr dem New Yorker Chelsea Art Museum, das im Sommer 2010 mit einer ungewöhnlichen Medienfassade ausgestattet wird. Konzipiert wurde die bespielbare Installation von den Karlsruher Architekten und Medienkünstlern Heike Wiermann, Holger Mader und Alexander Stublić.
Das Chelsea Art Museum befindet sich in einem historischen Gebäude im Stadtteil Chelsea, direkt gegenüber der Piers, die lange als Ankunftsstation für die zahlreichen Einwanderer aus den verschiedensten Kulturen dienten. Diese symbolträchtige Lage unterstützt den Anspruch des Museums, Kunst in einen sozialen und kulturellen Kontext zu setzen. So sind die wechselnden Ausstellungen regelmäßig begleitet von kulturellen Veranstaltungen und Programmen, die den Austausch zwischen Künstlern und Publikum fördern sollen. In Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Museen und Instituten zeigt das Chelsea Art Museum neben einer Dauerausstellung zur zeitgenössischen Kunst überwiegend Werke von europäischen Künstlern, die in ihrer Heimat bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad genießen, in den USA jedoch weitgehend unbekannt sind.
Multimediale Fassadenschicht
Um den Anspruch des kulturellen Austauschs zu unterstützen und dem Museum einen stärkere räumliche Präsenz im städtischen Umfeld zu verleihen, beauftragte das Chelsea Art Museum im August vergangenen Jahres die Medienkünstler Heike Wiermann, Holger Mader und Alexander Stublić mit dem Entwurf einer Medienfassade, die im Sommer 2010 fest installiert werden soll. Dafür wird an dem historischen Gebäude eine multimediale Fassadenschicht aus 120 LED-Stäben montiert. Die zehn Meter hohen Stäbe werden der Fassade in rund einem Meter Abstand vertikal vorgesetzt und greifen zugleich die Bauhöhen der benachbarten Gebäude auf. Angeordnet in einem regelmäßigen Abstand von 50 cm, befinden sie sich vor den zwei oberen Hauptgeschossen. Zur Befestigung dienen eine auf das Dach aufgesetzte Metallkonstruktion und einige Bohrungen in der Fassade, sodass ein zusammenhängendes Raster für die Stäbe entsteht und sich die Lichtfassade wie eine transparente Hülle um das Gebäude legen kann.
Bespielung von LED-Stäben
Auf den wetterfesten LED-Stäben sind die Bildpunkte im Abstand von 3,3 cm angeordnet, sodass sich dadurch eine Bildpunktmatrix von insgesamt 120 x 300 Pixeln ergibt. Jeder Bildpunkt kann für die Bespielung einzeln angesteuert werden. Diese sieht abstrakte Strukturen und Raster vor, die die alte Fassade optisch erweitern und überlagern, um sie schließlich wieder zu Tage treten zu lassen. In der Choreographie entwickelten Mader, Stublić und Wiermann Strukturen, die durch die Knickung an der Ecke eine Dreidimensionalität ausbilden können. Der eigens gestaltete Videofilm zur Bespielung der Fassade wird zudem in einem abschließenden Berechnungsvorgang so beschnitten, dass die auf die LEDs verteilte Bespielung im ursprünglichen Seitenverhältnis erscheint. Um die Installation in Bewegung aus den verschiedenen Blickwinkeln schon im Vorfeld testen zu können, arbeiten Heike Wiermann, Holger Mader und Alexander Stublić zurzeit an einem 3D-Modell.
Durch die räumliche Trennung der alten und der neuen Schicht behalten beide Fassadenteile ihre Eigenständigkeit und erlauben je nach Bespielung und Betrachterstandpunkt immer wieder neue räumliche Konstellationen. Somit ist das Ziel erreicht, dass die neue Fassade die alte nicht ersetzt, sondern im Gegenteil, mit deren Oberfläche spielt und das Innere nach außen zu transportieren vermag. Kunst im alltäglichen und kulturellen Kontext, oder wie Dorothea Keeser, Mitbegründerin und Präsidentin, die Vision des Museums beschreibt: „Der Einsatz von Kunst als lebendiges Objekt, das auf uns reagiert, mit uns interagiert und so das alltägliche Lebens eines jeden zu verändern vermag.“
Dieser Anspruch wird im kommenden Jahr durch die Medienfassade von Mader, Stublić und Wiermann unterstützt, visualisiert und spektakulär in Szene gesetzt.
Ein Video zur geplanten Installation der Medienfassade am Chelsea Art Museum kann man sich auf der Website der Medienkünstler ansehen: www.webblick.de/cam/cam_photo1.html