Während man beim Stichwort Island vor einiger Zeit noch von Trollen und Geysiren träumte, wird der nordische Inselstaat nun meist im Zusammenhang mit der globalen Finanzkrise erwähnt. Dennoch kann Island mit der Universität in Reykjavik eine der neuen Top-Adressen für Forschung und Technologie vorweisen. Der neue Campus, den Henning Larsen Architects gemeinsam mit ARKIS Architects für die isländische Hauptstadt entwarfen, wurde kürzlich eröffnet und bindet auf geschickte Weise die umgebende Strand- und Waldlandschaft mit ein. Nicht nur die Landschaft, sondern auch die Lichtverhältnisse sind aufgrund der geografischen Lage des Landes ungewöhnlich, wenn nicht einzigartig. So wurde die Beleuchtung in den Universitätsgebäuden gezielt auf die nördliche Lichteinstrahlung abgestimmt. Den Zuschlag für die Beleuchtungslösung, die in einem Wettbewerb ausgelobt wurde, erzielte der Dornbirner Hersteller Zumtobel, der ein integriertes und modulares Leuchtensystem einsetzte, das nicht nur die für optimale Ausleuchtung sorgt, sondern den Studierenden zugleich als Forschungshilfe dient.

Die weltweite Finanzkrise traf das kleine Island besonders hart. Ein Glück für die Studierenden der Reykjavik University, dass die grundlegende Planung für den Campus schon vor der Krise erfolgt war. Trotz der desolaten Finanzlage wurde das Bauvorhaben konsequent realisiert. Und Not macht bekanntlich erfinderisch. So kam es zu dem schönen Nebeneffekt, dass die besonderen Umstände der Krise alle Beteiligten zu besonders ausgetüftelten Lösungen beflügelten.

Studieren zwischen Strand und Wald

Der von den Architekten entworfene Campus ist sternförmig um eine zentrale Erschließungshalle angelegt. Diese Aufteilung erlaubt eine modulare Erweiterung, die bei Baubeginn bereits angedacht war, jedoch noch nicht geplant ist. So ungewöhnlich wie das Land selbst ist auch die Lage des Universitätsgeländes: Der Campus grenzt im Westen an Reykjaviks alten Flughafen, im Süden an Badestrände und im Norden und Osten an ein weitläufiges Waldstück. So wird durch den offen angelegten Grundriss die natürliche Umgebung aus Strand und Wald in den Kern des Geländes miteinbezogen, was zur Folge hat, dass fast alle Räume von Tageslicht profitieren. Dieser Umstand ist nicht nur hinsichtlich der Beleuchtung von Bedeutung, sondern in derart nördlichen Gefilden auch ein Vorteil in Bezug auf die Wärme: Die Räume werden vom Sonnenlicht zusätzlich erwärmt.

Energieeffiziente Technik und technische Gestaltung

Das Beleuchtungssystem wurde von dem Lichtdesigner Gudjon L. Sigurdsson und seiner Firma Verkis konzipiert. Ziel war eine möglichst nachhaltige und zugleich flexible Lichtlösung. Von vornherein wurden fast alle Leuchten von Zumtobel mit so genannten „Dimming on Demand“-Vorschaltgeräten geliefert. So konnte erst bei der tatsächlichen Inbetriebnahme die Entscheidung fallen, ob eine Leuchte dimmbar sein soll oder nicht. Durch diese Anpassung auf die tatsächlichen Anforderungen konnten bei einer so großen Anzahl an Leuchten bereits erheblich Kosten eingespart werden. Zusätzliche Einsparungspotenziale entstehen beim Wartungsaufwand: Ein voll in die Steuerungsoberfläche integriertes, sogenanntes „Maintenance Cockpit“ erlaubt die Optimierung sämtlicher Wartungsvorgänge.

Für den größten Teil des Gebäudes entwarfen die Architekten und der Lichtdesigner ein Deckensystem aus gerollten und teilweise perforierten Blechlamellen, die auch den Schall dämmen und damit für verbesserte Akustik sorgen. Diese Lamellen erlauben zudem die Belüftung von oberhalb der Deckenfläche, verbergen die Deckeninstallation jedoch vollständig. Alle Lamellen sind in Richtung der zentralen Erschließungshalle ausgerichtet, was für zusätzliche Orientierung sorgt. Die Leuchten, die in die Deckenlamellen integriert sind, sind Sonderanfertigungen von Zumtobel. Mit einem sichtbaren Leuchten-Innenleben griff Zumtobel das Thema „Technologie“ bewusst als Gestaltungselement im universitären Umfeld auf. Durch den modularen Aufbau können die eingesetzten Leuchten zudem direkt vor Ort an die jeweiligen Beleuchtungsaufgabe angepasst werden, da sie sowohl auf einem Trägerprofil frei positioniert als auch als Wandfluter oder frei strahlend eingesetzt werden können.

Licht und Nachhaltigkeit auf dem Lehrplan

Hinsichtlich der speziellen örtlichen Lichtverhältnisse, wie zum Beispiel der über vergleichsweise lange Zeit flach einstrahlenden Sonne,  wurde auch eine weiterentwickelte Version der Zumtobel-Jalousiesteuerung Luxmate eingesetzt. In allen Vorlesungs- und Seminarräumen kann die Jalousie durch Touch-Screens gesteuert werden. So können Lehrkräfte zum Beispiel mit der zentralen Buchung von Vorlesungsräumen gleichzeitig ihre bevorzugten Lichtszenarien hinterlegen.

Den Campus möglichst nachhaltig zu gestalten, war sowohl bei der Architektur als auch bei der Beleuchtung ein zentrales Ziel. Neben der Energieeffizienz und Umweltfreundlichkeit kommt jedoch gerade im Umfeld einer Hochschule für Technologie ein weiterer Aspekt zum Tragen: So wurden nachhaltige Gebäudetechnologien nicht nur eingesetzt, sondern auch gleich zum Inhalt des Studiums gemacht. Seit ihrem Einzug in die neuen Gebäude können Studierende und Lehrkräfte nun zum Beispiel Phänomene der besondere nördlichen Lichtverhältnisse mit Hilfe von Zumtobels Luxmate-Tageslichtmessknopf studieren. Normalerweise versorgt dieser lediglich die automatische, tageslichtabhängige Licht- und Jalousie-Steuerung mit Messdaten. Nun werden auch die Studierenden mit Lichtdaten versorgt und profitieren gleich doppelt von der nachhaltigen und modernen Beleuchtungslösung ihrer Hochschule.