Pappkartons und Fischernetze
Erst Kokosnuss-Schnüre, dann Porzellanfliesen, jetzt Holzblöcke und Pappverpackungen: Bei seinen Entwürfen konzentriert sich der Gründer des australischen March Studio, Rodney Eggleston, bevorzugt jeweils auf ein einziges Material. Und zeigt somit, dass auf simple Weise außergewöhnliche Räume entstehen können. Ein aktuelles Beispiel ist der temporäre Aesop-Shop-in-Shop im Pariser Concept-Store Merci, für den er eine organische Skulptur aus 4.500 Schachteln gestaltete.
Im Unterschied zu vielen anderen Kosmetikherstellern verspricht Aesop keine ewige Jugend. Der Ansatz des australischen Unternehmens ist viel einfacher: Mit hochwertigen und natürlichen Inhaltsstoffen sowie möglichst wenigen Produkten soll die Haut optimal versorgt werden. Diese Einfachheit wird nicht nur in der schlichten Gestaltung der Kosmetikverpackungen reflektiert. Auch die Geschäfte spiegeln diese Auffassung wider. Sie werden jeweils individuell konzipiert und passend zu ihrer Umgebung und Nachbarschaft entworfen – eine Gestaltungsphilosophie, der auch Rodney Eggleston von March Studio folgt.
Materialfokus
Sein jüngster Entwurf für Aesop ist ein Sinnbild für das von ihm bevorzugte Spiel mit Wiederholungen, bei dem er meist Alltagsgegenstände außerhalb ihres Kontextes einsetzt. „March Studio hat bis jetzt neun Geschäfte für Aesop entworfen, von Singapur und Paris über Zürich und Melbourne bis Sydney und Adelaide“, erzählt der 29-jährige Architekt. „Meistens versuchen wir, jeden Laden durch eine für die Gegend typische Materialwahl oder Konstruktionstechnik zu kontextualisieren.“
Pappkartons
Der Concept-Store Merci liegt im dritten Arrondissement von Paris in einem ehemaligen Textillager am Boulevard Beaumarchais. Er umfasst eine 1.500 Quadratmeter große Verkaufsfläche, die wie ein weitläufiges Loft wirkt und Blumen, Fahrräder, Bücher, Möbel sowie Mode aus der ganzen Welt zum Kauf anbietet. Um die Vielfältigkeit des Geschäfts zu unterstreichen, fiel Egglestons Materialwahl für die temporäre Aesop-Installation auf Paketkartons. Es sollten jedoch nicht irgendwelche sein, sondern genau die Schachteln, die Aesop verwendet, um seine Produkte weltweit zu verschiffen.
Im Netz
Im Gegensatz zu seinen sonst meist geometrischen Entwürfen schuf Rodney Eggleston eine lebendige Skulptur aus 4.500 Kartons. Sie werden von einem 40 Quadratmeter großen Fischernetz zusammengehalten, das sich an einer Wand entlang hinauf bis zur Decke zieht. Davor steht eine Vielzahl an zusätzlichen, in einer langen Reihe gestapelten Kisten, die als eine Art Display dienen. Hier werden Medizingläser und monochrom beschriftete Artikel von Aesop ausgestellt. Um das Angebot hervorzuheben, hängen über dem provisorischen Möbel fünf schlichte Lampenfassungen von der Decke.
„Wir haben schon vorher viele Gebäude aus Pappe gebaut, darunter ein Geschäft für Aesop in der Flinders Lane in Melbourne, aber wir haben noch nie 4.500 Schachteln aufgehängt“, erzählt Eggleston. „Für Merci wollten wir eine organische Installation, die chaotisch und unberechenbar ist.“
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