Projekte

Renouveau Déco

von Katharina Horstmann, 06.10.2010

 
Autoban: Hinter dem Namen verbergen sich die Architektin Seyhan Özdemir und der Innenarchitekt Sefer Çağlar, die seit der Gründung ihres Design- und Architekturbüros im Jahr 2003 einen rasanten Start hingelegt haben und schnell zu „den“ Designern Istanbuls avanciert sind. Ihre Entwürfe haben jedoch weniger etwas mit temporeichen Schnellstraßen zu tun, sondern wirken eher ruhig und besonnen. Dabei ist ihr aktuelles Projekt The House Hotel Nişantaşı unweit des Bosporus in Istanbul keine Ausnahme: Dezente Brauntöne, lokale Materialien, ein Gefühl des Retro-Chics sowie unaufdringlicher Luxus zeichnen das Hotel aus – und das zeigt sich bis hin in die Badezimmer.
 
Für die Gestaltung des siebengeschossigen Stadthauses ließen sich Seyhan Özdemir und Sefer Çağlar von der Geschichte des alten und neuen Istanbuls inspirieren. Wie in fast all ihren Projekten verbanden sie traditionelle und moderne Elemente und Materialien, was dem Hotel eine erzählerische Note mit einem sehr persönlichen Charakter verliehen hat. Betritt man das von außen eher schlicht wirkende Gebäude, findet man sich in einem kleinen länglichen, in Kakao-Tönen gestalteten Foyer wieder. Rechts liegt die Rezeption aus Marmor, über der zwei goldfarbene Lüster hängen; am hinteren Ende des Raumes gelangt der Gast zu den zwei Fahrstühlen, die in die oberen Etagen – und das Herz des Hotels – führen.
 
Neuinterpretation des Art Décos
 
In der ersten Etage öffnet sich dem Gast ein großer länglicher Raum, der Lobby, Restaurant, Bar sowie Besprechungsbereiche umfasst. Auch er ist in Kakao-Tönen gestaltet und erinnert durch die gedeckte Farbwahl und die Form des Mobiliars an eine moderne Interpretation des Art Décos. Mittelpunkt ist hier die Lobby, die sich in einem halbrunden Erker mit raumhohen Fenstern befindet. Vor diesem sind zwei große runde Ledersofas um einen ebenfalls runden Couchtisch platziert; flankiert werden sie von zwei weißen Bücherregalen, die Autoban – wie fast das gesamte Mobiliar des Hotels – entworfen hat.
 
Traditionelle und moderne Elemente
 
Links von der Lobby befindet sich vor großen Fenstern ein langer Schreibtisch aus Walnussholz, der für Besprechungen gedacht ist. Vor diesem sind zwei an Vogelkäfige erinnernde Sessel platziert, die den Gast ein wenig vom restlichen Treiben des Raumes abschirmen. Dem Tisch gegenüber stehen vier Marmortische, die von einem langen braunen Ledersofa sowie eleganten Sesseln umgeben sind und zum Bistro-ähnlichen Restaurant des Hotels gehören. Auf der anderen Seite des Raumes – rechts von der Lobby – befinden sich weitere Tische des Restaurants sowie die Bar. Die Böden sind im gesamten Raum aus massiven Eichendielen; für die Wände interpretierte Autoban die klassische Boiserie neu und ließ eine Tapete in einem hellen Braunton von schokobraunen Holzleisten rahmen – ein Entwurf, der sich im ganzen Gebäude wieder findet.
 
Dezente Kakaotöne
 
Die sechs Suiten und 39 Zimmer sind über die restlichen sechs Etagen verteilt. Ihre Größen variieren zwischen 25 und 45 Quadratmetern. Großzügig und komfortabel wirken alle Zimmer; auch hier dominieren die angenehmen Kakao-Töne: Die Fußböden sind mit hellbraunem Teppich belegt und greifen den Farbton der Boiserie auf. Bett, Nachtische sowie die weiteren Möbel sind aus Walnussholz gefertigt.
 
Türkischer Marmor als Kontrast                                   
 
Den einzigen Kontrast bieten die Badezimmer. Auch sie greifen das Materialkonzept von Autoban auf, das daraus besteht, die Nutzung von wertvollen Materialien aus der Türkei zu fördern. „Wir verwenden viele lokale Materialien wie Holz, Glas, Eisen und verarbeiten sie nach den Möglichkeiten örtlicher Handwerkskunst, die man hier überall finden kann“, erzählt Seyhan Özdemir. „Gerade die traditionellen Materialien haben ihren Wert für uns, weil sie beständiger und nachhaltiger sind.“ So sind die Bäder aus türkischem weißem Marmor mit markanten Strukturen gestaltet: Marmorwände, Marmorböden, Marmorwaschtische. Einzig Duschwanne und Toilette sind aus weißer Sanitärkeramik. Eine Glaswand trennt die Badezimmer vom restlichen Raum; dank einer hölzernen Jalousie können sie abgeschirmt werden, so dass die Privatsphäre des einzelnen Gastes berücksichtigt wird, und er sich bei einer ausführlichen Dusche in Ruhe vom Geschäftstermin oder Sightseeing erholen kann.
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