Projekte

Rückzug ins Private

von Claudia Simone Hoff, 06.01.2011


Von außen gibt es nur ein paar unauffällige weiße Schriftzüge an den Fenstern im ersten Stock. Ansonsten kein Hinweis darauf, dass sich hier der Showroom des italienischen Küchenherstellers Strato befindet – und das soll auch so sein. Denn Hans-Olaf Schulz, Architekt und Geschäftsführer, hat sich mit seinen Kollegen Mirjam Danke und Raphael Danke ein ganz besonderes Raumkonzept ausgedacht: ein Showroom als Apartment.


Mitte letzten Jahres ist Strato vom Potsdamer Platz in die Linienstraße 40 in Berlin-Mitte gezogen. Hans-Olaf Schulz mag es Dinge in Frage zu stellen, in Bewegung zu bleiben: Wie ist es bisher gewesen, wie könnte es in Zukunft sein, was könnte man anders machen? Und schnell war ihm klar, dass die spektakuläre Architektur vom Berliner Büro Bundschuh Architekten an diesem Ort genau das richtige wäre: „Wir fanden die Architektur des Gebäudes kraftvoll und wegweisend und haben uns deshalb entschieden, den Ort zu wechseln und hierher zu kommen“, so Hans-Olaf Schulz. Denn nicht nur die Adresse hat gewechselt, auch das Interieurkonzept wurde gänzlich neu gedacht: Im ersten Obergeschoss des grauen Monolithen aus Stahlbeton – der kurzerhand L 40 getauft wurde – hat Strato einen 180 Quadratmeter großen Raum eingerichtet, der die Besucher wie eine Privatwohnung empfängt.

Drinnen und draußen
 
Und so steht der Besucher, nachdem er geklingelt hat, vor einer ganz normalen Haustür und wird dort in Empfang genommen. Die Privatheit des Ortes soll dem speziellen Kundenkreis von Strato entgegenkommen, wie Schulz erzählt. Die Idee dazu hatte er schon länger im Kopf, aber „wenn man im 17. oder 18. Stock wäre, dann würde einen niemand finden. Hier dagegen ist schön, dass es eine Art Halböffentlichkeit gibt. Draußen ist die Stadt, die vor sich hin fließt. Und gleichzeitig sind auch wir vom Stadtraum her sichtbar und wollen entdeckt werden.“

Von Ecken und Kanten

Das Fließende zwischen Innen und Außen wird ermöglicht durch eine 25 Meter breite, über Eck geführte Festverglasung. Und hier sind wir gleich beim Grundriss des Showroom-Apartments, der aufgrund seiner Polygonalität durchaus als extravagant bezeichnet werden kann – wie sich das Gebäude überhaupt wohltuend abhebt von der in Berlin üblichen Blockrandbebauung mit zuweilen langweiligen Lochfassaden. Betritt der Besucher das Apartment, findet er sich in einem langen schmalen Gang wieder, der zwei große Räume miteinander verbindet. Von hier bietet sich sogleich ein fabulöser Blick auf den quirligen Rosa-Luxemburg-Platz – für Ablenkung beim Arbeiten ist also durchaus gesorgt.

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen
 
Denn hier wird tatsächlich gearbeitet, aber auch gelebt, wenn auch eher selten übernachtet. Rechterhand vom Entree hat Hans-Olaf Schulz den Arbeitsbereich mit zwei großen Schreibtischen eingerichtet und auch den gemütlichen Teil nicht vergessen: An der spitzen Ecke des Raums steht ein kuscheliges Sofa – eine Sonderanfertigung von Pohl International mit einer loungigen Tiefe von 1,20 Meter und einer Stoffbespannung aus Mohair-Velours. Letztere wird aufgenommen von der Rückwand, die ebenfalls mit dem samtig-braunen Stoff von Rubelli bespannt ist. Der gesamte Showroom ist ausgelegt mit maßangefertigten Eichendielen vom bayerischen Hersteller Schotten & Hansen. Über den langen Gang gelangt der Besucher dann in den zweiten Hauptraum, von dem es einen Zugang zur holzbeplankten Terrasse gibt. In einem veritablen Apartment wären an dieser Stelle vermutlich die Küche und der Essbereich angeordnet und an dieser Raumkonstellation hat sich auch Hans-Olaf Schulz orientiert. Er platzierte hier einen speziell angefertigten Strato-Monoblock, während ein hölzerner Esstisch kurzerhand in einen Besprechungs- und Arbeitstisch umfunktioniert wurde, der zuweilen jedoch auch seiner ursprünglichen Funktion zugeführt wird. Denn ein schneller Espresso und ein paar Tramezzini sind durchaus förderlich bei der kreativen Arbeit.

Von Küchen und Bädern
 
Italianità findet sich auch im hintersten, fensterlosen Teil des Apartments. Hier wurde der ursprüngliche Grundriss verändert und ein Server-Raum, ein Bad sowie eine kleine Küche eingebaut. Diese beherbergt eine Pantry von Strato zum Zubereiten von Espresso & Co. Analog zum vorderen Teil des Apartments sind die Wände ebenfalls mit dem braun schimmernden Mohair-Velours von Rubelli bezogen – eine ästhetische Lösung, die schon im Strato-Showroom am Potsdamer Platz begeisterte und eine sinnliche Ergänzung bietet zum Edelstahl-Holz-Küchenblock. Überhaupt wird schnell klar beim Eintreten in diesen besonderen Showroom: Hier ist jemand mit Herz und Seele dabei. Hans-Olaf Schulz hat immer den gesamten Raum im Blick und nicht ausschließlich die Küche. Kein Wunder, dass Strato Berlin seit geraumer Zeit auch im Interieur-Bereich tätig ist und komplette Wohnungen und Häuser ausstattet. Und genau diese gestalterische Kompetenz soll auch das Interieur des Showrooms widerspiegeln. Hier werden übrigens nie mehr als zwei Küchenmodelle des italienischen Herstellers ausgestellt, damit sich die besonderen Räume voll entfalten können: Weniger ist eben doch meistens mehr.

www.strato.de.com


Weitere Informationen

Strato
Quartett 2 GmbH
Linienstr. 40 / am Rosa-Luxemburg-Platz
10119 Berlin

Tel.: 030. 25 79 27 10
Fax: 030. 25 79 27 11
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 10–18 Uhr, und nach Vereinbarung
 
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Links

Projekt

Strato, Berlin

www.strato.de.com

Projektarchitekten

Bundschuh Architekten, Berlin

:http://bundschuh.net

Strato im Porträt

Wie die Küche zur Skulptur wird

www.designlines.de

Produkte von Strato bei Designlines

031

www.designlines.de

Eclettica

www.designlines.de

Töpfe und Pfannen

www.designlines.de

Eurocucina 2010

Die Küche auf der Überholspur

www.designlines.de

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