Viel Farbe, Licht und Flora
„Eine Stadt mit mehreren übereinanderliegenden Schichten, aztekisch, kolonial, neoklassizistisch, modern,“ so beschreibt der mexikanische Schriftsteller Carlos Fuentes die Mega-Metropole Mexiko-Stadt. Ein Ort mit mehreren übereinanderliegenden Schichten ist auch das dort ansässige Hotel Condesa df. In dem von der Pariser Designerin India Mahdavi und dem mexikanischen Architekten Javier Sánchez umgebauten Jugendstilhaus wechseln sich traditionelle und zeitgenössische Gestaltungselemente so selbstverständlich ab wie die Grenzen zwischen Geschichte und Gegenwart in der Stadt verlaufen: von neoklassizistischen Dekoren und minimalistischen Markisen zu gusseisernen Badewannen und Waschbecken, die an Spielfiguren erinnern.
Für die Sanierung des 1928 erbauten Wohnhauses ließ sich Javier Sánchez von den für Mexiko charakteristischen Wohnhäusern inspirieren, in denen der Patio das Zentrum bildet, und gestaltete eine moderne Architektur, in der sich die offenen und privaten Bereiche gekonnt abwechseln. Das Resultat ist ein von Außen authentisch wirkendes Gebäude mit einer Jugendstil-Fassade, die in einem starken Kontrast zu dem minimalistischen Gebäudeinneren steht.
Tropische Atmosphäre
Durch einen unauffälligen Eingang gelangt der Gast zunächst in eine minimalistische Lobby mit türkisfarbenen Wänden. Links befindet sich die mit Walnuss verkleidete Rezeption, ihr gegenüber stehen zwei elegante Ohrensessel. Geradeaus geht es weiter in einen großen, von einer dreieckigen Form geprägten Innenhof, der das Restaurant umfasst und von üppigen Grünpflanzen dominiert wird. Von ihm gehen einzelne Bereiche wie der Frühstücksraum, eine kleine Bibliothek oder auch die offene Bar ab. Für die Gestaltung des Interieurs ließ sich India Mahdavi – wie schon in der Lobby – von der Kultur und teilweisen tropischen Atmosphäre des Landes inspirieren. Angeregt von Farbe, Licht und Flora setzte sie als Gegenstück zu dem weißen Patio türkisfarbene Wände und Decken und komplettierte sie mit Nischen aus dunklem Walnussholz. Die Farb- und Materialwahl taucht auch beim vorrangig von ihr entworfenen Mobiliar auf: Das Türkis der Wände wiederholt sich beispielsweise in den Bezugsstoffen der Stühle, das Erdbraun der Wandpanele in den Sesseln und Hockern, die hell-lichte Kühle der Architektur in den handgefertigten Steinfliesen sowie der weiß lackierten Bar und den weißen Keramiktischen.
Geometrische Lichtspiele
In den oberen Etagen führt ein um den Patio entlanglaufender Flur zu den 40 Zimmern, der durch vertikale Markisen von dem Hof abgeschirmt wird. Tagsüber sind sie geöffnet und kreieren besonders schöne grafische Muster; nachts werden sie geschlossen, um Lärm abzuschirmen. Für die Zimmereinrichtung selbst hatte India Mahdavi die schlichte Schönheit von Mönchszellen im Sinn und wählte nur natürliche Materialien wie Holz, Stein und Wolle; gedämpfte Farben wie Hellgrau, Braun, Moosgrün, Beige und Weiß sorgen für eine elegante Atmosphäre. So bestehen die Fußböden entweder aus Walnussdielen oder weißen Steinfliesen, die Wände sind mit Walnusspanelen verkleidet oder weiß gestrichen, und vereinzelte moosgrüne Stoffbezüge dienen als Farbtupfer. „Die meisten [Zimmer] besitzen hohe Decken, wirken aber nicht zu groß“, erklärt die Architektin. „Alle bieten einen phantastischen Blick, großartiges Licht und äußerst bequeme Betten mit handgewebten Tagesdecken aus Oaxaca.“
Spielfiguren als Waschbecken
Auch die Badezimmer sind schlicht gehalten und werden von weißen, grauen und braunen Farbtönen dominiert: Die Fußböden sind – wie schon in den Zimmern – aus weißen Natursteinen oder Walnussdielen, die Wände aus grauem Naturstein. In der Mitte des Raumes steht eine freistehende Badewanne, die auch als Dusche dient. Sie wirkt mit ihrer abgerundeten Gestalt und ihren vier Füßen wie ein gusseisernes Modell aus dem späten 19. Jahrhundert und ist noch in vielen der Haushalte der Stadt zu finden; ein schlichter weißer Vorhang hängt von der Decke und bietet Schutz beim Duschen. Die weißen Keramikwaschbecken wiederum erinnern mit ihrer runden Gestalt an Spielfiguren. Sie wurden von India Mahdavi entworfen und greifen die für die Designerin typisch verspielte Form auf, die sich zum Beispiel auch in den Hockern und den kleinen Beistelltischen der Bar wieder finden.
Dachterrasse als Schiffsbug
Die größte Attraktion des Condesa df ist die Dachterrasse, die wie der Bug eines Luxusliners in das Grün des angrenzenden Parque España ragt. In dem so genannten Bereich Myself laden ein Hammam, eine Outdoor-Therme und ein kleiner Fitness-Bereich die Gäste zu Entspannung ein. Doch leider grenzen sie etwas zu direkt an den großen Barbereich der Terrasse an, weswegen letzterer wahrscheinlich die größere Erholung bietet. Auf runden Daybeds und Sitzinseln können die Gäste die Aussicht über die Nachbarschaft genießen, dabei Smart-Sushi essen oder sich an einem Recovery Sunday mit DJ und Recovery Menu sowie Recovery Drinks vom Wochenende und dem schnellen Treiben der Millionenmetropole erholen.
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