Vom Schaumbad zum Traumschlaf
Das Hotel Q in der Berliner Knesebeckstrasse 67 lässt alle Gewohnheiten vergessen. Bereits hinter der Eingangstüre zeigt sich das außergewöhnlich inszenierte Gestaltungskonzept: Decke, Wand und Boden bestehen aus gekrümmten Flächen und gehen fließend ineinander über. Sogar die Funktionsbereiche von Empfang, Bar und Lounge verschmelzen in eine wellenförmige Topographie aus rotem Linoleum. Die ungewöhnliche Sprache der Innenräume führt den Gast in eine neue Welt, die als räumliche Erfahrung des Ortes zu einem unverwechselbaren Abenteuer macht. Regisseure dieses Erlebnisraums sind die Architekten Wolfram Putz, Lars Krückeberg und Thomas Willemeit die 1998 gemeinsam das Architekturbüro Graft gründeten und seit dem die Architekturwelt mit ihrem “pursuit of happiness” bereichern.
Ein Hotelzimmer als Skulptur
Das Thema, der mehrfach gebogenen Membran die den Raum einhüllt, beginnt im Erdgeschoß am Empfang und setzt sich in den Hotelzimmern fort. Hier sind einzelnen Elemente des klassischen Hotelzimmers wie Bett, Nachttisch, Fernseher und die meist extra durch eine Wand abgetrennte Nasszelle aufgelöst, im Zimmer verteilt und fließen in einer räumlichen Einheit zusammen. Der aus Eichenholz gefertigte Boden hebt sich empor, formt sich zum Sockel des Bettes und fasst die Matratze ein, wölbt sich wieder nach oben, um eine Badewanne oder ein Waschbecken aufzunehmen. Die unterschiedlichen Funktionsbereiche verschmelzen und modellieren dabei eine Skulptur aus Verkehrsfläche, Möbel und Raumbegrenzungen. Nur die Toilette fügt sich nicht in die Zimmerlandschaft ein, sondern erhält als stilles Örtchen einen separaten Raum.
Die dunklen Oberflächen des Eichenholzes der Raum-Landschaft tragen zu der sinnlich- behaglichen Atmosphäre des Raumes bei und stehen in einem harmonischen Kontrast zu der weißen Badkeramik. Die Badaccessoires mit ihren glänzenden Chromoberflächen und ihrem minimalistischen Design fügen sich unauffällig in das Ensemble ein.
Und schließlich das Schaumbad
Trotz ihrer normalen Größe wirken die einzelnen Zimmer außerordentlich geräumig nicht zuletzt dadurch, dass auf eine abgetrennte Nasszelle verzichtet wurde. Die klassische Trennung zwischen den Wohnbereichen ist aufgehoben. Das Badezimmer wurde in seine einzelnen Bestandteile aufgelöst, die im Raum verteilt ihren Platz finden. Badewanne oder Waschbecken fügen sich in die verlängerte Bettkante ein und bilden zusammen ein Mobiliar. Die Duschnische ist direkt vom Zimmer aus zugänglich. Nur die Toilette bildet einen eigenen abgeschlossenen Raum. Schlafzimmer und Bad verbinden sich zu einer Einheit. Nach anstrengenden Konferenzen oder interessanten Museumsbesuchen empfängt den Gast eine gemütliche Wohn-Landschaft: Er nimmt ein Schaumbad, schaut dabei fern und bereitet in Gedanken sein Besichtigungsprogramm für den nächsten Tag vor. Aber Vorsicht: Sollte man vergessen haben, das Wasser abzudrehen, könnte es passieren, dass die Matratze irgendwann zu schwimmen beginnt.
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