Weiß hoch drei
Dieses alte Fabrikloft in Barcelona zeigt wie unterschiedlich die hellste aller Farben wirken kann.
Dass Weiß nicht gleich Weiß ist, zeigte schon Regisseur Krzysztof Kieślowski mit seinem zweiten Film der Drei-Farben-Trilogie. Wie unterschiedlich die hellste aller Farben in der Architektur wirken kann, zeigt dieses Umbauprojekt in einer ehemaligen Fabrikhalle in Barcelona.
Der Stadtteil Poblenou im Nordosten der Stadt, einst ein eigenständiger Vorort, hatte im 19. Jahrhundert die höchste Industriedichte von ganz Spanien. So erhielt er bald den Beinamen „katalanisches Manchester“. Heute hat sich die Gegend mit ihrer Nähe zu Meer und Stadtzentrum zu einem Magneten für Kreative entwickelt. Eine ehemalige Fabrikhalle mit Gewölben, offenliegenden Steinmauern und Metallträgern im beliebten Szeneviertel wurde nun in einen geräumigen Ort zum Leben und Arbeiten umgewandelt.
Heller als Weiß
Die Bedingungen waren hervorragend: enorme Deckenhöhen mit ebenso hohen Fenstern und über 1000 Quadratmeter Fläche. Doch statt alle Räume auf nur einer Ebene anzusiedeln und Wände und Abtrennungen einzubauen, beließ das Architekturbüro Planell-Hirsch aus Barcelona die offenen Grundrisse und somit den typischen Charme alter Fabriken. Lediglich die alten Eisenträger deuten hier die verschiedenen Funktionsbereiche an. Stattdessen integrierten Patricia Planell und Rodrigo Hirsch Zwischengeschosse, unter denen sie Badezimmer, Küche und Essbereich ansiedelten.
Weißes Licht
So nutzen sie die doppelten Deckenhöhen und die großzügigen Fensterflächen des Fabrikgebäudes optimal aus. Zudem erzeugen die Mezzanine aber auch ganz unterschiedliche Raumwirkungen wie Lichtstimmungen. Obwohl immer noch ausreichend mit Tageslicht versorgt, vermitteln etwa Küche und Essbereich durch die relativ niedrige Höhe ein Gefühl von Zurückgezogenheit und Gemütlichkeit, was durch die klobigen Bell-Leuchten von Normann Copenhagen noch verstärkt wird. Das obere Geschoss mit Schlaf- und Arbeitsbereichen hingegen wird durch seine zusätzlichen Dachfenster zu einem lichtduchfluteten Rückzugsort.
The sky is the limit
„Ziel unseres Umbaus war es, eine Balance aus Nüchternheit, Transparenz und Wärme zu erzeugen. Weiß spielte daher eine wichtige Rolle“, so das Architekten-Duo. Decken, Wände, Einbauschränke, Treppen und auch die Trägerkonstruktion der einstigen Fabrik erhielten so allesamt einen hellen Anstrich. Ebenfalls weiß getüncht, nehmen sich auch die Mezzanine optisch zurück. Vor den hölzernen Böden und farbigen Möbeln werden sie so fast unsichtbar und lösen die Decke förmlich auf.
So zeigen Planell-Hirsch, wie wandelbar die unbunte Farbe sein kann. Nur mit Licht und seinen unterschiedlichen Einfallswinkeln schufen sie – trotz der einheitlichen Raumgestaltung – ganz unterschiedliche Stimmungen, die aus dem Industriebau ein echtes Zuhause machen.