Wo schon die Römer baden gingen
Bad Gleichenbergs sieben Heilquellen sind seit der Römerzeit bekannt. In der Zeit des Biedermeiers entwickelten sie sich zum veritablen „Curbad“ und machten das kleine Städtchen im südöstlichen Hügelland der Steiermark zu einem vielbesuchten Kurort. Vor kurzem wurde dessen altes Kurhotel durch das „Life Medicine Resort“ ersetzt, einem Kurhaus, das ein Heilbad und medizinisches Therapiezentrum sowie ein Fünf-Sterne-Hotel, Restaurant und Cafés umfasst. Der Entwurf stammt von den norwegischen Architekten Jensen & Skodvin und fügt sich harmonisch in die umgebende Parklandschaft ein. So steht die streng lineare Gestalt der Straßenfassade der organisch geschwungenen Parkansicht gegenüber. Letztere bezieht den Baumbestand des 170 Jahre alten, unter Denkmalschutz stehenden Kurparks ein und holt die Natur durch kleine Innenhöfe in das Gebäude.
Das Architekturbüro Jensen & Skodvin, das 1995 von Jan Olav Jensen und Børre Skodvin in Oslo gegründet wurde, folgt einer Gestaltungsphilosophie, in der die Bauform sich aus der vorhandenen Umgebung ableiten lässt. Ihre Projekte und Bauten zeichnen sich einerseits durch die Sensibilität im Umgang mit Materialien aus, andererseits entwickeln die beiden Norweger ein topografisches Verständnis von Architektur, das ihre Entwürfe nicht nur in einen weiteren Zusammenhang einordnet, sondern häufig selbst als Landschaften strukturiert. Für das „Life Medicine Resort“ in Bad Gleichenberg wählten sie drei nachhaltige Materialien: eine grazile senkrechte Schalung aus Lärchenholz, die sich gut in die Parklandschaft einfügt, schuppenförmig angeordnete Basaltplatten als Referenz an die Vulkanregion und viel Glas, das eine räumliche Beziehung zwischen Architektur und Landschaft herstellt.
Räumliche Zusammenhänge
Das zur Straße hin als langer, linearer Bau ausgebildete Kurhaus ist in drei Ebenen organisiert. Zur Parkanlage hin entfaltet es sich in auf Rundstützen stehenden Gebäudeschleifen und überaus geräumigen, überdeckten und offenen Terrassenflächen. Letztere sind über außen liegenden Treppen an den Kurpark und das 30 Meter lange Freischwimmbad angebunden. Hier kann der Gast lange Bahnen schwimmen, sich unter freiem Himmel auf einer der vielen Liegen entspannen oder einen ausgedehnten Spaziergang durch den großen Garten machen.
Der Übergang von der Außenanlage in das Innere des Kurhauses ist fließend. Große Fenster ermöglichen dem Schwimmer im 25 Meter langen Hallenschwimmbad einen herrlichen Ausblick auf das umliegende Grün. Und auch die 110 Hotelzimmer, das Restaurant und die Cafés setzen den Akzent auf die Natur und zeichnen sich durch klare Linien und eine gewisse Großzügigkeit aus. Natürliche Materialien und Farben spiegeln die Umgebung wider und schaffen ein angenehmes Ambiente.
Optische Beziehungen zwischen Innen und Außen
Während sowohl das Hallenschwimmbad als auch das Restaurant, die Cafés und Hotelzimmer einen großen Bezug zum Außenraum aufweisen, sind die therapeutischen Bereiche nach innen orientiert. Hier wird auf einer Fläche von 500 Quadratmetern mit dem klassischen Programm eines europäischen Spas aufgewartet – von Thermalbädern über Saunen bis hin zur Gesichts- und Körperpflege. Außerdem gibt es ein großes Angebot an medizinischen Therapiebehandlungen und nach wie vor steht in Bad Gleichenberg die Kur von Erkrankungen der Haut sowie der Luft- und Atemwege im Fokus.
Ein Novum stellt die in der Steiermark einzigartige Kältekammer zur Behandlung von Schmerzen des Bewegungsapparates und der Migräne dar, in der bei bis zu minus 110 Grad in zwei bis drei Minuten die Schmerzen des Patienten gelindert werden sollen. Zwischen den Behandlungen kann sich der Patient in den transparenten und offenen Räumen des langgestreckten Teils des Kurhauses entspannen. Diese liegen entlang großer, raumhoher Glasfronten, die kleine Gartenräume umschließen und dem Gast das Gefühl vermitteln, sich mitten im Park auf seine Behandlung einzustimmen. Dafür wurden runde Höfe tief in das Gebäude geschnitten, welche so als Teil des Innenbereiches als auch als halbgeöffnete, aber eingefasste freie Räume funktionieren – und, wie auch die anderen Teile des Gebäudes, den Kurpark mit dem „Life Medicine Resort“ zusammenwachsen lassen.
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