Projekte

Zukunft der Retro-Avantgarde

von Katharina Horstmann, 07.11.2012


Um eine Geschichte von existenziellem Ausmaß zu erzählen, braucht es zuweilen nicht viel Raum. Und gelegentlich dient er – wie bei Amanda und Aleksander Vujadonivic – auch nur der Untermalung der Geschehnisse. Ihr vor kurzem eröffnetes Hotel Vander Urbani Resort in Ljubljana ist Zeitzeuge ihres gemeinsamen Lebens. Es erzählt indirekt ihren Werdegang, ohne aufdringlich zu sein – und gibt zudem einen Einblick in die slowenische Weltraumgeschichte.

 
Amanda und Aleksander Vujadonivic sind „Aussteiger“. Sie haben ihre alten Berufe an den Nagel gehängt, um sich ganz ihrer Rolle als Gastgeber zu widmen – und das in ihrem ehemaligen Wohnhaus. Vor vielen Jahren hatten sie während ihres ersten Rendezvous’ das alte Gebäude auf der Krojaska-Straße entdeckt und sich dort später eine Wohnung gesucht, um eine Familie zu gründen. Aus ihrer gemeinsamen Liebe zu den Räumlichkeiten entstand zudem bald der Wunsch nach einem eigenen Hotel: Sie wollten ihre Freude daran, Gäste zu empfangen, gerne auf Unbekannte auszuweiten. Nach und nach kauften sie die Zimmer in den anderen Stockwerken sowie drei Nachbarhäuser auf und eröffneten nach acht Jahren Planung im Sommer 2012 das Vander Urbani Resort mit 16 Zimmern und zwei Suiten.
 
Architektur für eine Weltraumstation
 
Wer nun aber erwartet, die traditionelle Zuckergussromantik im Stile des Habsburgerreichs im Inneren des Hotels wiederzufinden, irrt sich. Hinter der bürgerlichen Fassade der vier zusammengelegten historischen Wohnhäuser dominieren Rundungen aus grauem Sichtbeton, Spiegel und die Farbe Lila. Sowohl in der Eingangshalle als auch im daneben liegenden Restaurant findet man sich sofort in der Gegenwart zeitgenössischer Ästhetikansprüche wieder. Die dezenten Farben und karg anmutenden Materialkombinationen setzen sich auch in den oberen Etagen des Hotels fort. Sie erinnern in ihrem Zusammenspiel mit den weichen Formen und Textilien des Mobiliars entfernt an Kulissenteile aus Tarkowskis Weltraum-Epos Solaris von 1972. Ein Zufall? Immerhin ist für den Umbau des Hotels das Architekturbüro Sadar + Vuga verantwortlich, das bereits mit seinem Neubau für das Cultural Center of European Space Technologies (KSEVT) im slowenischen Städtchen Vitanje aufgefallen ist. Das Kulturzentrum, das in diesem Oktober eröffnet worden ist, wurde der ersten konkreten Architektur für eine Weltraumstation nachempfunden, wie sie Herman Potocnik Noordung, ein austro-ungarischer Pionier der Kosmonautik, Anfang des 20. Jahrhunderts in seinem Buch Das Problem der Befahrung des Weltraums beschrieben hatte.
 
Futuristische Formen, die Farbe Lila und viel Metall
 
Auch in den individuell gestalteten Zimmern und Suiten, die mit Namen wie River oder Zen vor allem Komfort und meditativen Rückzug vermitteln sollen, wurde das Gestaltungskonzept fortgesetzt: mal mit futuristisch anmutenden Sesseln von Patricia Urquiola, mal mit verspiegelten Schränken, aber immer kombiniert mit grauen Wandpolsterungen, lilafarbener Auslegware und metallfarbenen Details. Die Badezimmer sind vom Schlafbereich durch eine sich über den gesamten Raum erstreckende Verglasung getrennt, die wiederum großflächig verspiegelt ist, so dass der Raum in verschiedenen Ebenen an Volumen gewinnt. In den Bädern dominieren grauer Naturstein an Wänden und Böden, hölzerne Waschtische und weiße Sanitärobjekte wie Waschbecken und Badewanne den Raum. Einzig die Armaturenserie PuraVida von Hansgrohe nimmt die futuristische Formensprache des Hotels wieder auf.
 
Einblick in die Seele
 
Einen besonderen Ausblick auf die historische Altstadt bietet die mit Holz verkleidete Dachterrasse, die einen kleinen Swimmingpool sowie eine Bar umfasst und wie das Restaurant im Erdgeschoss nicht nur den Gästen, sondern auch den Einheimischen offen steht. Leicht kann dort oben das Gefühl entstehen, dass das Vander Urbani Resort inmitten der mittelalterlichen Gassen von Ljubljana ein getarntes Portal in die Zukunft der Retro-Avantgarde ist und wie schon bei Solaris Einblick in die Seele der handelnden Person gibt – vielleicht in die von Amanda und Aleksander Vujadonivic?
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Links

Projektarchitekten

Sadar + Vuga

www.sadarvuga.com

Vander Urbani Resort

www.vanderhotel.com

Design Hotels

www.designhotels.com

Hansgrohe

www.hansgrohe.de

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