Lockerheit aus einem Guss: Der Louvre Lens von SANAA besticht durch das stimmige Ineinandergreifen von Architektur und Landschaft. Auch bei der Möblierung wurde darauf geachtet, das Prinzip von Offenheit und Transparenz auf schlüssige Weise weiterzuführen: Mit einem flexiblen Systembaukasten, der im Buchgeschäft und Gourmet-Restaurant gleichermaßen Verwendung findet.
Gegensätze ziehen sich bekanntlich an: Als ein fließendes Kontinuum haben SANAA-Gründer Kazuyo Sejima und Ryūe Nishizawa ihren Louvre im nordfranzösischen Lens konzipiert. In einem früheren Steinkohlenbecken realisierten sie 2012 eine Abfolge von fünf ineinander verschlungenen Gebäudeteilen, zu deren Erschließung ein großes, gläsernes Foyer von nahezu quadratischem Grundriss dient. Einen spannungsvollen Ausgleich zur rechtwinkligen Ordnung setzen zehn runde Inseln, die von gebogenen Glasscheiben umhüllt sind und die unverzichtbaren Neben-Funktionen heutiger Museen aufnehmen. „Wir wollten ein offenes Haus, offen für die Gesellschaft, die Besucher, aber auch für alle Bewohner der Stadt“, bringt Kazuyo Sejima ihren Ansatz auf den Punkt.
Das Prinzip von Offenheit und Transparenz wird mithilfe der Möblierung weitergeführt. Anstatt das Buch- und Souveniergeschäft mit hohen, aufragenden Regalen in einzelne Zonen zu zerstückeln, wurde hüfthohen Schrankkuben Vorrang gegeben. Die Sicht soll frei bleiben, um die Weite des gesamten Raumes erfahren zu können. Zum Einsatz kommt hierbei das Möbelbausystem Haller von USM, das mit seiner modularen Bauweise nicht nur eine schnelle und flexible Anpassung an neue Warenpräsentationen erlaubt. Es korrespondiert zugleich auf mehrfache Weise mit SANAAs feinsinnigem Gebäude, das Innen und Außen überblendet.
Prinzip der Durchlässigkeit
Das filigrane, offen liegende Metallgerüst der Schränke wirkt wie ein Echo auf die runden Träger, die das schwebende Dach des Louvre Lens ausbalancieren. Einige Kuben werden von Vitrinen gekrönt, die mit ihrer gläsernen Materialität die durchsichtigen Gebäudehüllen aufgreifen. Indem die unteren Ablagen frei bleiben, können mehr als nur Blicke durch die Möbel hindurch wandern. Auch das tief ins Gebäudeinnere einfallende Sonnenlicht vermag die Schränke phasenweise zu passieren und spannende Schattenwürfe zu erzeugen. Mit ihrer kubischen Erscheinung wirken die Möbel zudem wie eine formale Umkehrung der gebogenen Glaswände, die die Boutique als schützende Hülle umschließen, ohne dabei die Durchlässigkeit der Innenräume zu beeinträchtigen.
In einem separaten, kreisförmigen Gebäude im Norden des Museumscampus ist das Restaurant untergebracht. Für die Küche zeichnet sich der französische Sterne-Koch Marc Meurin verantwortlich, der in Lens geboren wurde und nun ein zusätzliches Standbein zu seinem Restaurant „Le Meurin“ im nahegelegenen Château de Beaulieu in Busnes unterhält. Als wahre Hingucker entpuppen sich zwei Anrichten, die mit ihrer gelben Farbigkeit einen klaren Kontrapunkt zum gedämpften Blau der gepolsterten Stühle setzen. Auch hier kam das Möbelbausystem Haller von USM in einem zugegebenermaßen eher untypischen Kontext zum Einsatz.
Wechselnde Konfigurationen
Die Initiative für die Ausstattung ging auf Küchenchef Marc Meurin zurück, der gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen wollte. Durch die dezentrale Unterbringung von Besteck, Geschirr und Speisekarten entfallen unnötige Wege für die Kellner, womit ein Zugewinn an Ruhe im gesamten Restaurant erzielt wird. Gleichzeitig sind die gelben Kuben hoch genug, um als gut einsehbare Bühnen für das Anrichten der Speisen zu dienen sowie um Sichtachsen zu bilden und zu unterbrechen. Beide Schrankmodule sind zudem auf Rollen gelagert, um sie flexibel an die täglich wechselnden Tischkonfigurationen anzupassen. Das Beste dabei: Die Kombination aus gutem Essen und zeitgemäßen Interieur muss im „L’Atelier de Marc Meurin“ gar nicht teuer sein. Die aus lokalen und saisonalen Zutaten komponierten Gerichte werden bereits als Menüs ab 31 Euro angeboten. Unbedingt Reservieren!

USM
Das USM Möbelbausystem Haller wurde zwischen 1962 und 1965 entwickelt. Der bekannte Klassiker wird in der Bürowelt, in öffentlichen Bauten wie auch im privaten Bereich eingesetzt. Die Ende 2001 erfolgte Aufnahme in die Design-Sammlung des Museums of Modern Art MoMA in New York (USA) ist eine hohe Auszeichnung und bestätigt den Kunst-Charakter des Produkts.
Zum ShowroomL’Atelier de Marc Meurin
www.atelierdemarcmeurin.frMehr Projekte
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