Aisslinger auf Schritt und Tritt
Werner Aisslinger hat für Vowerk die gute, alte Auslegware zerstückelt: eine Vorabpräsentation.
Werner Aisslinger rollt den guten alten Wand-zu-Wand-Teppich auf, zerkleinert ihn in geometrische Grundformen und Varianten, bringt sie farbenreich aufeinander abgestimmt wieder zusammen und schafft daraus im Auftrag von Vorwerk flooring eine unkonventionelle Kollektion namens Elementary Shapes. Offiziell vorgestellt und erhältlich sein wird die Reihe aus der Vorwerk-Objektkollektion Projection Anfang kommenden Jahres. In einer Vorabpräsentation im Vorwerk-Werk in Hameln lernten wir Elements, eine Neuinterpretation des klassischen Läufers, kennen und dürfen gespannt sein auf dessen Geschwister Myto und Leaf.
Wer sich Werner Aisslinger ins Boot holt, dem dürfte bewusst sein, dass das Ergebnis etwas Visionäres haben wird. Es wird modular zugehen, und es wird viel intensive Farbe im Spiel sein. Seine Konzepte — mögen sie auch manchmal etwas konstruiert wirken — hauchen Projekten definitiv Leben ein. Er stellt gewohnte Situationen in Frage, wie man zuletzt in seiner Ausstellung Home of the Future im Berliner Haus am Waldsee erfahren konnte, und verfolgt richtungsweisende Gestaltungspersektiven, die sich an vielen denkbaren Bedürfnissen orientieren. Mit Bedacht akzentuiert, nutzt Aisslinger die Objekte als Leinwand zum Geschichtenerzählen und seine eigenen Entwürfe als Requisiten. Jüngstes Beispiel ist das direkt neben dem Berliner Zoo eröffnete 25hours-Hotel, in dessen Interieur er sich dem Motiv vom subkulturellen Großstadtdschungel widmete. Viel bunt und viel Patchwork kommen da zum Einsatz und verwandeln das Hotel zum Erlebnisort.
Geometrische Primärformen
Auch für Vorwerk flooring findet Werner Aisslinger neue Wege und bringt damit die Anfang 2010 von Hadi Teherani entwickelte Teppichfliese FreeScale sowie das Thema abgepasste Bodenbeläge auf eine neue Spur. Immer der Frage nach, welche Alternative es zum gekettelten Teppichrand wohl gebe, findet sein Designteam die Antwort im schlichten Ausstanzen. Inspiration für die Form lieferte dabei sowohl die jüngere Designgeschichte als auch ein Blick auf die derzeit wieder aufblühende Memphis-Ära. Aus vier geometrischen Primärformen als Endelemente und zwei rechteckigen Zwischenstücken kreiert Aisslinger eine Läuferserie, die aus unterschiedlichen Farbkombinationen und drei verschiedenen Teppichstrukturen zusammengesetzt wird. Currygelb liegt da neben Nacht- und Himmelblau, Aquablau changiert mit Tannengrün, und Beerentöne treffen auf Signalrot. In den Zwischenräumen werden die Teppiche jeweils von intensiven, teils neonfarbenen Wollfilzstreifen unterbrochen. Die Breite beträgt stets einen Meter, während die Länge praktisch endlos vorstellbar ist. Verbunden werden die Einzelteile auf der Rückseite mit einem rutschfesten Wollfilz.
Farbe in Gang setzen
Was auf den ersten Blick gar nicht so raffiniert wirken mag, erweist sich mit Blick auf die möglichen Anwendungsgebiete als wahres Wunderding. Elements strahlen Lebendigkeit aus, akzentuieren leere Flächen wie etwa Foyers, weisen auf Gehbereiche und Laufrichtungen hin und verleihen nicht zuletzt sogar grauen Bürofluren ein farbenfrohes Antlitz. Ein schöner Effekt ist das Spiel mit den unterschiedlichen Florhöhen, durch die die farbigen Zwischenstreifen teils erst bei näherem Hinsehen sichtbar werden. Als kleine, zwei- oder dreigliedrige Teppichinseln sind Elements auch im Wohnbereich denkbar.
Nachhaltigkeit auslegen
Insgesamt folgt die Kollektion des Hamelner Teppichherstellers einem Trend, der sich wegbewegt vom Luxuswohnen und hin zum leichteren Wohnen und Arbeiten. Die Individualisierbarkeit, so Aisslinger, mache die Serie „synchronierfähig“ für die bestehende Einrichtung. Und bei allem Neudenken kommt selbstverständlich auch die Nachhaltigkeit nicht zu kurz. Das Rohmaterial der Teppichfasern besteht — bei Vorwerk längst Standard — aus Polyurethan, das aus Rizinusöl gewonnen wird. Zum Verkleben der Ober- und Unterteile wird recyceltes Teppichmehl als Basismaterial verwendet. Und zum Färben kommt ein kaltes, somit energiesparendes Verfahren zum Einsatz. Erhältlich sein werden Elements sowohl in individueller Zusammenstellung als auch in sechs Kombinationen als Pakete. Die gesamte Kollektion namens Elementary Shapes wird im Januar 2015 zur Messe Domotex in Hannover, zur Bau in München präsentiert und während der Einrichtungsmesse imm cologne in eine Sonderausstellungsfläche im MAKK Museum für Angewandte Kunst Köln integriert werden.