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Die Auflösung des Raums

von Katja Neumann, 30.10.2009


Einen neuerlichen Anstoß zum Thema Licht und Gesellschaft bietet das Zumtobel Lichtforum in Dornbirn mit der aktuellen Ausstellung „Displacer“. Gezeigt wird eine rund fünf Meter hohe Installation des österreichischen Medienkünstlers Friedrich Biedermann, der damit die Glasfasertechnik neu interpretiert. Mit einem speziell für diese Arbeit entwickelten Verfahren und besonderen Lichtfasern werden bewegliche Bilder auf Wände, Decke und Boden projiziert, die sich in leuchtenden Ausschnitten neu zusammensetzen. So kehrt Biedermann die herkömmliche Funktion des vielfach zur Datenübertragung eingesetzten Glasfaserkabels einfach um: Statt Bilder zusammenzufügen, zum Beispiel bei einer Internetverbindung, gilt es hier, Bilder durch Licht im Raum zu zer- und verteilen.


Glasfasern findet man heute in verschiedenen Bereichen: eingesetzt als Wärme- und Schalldämmung, in Kunststoffen und Textilien, als Glasfaserkabel zur schnellen Datenübertragung und nicht zuletzt als Lichtwellenleiter. Die Lichtleitertechnik ist ein gängiges und lang bewährtes Prinzip, bei der elektrische Signale in Lichtsignale umgewandelt werden. Mit Hilfe eines Kabels, beispielsweise aus Glasfasern, kann das Licht somit über lange Strecken transportiert werden. Die Herstellung der Glasfasern ist vergleichsweise einfach: Dazu wird Glas so haarfein gezogen, dass daraus Fasern entstehen, die erstaunlich flexibel und nahezu unzerbrechlich sind.

Lichtfasern und projizierte Bilder

Als zentrales Element der globalen Datennetze bedient sich Friedrich Biedermann des Glasfaserkabels in seiner Installation „Displacer“ zur Verteilung digitaler Daten in Form von fragmentarischen Bilder und Licht im Raum. Zu diesem Zweck wurden verschiedene Bilder eingescannt, die anschließend mit der eigens entwickelten „Displacer“-Apparatur sowie Lichtfasersträngen, an deren Enden Projektoren angebracht sind, in den Raum geworfen werden. Bei der Arbeit „Displacer2“ aus dem Jahr 2008 waren dies beispielsweise adaptierte Landschaftsszenarien aus dem Ego-Shooter-Spiel „Cry Far 2“, welche von einer Lichtquelle und drei von der Decke herab hängenden Fasersträngen projiziert wurden. So wirft der sich ständig in Bewegung befindende „Displacer“ im Rahmen der Ausstellung in Dornbirn Bilder an alle Projektionsflächen des Raumes und verschmilzt diese scheinbar miteinander. Die Bilder erreichen durch das Licht jeden Winkel und bieten ein regelrecht optisches Spektakel. Die Licht-Generatoren und Optiken der „Displacer“-Installation stammen von dem Beleuchtungshersteller Zumtobel, der auch eine technisch beratende Funktion bei der Realisierung der Ausstellung übernahm.

Lichtkunst und die Idee der Auflösung der Räume


Den Hang zu technischen Materialien und die Faszination für Energie entwickelte der 1975 geborene Friedrich Biedermann schon früh, nicht zuletzt durch den familieneigenen Elektrotechnik-Betrieb und erste Experimente in den heimischen Materiallagern. Mit 19 Jahren zog es Biedermann schließlich nach Wien, wo er noch heute lebt und arbeitet. An der Universität für angewandte Kunst studierte er Bildhauerei sowie transmediale Kunst bei der Lichtkünstlerin und Professorin Brigitte Kowanz. In Wien hatte er auch von 2002 bis 2008 einen Lehrauftrag.
Ein immer wiederkehrendes Motiv in den Arbeiten des Künstlers ist die Idee der Auflösung der Räume. So auch bei „Displacer: „Die Verortung zeigt sich in der Arbeit durch die Verbindung eines flexiblen Projektionssystems und der Erzeugung eines neuen Raumgefüges,“ so Biedermann. Licht, neben Plexiglas, Aluminium und selbst gebauten Motoren eines der bevorzugten Arbeitsmaterialien des Künstlers, ist für ihn ein alltägliches Material – und damit ein Material, das man entfremden kann. „Licht gibt mir derzeit die perfekte Möglichkeit, Bilder zu kreieren und umzusetzen und meinen Lösungen so nahe wie möglich zu kommen.“

Lichtfaserkabel, Projektoren, Beamer, Fotos – die technische Seite der Lichtkunst ist nur ein Aspekt. Denn wie es fast immer ist mit der Kunst: Beschreibungen allein werden ihr nicht gerecht. Um sie zu sehen und zu erfahren, sollte man sich die Ausstellung in Dornbirn am besten selbst anschauen. Die Installation „Displacer“ von Friedrich Biedermann ist noch bis zum 6. November im österreichischen Dornbirn zu sehen. Ein Besuch ist wochentags zwischen 9 und 17 Uhr nach telefonischer Voranmeldung unter 0043-5572-390-0 im Lichtforum Dornbirn möglich.


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Links

Zumtobel

www.zumtobel.de

Friedrich Biedermann

www.friedrichbiedermann.com

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