Die ISH 2007 in Frankfurt
Eines gleich vorne weg: die Hersteller der Bad- und Sanitärbranche gaben sich in diesem Jahr besonders Mühe, das Publikum mit aufwendig inszenierten Ständen in ihre Badewelten eintauchen zu lassen. Dabei stand nicht mehr nur das pure Objekt, sondern vor allem die Inszenierung einer gesamträumlichen Badkultur im Mittelpunkt der ISH. Und die schien gut besucht! Fachpublikum aus der ganzen Welt drängte sich in den ersten Tagen durch die Gänge der Messehallen und machte mitunter das Durchkommen unmöglich. Noch vor zwei Jahren deutlich weniger und von Design bekam man lediglich bei den führenden Herstellern der Branche etwas zu sehen. Seither hat sich einiges getan. Das bis vor kurzem von der Designszene weitgehend unbeachtete Stiefkind „Bad“, hat sich zu einem anspruchvoll gestalteten Ort mit eigener Lebensphilosophie und -kultur entwickelt.
Ob eine archaische Badelandschaft, wo dem Element Wasser unbehandelte Materialien aus Stein, Holz oder Eisen beigefügt werden oder ein mit sinnlichen Formen gestalteter Boudoir, eines wird auf der ISH klar: Die meisten Bäder in Deutschland entsprechen zwar noch lange nicht den hier angebotenen Konzepten, doch ist die technische Entwicklung inzwischen so weit fortgeschritten, dass sie als Gestalt gebendes Element in den Hintergrund tritt und eine nahezu unbegrenzte Freiheit in der Entwicklung des Lebensraum Bad zulässt. Zu wünschen bliebe nur, dass beim nächsten Mal auch etwas mutigere Entwürfe das Publikum begeistern.
Komm nach Haus ins Bad
Wie auf der IMM 2007 in Köln bereits zu sehen war, spielt die Rückkehr zu tradierten Werten und die Nostalgie vergangener Tage auch im Baddesign eine bestimmende Rolle. Badewelten in Pastell, Beige oder Braun unterbrochen von dezenten Farbkontrasten, sowie Holz und andere, harmonisch aufeinander abgestimmte Materialien zeichnen sich klar als Trends der ISH in Frankfurt ab. Die Unternehmen setzen dabei auf eine klare, zurückhaltende Formensprache oder auf weich fließende Konturen. Die Endgrenzung des Bades setzt sich bis in den Wohnraum hinein fort, bzw. bringt als weiterer Aufenthaltsort in Zukunft dessen Qualitäten mit unter. Ergänzt werden die Baderäume mit passenden Accessoires, die das Wohngefühl optisch abrunden.
Alles aus einer Hand
Möglicherweise beginnen die Hersteller auch deshalb sich zunehmend als Gesamtbadausstatter zu präsentieren. Unternehmen wie Keuco beispielsweise, die bis vor einigen Jahren nur Accessoires herstellten, sind schließlich dazu übergangen auch Sanitärobjekte, Armaturen und Badmöbel anzubieten, um dem Verbraucher eine perfekte Badewelt in einer durchgängigen Produktlinie anbieten zu können
Urlaub im privaten Spa
Dementsprechend eingestimmt, ist es ganz selbstverständlich geworden, dass „Wellness“ nichts mehr mit dem Aufenthalt am Starmberger See zu tun haben muss, sondern damit, ein Entspannungsbad in den eigenen vier Wänden zu nehmen. Mit sanft gedimmtem Licht, leiser Musik und ätherischen Düften ausgestattet, wird die Wellness-Reise zum Kopfkino im privaten Spa, bei dem man anschließend sicher im eigenen Bett landen kann.
Architektur wird Design
Die vorgestellten Badewelten auf der ISH zeigen vor allem, dass Architektur und Design heute eine engere Verbindung eingehen und räumlich sogar ineinander greifen. Damit erfüllen sie Anforderungen an Funktionalität und Hygiene und verbinden sie mit Aspekten der Wohnlichkeit. Die fest installierten Sanitärobjekte wachsen dabei über sich hinaus, sind nicht nur architektonische Elemente, die den Raum gliedern, sondern bilden eigene Räume, wie beispielsweise Dusch- oder Badezonen. Das einzelne Objekt steht nicht mehr für sich allein, sondern wirkt im Kontext seiner Umgebung – dem gesamten Bad, das als Raum für Regeneration und Entspannung, zunehmend einen wohnlichen Charakter annimmt.
Natürlich und sinnlich
Die Entwicklung der einzelnen Produkte geht in Richtung Mensch, nicht nur um funktional und praktisch zu sein, sondern vor allem um die Sinne anzusprechen. Natürlichkeit und Sinnlichkeit strahlen viele der vorgestellten Neuheiten aus, wie beispielsweise das Waschbecken Gaia von Troika domovari, das den Eindruck einer schwebenden Figur erweckt. Weiche Materialien und sanft fließende Formen laden zum Berühren ein und verleihen Badobjekten, wie dem Waschbecken Pli von burgbad, Leichtigkeit und Anmut. Das Credo dieser Objekte ist die Symbiose zwischen Mensch, Natur und Raum.
Leicht und flexibel und dabei wohnlich
Modular von estoli ist eine besonders vielseitige Badmöbelserie, deren Aufbau und Kombinierbarkeit mit verschiedenen Paneelen, Stauraum je nach Bedarf und Wunsch entstehen lassen – nicht nur im Badbereich. Leicht auf- und umzubauen und dabei äußerst flexibel ist diese Möbelsystem und eignet sich damit vor allem für kleine Badezimmer. Praktisch und elegant ist auch der von Cordivari vorgestellte Handtuchhalter Badge, der Badetücher nicht nur hält, sonder gleichzeitig auch als Heizung wärmt. Dem Thema der Wohnlichkeit im Bad haben sich viele Designer und Hersteller verschrieben. Sie bieten, wie beispielsweise Keuco mit ihrer Serie: Atelier, ganze Raumkonzepte und Produktlinien einschließlich Möbeln, Sanitärobjekte und Accessoires – praktisch aus einem Guss an.
Klar reduzierte Formensprache
Reduzierte Designobjekte mit einer klaren Formensprache bestimmen nach wie vor das Baddesign vieler Hersteller. So stellte Dornbracht auf der ISH die Linie Symetrics vor, ein einfaches System aus kubischen Badelementen, deren frei einsetzbaren Module einer durchdachte technische Steuerung und einer intelligenten Wassersteuerung folgen. Geometrische Grundformen prägen auch den neuen Il Bano Alessi-Entwurf von Laufen. Die von Wiel Arets gestaltete Badlinie zeichnet sich durch die stringente Gestaltung mit Kubus, Kreis und abgeschrägte Flächen aus und strahlen damit eine entspannende Ruhe aus. Ein weiterer Architekt, William Sawaja, entwarf die neue Wasserarmaturenkollektion Wosh für Zucchetti und nahm sich dafür die Gestalt des kostbaren, facettenreichen Edelstein – den Diamanten zum Vorbild.
Zurück zur Klassik
Der Trend: Zurück zur Klassik ist in vielen Produkten zu beobachten. So setzt Steuler auf florale Muster und gestaltet seine Fliesen mit dem Kornblumenmotiv von Joop. Auf schwarzer oder weißer Fliese geprägt oder gemalt, verziert es den gesamten Raum mit einer einheitlichen Textur. Die Firma THG geht dabei sogar noch weiter und lässt gleich das ganze Bad im alten Glanz erstrahlen. Traditionelle Formen werden wieder aufgenommen und mit neuen Materialien und moderner Technik kombiniert. Villeroy & Boch nimmt diesen Trend sehr wörtlich und stellt in ihrer City Life Kollektion eine WC-Bank vor, die in ihrer Ausführung an den altbewährten Donnerbalken erinnert.
Links