Die Zukunft ist ein Sandwich
1 / 9

In nur wenigen Jahren hat es die LED geschafft, zum festen Bestandteil der Architekturbeleuchtung zu werden. Heute ist sie in fast jedem Haushalt sowie in Autoscheinwerfern und Taschenlampen zu finden. Kaum ist dieser Durchbruch gelungen, steht schon die nächste Revolution in den Startlöchern: Die OLED hat wie die LED das Potenzial, die Beleuchtungs- und Elektronikbranche zu revolutionieren. Denn im Gegensatz zur LED ist die OLED, also die organische Leuchtdiode, kein Lichtpunkt, sondern eine leuchtende Fläche. Konkret bedeutet dies, dass wir in Zukunft unseren Fernseher zusammen rollen und mitnehmen können, dass Tapeten und Vorhänge aus sich selbst heraus leuchten und wir bei Dämmerung unsere Fenster einschalten können, sodass sie 24 Stunden Tageslicht simulieren. Obwohl einige Hersteller bereits OLED-Leuchten anbieten, bietet die neue Technik ein enormes Potenzial, das bei weitem noch nicht ausgeschöpft ist.
Die Entwicklung der OLED begann bereits Ende der 1980er Jahre auf Basis des Phänomens Elektrolumineszenz und kam in der 1990er Jahren so richtig in Schwung, als entdeckt wurde, dass sich sogenannte Polymere, also langkettige Molekülverbindungen, für den Einsatz in OLEDs eignen. Als einer der ersten Hersteller investiert Philips seit 1991 in die Erforschung dieser Technologie, zunächst für die Entwicklung von OLED-Bildschirmen und seit 2004 von OLED-Beleuchtungsanwendungen.
Was sind OLEDs?
Im Bereich der Beleuchtung gilt die OLED als erstes Flächenleuchtmittel. Und hier besteht auch der größte Unterschied zur LED: Die LED generiert einen klaren Lichtpunkt, vergleichbar mit einer Mini-Glühbirne. OLEDs sind dagegen extrem flache Paneele, die ein weiches und abgeblendetes Licht über ihre gesamte Oberfläche abstrahlen. Daher wird die OLED die LED auch in Zukunft nicht ersetzen, denn es handelt sich um zwei völlig unterschiedliche Lichtarten. Die OLED ist aufgebaut wie ein Sandwich: Eine extrem dünne leuchtende Schicht – nur ein Tausendstel eines Menschenhaars dick – wird auf eine transparente, positiv geladene Elektrode aufgetragen. Darauf aufgesetzt wird eine zweite, negative Elektrode. Dieses „Sandwich“ muss, um es vor Einflüssen wie Luft oder Wasser zu schützen, auf einen Träger platziert werden, in den meisten Fällen ist es Glas oder ein transparenter Kunststoff. Wird elektrische Spannung zugeführt, beginnt die innere Schicht zu leuchten. Durch unterschiedliche Trägermaterialien können inzwischen auch farbige OLEDs produziert werden.
Einsatzbereiche der OLED
Der Vorteil dieser neuartigen Lichtquelle ist neben ihrer Energieeffizienz und kaum spürbaren Wärmeabstrahlung – sprich, man kann OLED-Leuchten jederzeit bedenkenlos anfassen – vor allem ihre enorm flache Bauweise. So wird es möglich sein, mit OLEDs Licht auf völlig neuartige Weise in Produkte und Oberflächen zu integrieren. Die Lichtquelle muss nicht mehr „versteckt“ werden, sondern dient als eigenständiges Gestaltungsmittel, als Leuchtfläche. In der Architektur kann man sich OLEDs als regelrechte „Lichtwolken“ vorstellen. Decken und Wände könnten in verschiedenen Farben erstrahlen, das Licht kann einzig als Lichtquelle eingesetzt werden, ohne sichtbares, technisches Zubehör wie Aufbau, Zuleitungen oder Rahmen. Es kann durch seine extrem flache Bauweise zudem in nahezu jeder Oberfläche von jeder Größe integriert werden.
Zukunftsmusik?
Das Potenzial der OLED ist bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Dennoch sind schon heute OLED-Leuchten von verschiedenen Herstellern und Designern, wie zum Beispiel Ingo Maurer, erhältlich. 2009 war es wieder das Unternehmen Philips , das die ersten OLED-Leuchten kommerziell verfügbar machte. Im gleichen Jahr präsentierte Philips mit seiner OLED-Marke Lumiblade auch einige ungewöhnliche Konzeptentwürfe, die mit namhaften Designern wie Jason Bruges oder Tom Dixon entstanden sind.
Im Juli 2010 eröffnete das Unternehmen in seiner ehemaligen Bildröhrenfabrik in Aachen ein OLED-Kreativlabor namens Lumiblade Creative Lab, in dem Fachleute aus unterschiedlichen Bereichen das Potenzial der OLED erforschen. Daneben bietet das Lumiblade Creative Lab auch Ausstellungsräume, in denen die bisherigen Entwicklungen ausgestellt werden, sowie Werkstätten und eine Materialbibliothek.
Materialforschung
Ein Aspekt, den die Lichtspezialisten verbessern möchten, ist das Trägermaterial. So besitzen OLEDs heute in ausgeschaltetem Zustand eine glänzende, spiegelartige Oberfläche. In Zukunft sollen vollständig transparente Trägermaterialien entwickelt werden, die in ausgeschaltetem Zustand durchsichtig sind. Transparente OLEDs könnten zum Beispiel als Fenster fungieren, die tagsüber den Blick ins Freie preisgeben und bei Dunkelheit oder schlechtem Wetter einfach angeschaltet werden. Durch die dem Tageslicht sehr ähnliche Lichtqualität der OLEDs könnte das Fenster schließlich in Helligkeit erstrahlen, einem schönen Sonnentag gleich, und parallel die Innenbeleuchtung ergänzen. Auch der Einsatz als Sichtschutz in Büros, der bei Bedarf angeschaltet wird, ist denkbar. Mit vollständig transparenten OLEDs rechnen die Forscher in den nächsten drei bis fünf Jahren.
Zurzeit sind OLEDs überwiegend mit dem Trägermaterial Glas erhältlich, da nur Glas den empfindlichen Kern der Leuchtdioden sicher vor Umwelteinflüssen zu schützen vermag. So arbeiten die Entwickler auch an Kunststoffmaterialien, die den nötigen Schutz bieten können, und zugleich flexibel sind. Damit könnten OLEDs in nahezu jede Oberfläche integriert werden und diese vollständig erleuchten, wie zum Beispiel Textilien, Tapeten oder Möbel.
An dem enormen Wachstumsmarkt OLED möchte natürlich auch die Bundesregierung mit dem Standort Deutschland teilhaben und hat daher Ende vergangenen Jahres das Projekt „So-Light“, kurz für Special Organic Light, gestartet. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt das Projekt, an dem elf Unternehmen, unter anderem Siteco oder Novaled, und Forschungsinstitute, wie das Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme oder die Universität Paderborn, teilnehmen, mit 14,7 Millionen Euro über den Zeitraum von drei Jahren. Der Fokus des Projekts liegt auf der Entwicklung neuer Materialien, der Weiterentwicklung optischer Systeme zur Lichtlenkung und der Erarbeitung von Anwendungsstudien für OLEDs. Darüber hinaus sollen die Studien auch auf konkrete Bereiche wie Architektur, Automotive oder der Hinterleuchtung von Groß-Displays angewendet werden.
www.siteco.de
www.philips.de
Links
Philips Lumiblade
www.lumiblade.comSiteco
www.siteco.deMehr Stories
Auf Nachhaltigkeit geschaltet
Jung setzt ganzheitlich auf ressourcenschonendes Handeln

Natur-Seele
Posthumes Geburtstagsgeschenk für Alvar Aalto

Best-of Euroluce 2023
Die Materialisten – neue Leuchten aus Mailand

Technischer Herzschlag
Zum Fuorisalone präsentierte JUNG die temporäre Installation Invisible

Licht im Dschungel
Wie Foscarini die Natur in seinen Mailänder Showroom holt

Starkes Schweden
Neues von der Stockholm Design Week 2023

Adaptives Multitalent
Das Gira System 55 wird 25

In den Kreislauf gebracht
JUNG erarbeitet sich Cradle to Cradle-Zertifizierung für komplexes Produktsortiment

Born in Beirut
Fünf Designpositionen aus dem Libanon

Das einfach intelligente Zuhause
Per Plug-and-play zum Smarthome mit JUNG

Technik-Upgrade für den Wohnraum
News und Trends von der Elektronikmesse IFA

Best-of Leuchten 2022
Von Kunstobjekten, Kronleuchtern & Aha-Erlebnissen

Alles im Fluß
Keramikfieber auf dem London Design Festival 2022

Unknown Unknowns
Die XXIII. Internationale Ausstellung der Mailänder Triennale ist eröffnet

Lockruf des Nordens
Die Neuheiten vom Festival 3daysofdesign in Kopenhagen

Meister der Zweitnutzung
Neues Design aus alten Möbeln von Girsberger Remanufacturing

Die Welt als Bühne
Design-Ausstellung über Aldo Rossi in Mailand

Best-of Maison & Objet 2022
Die Neuheiten der Pariser Einrichtungsmesse

Macht! Licht!
Ausstellung im Kunstmuseum Wolfsburg über Kunst, Politik & Ressourcen

Gelebte Leidenschaft
Imagefilm von JUNG über Qualität, Fortschritt und gutes Design

Spektrale Inspirationen
Mehr Gestaltungsfreiheit in der Architekturbeleuchtung

Best-of Leuchten 2021
Wie dekorative Leuchten den Wohnraum aktivieren

Ausgezeichnete Lichtplanung
Bartenbach gewinnt den Deutschen Lichtdesign-Preis 2021

3 Days of Design 2021
Die Highlights aus Kopenhagen

Zeitloser Funktionalismus
Mid-Century in der zeitgenössischen Innenarchitektur

Supersalone 2021
Die Highlights aus Mailand

Vielseitig schalten
Die Serie LS mit LS 990 von Jung

Maßstab Mensch
Rückblick auf unsere Veranstaltung zu Themen der Innenarchitektur

Gib Stoff!
Diese Textilien können mehr als nur gut aussehen

Renaissance der Schalter
Zukunftsgerichtete Gebäudetechnik jenseits des Smart Home
