Ein knackiger Kerl
1 / 9

Weihnachtszeit ist Figürchenzeit. Engelchen, Kinderlein, Chöre und Tierabbildungen tummeln sich in liebevoll gestalteten Szenerien. Alles wirkt harmonisch und friedlich. Doch ein schelmischer Geselle sticht aus der besinnlichen Stimmung hervor. Der Nussknacker.
„König Nußknacker, so heiß´ ich, harte Nüsse, die zerbeiß´ ich. Süße Kerne schluck´ ich fleißig, doch die Schalen, ei, die schmeiß´ ich lieber andern hin, weil ich König bin.“ So beschrieb Heinrich Hoffmann 1851 den Charakter der inzwischen zum Klassiker gewordenen Holzfigur. Mit der Autorität von Persönlichkeiten aus der damaligen Obrigkeit, einer strammen Haltung, einem grimmigen Blick und deutlich sichtbaren Zähnen zeigt Herr Nussknacker, wer der Chef ist. Und spätestens, wenn er mit seinem weit aufgerissenen Kiefer Schalen zum Zerbersten bringt, ist selbst dem Weihnachtsmann angst und bange. Aber ist es wirklich so? Nicht ganz. Denn auch der Kerl unter den Adventsfiguren lässt so langsam sein Herrscher-Dasein hinter sich. Königsgarderoben, Soldatenmäntel und Husarenuniformen weichen modernen Berufsbildern. Als Arzt, Künstler, Advokat oder Golfspieler getarnt, hält er in der heutigen Zeit Einzug in viele Wohnstuben. Und sogar der Weihnachtsmann höchst persönlich kommt als prachtvoll geschmückter Nussknacker in die Häuser.
Tradition für Moderne
Die obligatorischen Zähne sind noch sichtbar, aber meist von einem Bart, Arztkittel oder anderen Kleidungsstücken kaschiert. Auch der Blick ist nicht mehr gar so düster, meist blickt er uns mit großen, freundlichen Kulleraugen entgegen. Aber ob furchteinflößender Soldat oder charmanter Tennisspieler, der Nussknacker wird noch heute nach alter Tradition und Handwerkskunst gefertigt. Neben dem bayerischen Oberammergau war und ist das Erzgebirge das Zuhause des harten Typs und anderen Werkstücken, wie Weihnachtspyramiden, Räuchermännern und Schwibbögen. Ursprünglich von den Bergleuten als Hobby betrieben, hat sich die Holzarbeit in Form von Schnitzen, Drechseln und Fräsen über Generationen hinweg zum Markenzeichen der Region entwickelt. In rund 150 Arbeitsschritten werden die rund 35 Einzelteile aufwändig bearbeitet, verleimt und angemalt. Während der Nussknacker früher eher Respekt vermittelte und als Kinderspielzeug diente, ist er heute ein charmanter, dekorativer, lustiger Zeitgenosse, ja sogar eine außergewöhnliche Geldanlage! Es gibt ein paar besonders edle Exemplare, die sich mit einem Preis von über 28.000 Euro definitiv nicht unter Wert verkaufen. Die Kosten des Sammlerstücks resultieren vor allem aus einem einkarätigen Diamanten, den die Weihnachtsmann-Figur an ihrem Gürtel trägt. Bei all dem Stilbewusstsein tritt das größte Talent - das Nüsse knacken - damit zuweilen in den Hintergrund.
Frau Nussknacker
Und selbst die Gleichberechtigung hält Einzug in die Männerdomäne der Weihnachtsdekorationen. So tauchen an der Seite des knackigen Kerls immer mehr Nussknacker-Damen auf. Deutlich zarter präsentieren sich die Frauen in Gestalt von Chorsängerin, Lehrerin oder Wirtin. Wenn sie es denn überhaupt können, knacken die weiblichen Vertreterinnen die Schalenfrüchte allerdings nicht mit einem starken Biss, sondern mit ihren langen Beinen. In den USA sind Nussknacker nach berühmten Persönlichkeiten sehr beliebt, so dass Hillary Clinton und Maggie Thatcher mit festem Beinschlag die härtesten Hülsen zum Brechen bringen. Ob traditionelle, in hochwertigem Handwerk gefertigte Holzfigur oder Scherzartikel aus Kunststoff: Falls es in der besinnlichen Adventszeit mal zu ruhig wird, schnappen Sie sich „König Nussknacker“ und knacken Sie laut drauf los.
Links
Alle Beiträge unseres Specials Crafted Christmas
www.designlines.deChristian Ulbricht
www.ulbricht.deMehr Stories
Wohnliche Technik
Smart-Home-Lösungen von Gira zwischen Hightech und Hygge

Leben im Ommm
Die Verbeigung des Wohnraums ist Farbtrend und Gefühls-Seismograph

50 Jahre Togo
Ligne Roset feiert das Kultsofa der siebziger Jahre

Traum und Technologie
Entdeckungen auf der Sammlermesse Design Miami Basel 2023

Fließende Übergänge
Architekturbetonfliesen für innen und außen

3daysofdesign 2023
Die Highlights aus Kopenhagen

Appetizer für Januar
Spring Edition macht Lust auf die imm cologne 2024

Komfort-Bausteine
jehs+laub gestalten das Polsterprogramm oval für Brunner

Natur-Seele
Posthumes Geburtstagsgeschenk für Alvar Aalto

Neue Trends im Design
Die Gewinner*innen der ICONIC AWARDS 2023: Innovative Interior

Die neue Opulenz
Extravagante Textilien und Teppiche

Auf Tuchfühlung
Unterwegs auf dem Münchner Stoff Frühling 2023

Japanische Spuren
Glamora stellt die Madama Butterfly Collection vor

Wahre Raumwunder
Im Buch Small Houses kommen kleine Häuser groß raus

Knautsch & Kiesel
Die Möbelneuheiten vom Salone del Mobile 2023

Milan Design Week 2023
Ein Streifzug durch die Fuorisalone-Landschaft

Der Stoff, aus dem die Träume sind
Camilla D. Fischbacher verwandelt Meeresplastik in Textilien

Licht im Dschungel
Wie Foscarini die Natur in seinen Mailänder Showroom holt

Wohnlicher Dreiklang
COR feiert das 50-jährige Jubiläum seiner Polsterkollektion Trio

Aus Alt mach Neu
GROHE ist Teil der Revitalisierungs-Bewegung

Willkommen Zu Hause
Garderoben und Einrichtungslösungen für das Entree

Gestaltungsvielfalt in neuen Tönen
Kollektions-Relaunch bei Project Floors

Best-of Outdoor 2023
Neue Möbel für Garten und Terrasse

Komfort unter freiem Himmel
Neue Outdoormöbeltrends vom italienischen Hersteller Fast

Best-of Tableware 2023
Neuheiten für den gedeckten Tisch & Branchentrends

Starkes Schweden
Neues von der Stockholm Design Week 2023

Der Pilz-Visionär
Ausstellung über Angelo Mangiarotti in der Mailänder Triennale

Made in Lebanon
Die Beiruter Kreativszene zwei Jahre nach der großen Explosion

Ein Möbel für alle Fälle
Nachhaltige Systemmöbel von Noah Living

Magie und Frieden
Die Neuheiten der Maison & Objet und Déco Off in Paris 2023
