Ein Prozent
Obwohl über 70 Prozent unseres Planeten mit Wasser bedeckt sind, steht der Menschheit nur ein Prozent davon als Trinkwasser zur Verfügung. Der Rest ist Salzwasser. Mehrere Faktoren bedrohen die überschaubare Menge an trinkbarem Wasser: Die unaufhörlich wachsende Weltbevölkerung, die Klimaveränderungen sowie die Umweltverschmutzung. Doch Wasser ist für den Menschen unersetzlich, denn Wasser ist der Stoff, aus dem alles Leben entsteht. Wasser nährt unser Ökosystem, fließt durch unsere Städte, unsere Gebäude und unsere Körper. Doch durch unseren inflationären Umgang mit dem wertvollen Gut stehen wir vor einer Wasserkrise. Der Kampf um ein Prozent Trinkwasser hat begonnen und ist eine der größten Herausforderungen der Zukunft – auch für Designer. Verschiedene Designansätze für den Umgang mit Wasser lassen trotz aller düsteren Aussichten auf Innovationen hoffen – wir stellen drei vor.
Meer Wasser trinken
Die gesamte Wassermenge auf der Erde beträgt 1,5 Milliarden Kubikmeter – davon sind 30 Millionen Kubikmeter Süßwasser, die noch zum größten Teil als Reserven im ewigen Eis gebunden sind. Grundwasser und Gebirgsgletscher sind zusätzliche Süßwasserreservoire. Doch wir wissen jetzt schon: Das Trinkwasser wird knapp, auch wenn es einen weiteren großen Wassertank gibt – das Meer. Nur aufgrund seines Salzgehaltes eignet sich Meerwasser nicht zum Trinken. Noch nicht. Dass Meerwasser in Trinkwasser umgewandelt werden kann, hat der Designer Sönke Hoof von Formfjord gezeigt. Er hat ein System aus schwimmenden, beliebig koppelbaren Einzelmodulen entworfen, in die das Meerwasser von selbst läuft. Mit Hilfe der Sonnenenergie wird es destilliert und als Destillat mit einer Handpumpe vom Land aus abgesaugt. Einmal installiert arbeitet das System wartungsfrei – ohne Einsatz zusätzlicher Energie oder komplizierter Technik. Jedes Teil produziert täglich bis zu sechs Liter Trinkwasser und als Nebenprodukt wird alle zwei Monate etwa fünf bis acht Kilogramm Salz gewonnen, das sich zum Kochen oder für medizinische Heilanwendungen eignet.
Wasserrecycling
Neben der Süßwassergewinnung gibt es eine weitere Herausforderung im Umgang mit Wasser: Die Oberflächenverdunstung. Denn trotz regelmäßiger Niederschläge verlieren Flüsse und Seen ständig Wasser durch Versickern, Abfluss und Verdunstung. Allerdings ist die Abflussmenge – ebenso wie die Zuflussmenge – regional sehr unterschiedlich. Besonders in trockenen Klimazonen steht nur eine sehr geringe Menge an Oberflächenwasser zur Verfügung, das oft nach einmaligem Gebrauch nicht mehr nutzbar, geschweige denn trinkbar ist. Dabei ist es verschmutztes Wasser nicht unwiederbringlich verloren, wie der Entwurf „Water Cone“ zeigt. Das simple und günstige Produkt – eine Art solarer Destillationsapparat – verwandelt Meerwasser und Brackwasser in Süßwasser. Dazu wird das zu reinigende Wasser einfach auf einen Teller aus Polykarbonat geschüttet, auf den eine transparente, Polykarbonathaube aufgesetzt wird. Durch die Sonneneinstrahlung verdunstet das Wasser auf dem Teller, wobei das Kondensat an der transparenten Haube hängen bleibt. Wird diese abgenommen und umgedreht, läuft das Kondenswasser wie durch einen Trichter in das Auffanggefäß. Mit Hilfe dieses Verdunstungsprinzips können bis zum 1,5 Liter Wasser pro Tag wieder nutzbar gemacht werden – oft eine Hilfe in wasserarmen Regionen.
Vorrat minus Verbrauch = Verantwortung
Gebirgsgletscher und damit die Gebirgsabflüsse sowie Grundwasser sind die wichtigste Quelle für die Wasserversorgung. Doch vor allem für fossiles Grundwasser, das in frühen geologischen Zeiten gebildet wurde, muss immer tiefer gebohrt werden. Denn der Grundwasserspiegel sinkt in vielen Gebieten, während der globale Wasserverbrauch steigt. Aktuell werden ein Drittel der zugänglichen, erneuerbaren Süßwasserreserven verbraucht. Momentan ist noch genügend Wasser vorhanden, zumindest in Europa. Doch auch hier wird in den Sommermonaten immer wieder deutlich, dass das Wasser knapp wird. Regelmäßig liefern Wassertanklaster nach Mitteleuropa Trinkwasser, wie beispielsweise im letzten Frühsommer nach Barcelona.
Dass daher Hersteller Verantwortung übernehmen müssen und ästhetische Lösungen zum Wassersparen in Zukunft auch angesichts der steigenden Wasserpreise gefragt sind, hat beispielsweise Hansgrohe verstanden. Wie ein verantwortungsvoller Umgang mit Wasser aussehen kann – ohne dabei auf das perfekte Duschvergnügen zu verzichten – beweisen die hausinternen Strahlenforscher. Sie setzen sich täglich mit Wassermenge und Strahlqualität von Hand- und Duscharmaturen auseinander und verfolgen dabei nur ein Ziel: Duschspaß, Wassersparen bei hohem Komfort. Ihre Forschungsergebnisse sind in den verschiedenen Armaturen zu bewundern. Denn es gelang ihnen die Wassermenge – bei gleichem Wasserdruck und vollem Strahl – durch Luftbeimischung zu halbieren.
Blue Responsibility
Doch auch wenn die Haustechnik nur ein Prozent des Wasserverbrauchs ausmacht, der Wassermangel ist ein Problem. Spätestens in 25 Jahren werden das auch wir Mitteleuropäer spüren, so der Münchner Wasserexperte Wolfram Mauser. Aber ein Blick in die Geschichte zeigt: Mangel ist häufig ein Antrieb für besonders innovative Lösungen und Konzepte für Designer. Auch die Sanitärwirtschaft ist für neue Ideen offen und hat sich das Thema Verantwortung ganz groß auf die Fahnen geschrieben. Unternehmen aus der Bad-, Sanitär und Energietechnik werden auf der Messe ISH, die vom 10. bis 14. März in Frankfurt stattfindet, ihre Ansätze zum verantwortungsvollen Umgang mit dem Thema Wasser zeigen. Dass es nicht eine universelle Lösung gibt, wird dank der Themenvielfalt der ISH deutlich: Von Züchtung seltener Pflanzen (Burgbad) über globale sanitäre Grundversorgung und Trinkwasserhygiene (Geberit) bis hin zu Wasserspartechniken für verschiedene Regionen auf dieser Erde – so weit reichen die Projekte der Aussteller.
Wie differenziert man sich dem Thema Wasser annähern kann, zeigt auch die Sonderveranstaltung „Waterlounge“. Hier wird es sowohl um Badtrends für das Jahr 2009 als auch um Wasservergnügen gehen – schließlich ist Wasser mehr als nur Durstlöscher oder Reinigungsmittel. Badespaß, Entspannungs- und Heilmethode, aber auch Erotik und Körperkult – all diese Attribute vereint das Wasser. Man darf daher gespannt sein, wie Vergnügen und Verantwortung miteinander kombiniert und was die Hersteller auf der ISH präsentieren werden.
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