Stories

Emotionale Bürokultur

von Katja Bilski, 25.10.2007

Kommunikation mit Zahlenmenschen wie Einkäufern und Bauherren kann manchmal wirklich schwierig sein und oft beißt man irgendwann in einem solchen Gespräch mit Argumenten der Ästhetik auf Granit. Dabei lassen sich die sogenannten soft facts von Komfort und guter Form durchaus in hard facts von Kosten und direktem Nutzen übersetzen. Schützenhilfe bei dieser Argumentation liefert das Konzept „Place 2.5 – die neue emotionale Kultur des Büros“, das der Büromöbelhersteller Sedus mit Sitz in Waldshut entwickelt hat.
Ein Beispiel für eine solche Argumentation liefern die Büropflanzen. Wissenschaftliche Untersuchungen weisen nach: Pflanzen sorgen dafür, dass typische Bürokrankheiten wie Konzentrationsschwäche, Ermüdungserscheinungen, Kopfschmerzen und eine Reihe von psychischen und psychosomatischen Beschwerden zurückgehen. Obendrein reduzieren Pflanzen den Geräuschpegel und verbessern das Raumklima. Das wirkt sich positiv auf Körper und Geist aus. Eine Studie der University of Technology in Sydney ergab: Schon wenige Pflanzen reinigen die Büroluft von Schadstoffen. Sie verringern gesundheitsschädigende Faktoren. Gesunde Mitarbeiter sind produktiver - und das kommt den Unternehmen zugute.
Argumentieren mit Zahlenmenschen
So viel zu den soft facts, jetzt das Kalkül: Die Mitarbeiter erkennen die Verbesserung ihrer Arbeitsumgebung als Zeichen der Wertschätzung, sie identifizieren sich stärker mit dem Unternehmen, sind motivierter, weniger krank und arbeiten produktiver. In begrünten Büros mit hoher Luftfeuchtigkeit können die Krankheitstage um bis zu 3,5 Tage im Jahr pro Mitarbeiter gesenkt werden. Ein Pflanzengefäß kostet pro Mitarbeiter 250 Euro. In einem Zeitraum von fünf Jahren und 60 Euro Pflegekosten pro Jahr amortisiert sich diese Investition bereits durch einen einzigen Tag weniger Fehlzeit des Mitarbeiters. Pflanzengefäße pro Mitarbeiter? Das Beispiel mag auf den ersten Blick banal erscheinen, aber es zeigt messbare Tatsachen, wo bisher ein Gefühl von „irgendwie besser“ vorherrschte.
Planungshilfe im Architekturalltag
Place 2.5 zeigt solche Details aus einem ganzheitlichen Ansatz heraus. Das Konzept verbindet die Stimulanz aller Sinne eines Menschen mit den Erkenntnissen aus Ergonomie und Funktionalität sowie der gesamten Organisation eines Büros mit seinen verschiedensten Arbeitsplatztypen. Dabei spielen Pflanzen eine Rolle, aber Akustik und Licht werden ebenso bedacht, wie das Raumklima oder der gezielte Einsatz von Düften. Aber was heißt eigentlich Place 2.5? In der Sozialwissenschaft heißt es, der moderne Mensch habe drei Lebenswelten. Sein Zuhause ist der First Place. Dieser Ort hat sich in den letzten Jahrzehnten durch den Druck zur Flexibilität und Mobilität stark gewandelt. Die Bedeutung der Familie als Fixpunkt des Lebens hat abgenommen. In den Großstädten leben schon 50% der Menschen in Single-Haushalten, Tendenz steigend.
Der zweite Ort, der Second Place, ist der Arbeitsplatz. Über 16 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland im Büro. Und fast 87% verrichten ihre Arbeit ohne emotionale Bindung zu ihrer Tätigkeit oder zu ihrem Arbeitgeber, so die Deutschland-Studie des Gallup-Instituts über das Engagement am Arbeitsplatz. 69% machen nur Dienst nach Vorschrift, 18% haben sogar die innere Kündigung schon komplett vollzogen. Der gesamtwirtschaftliche Schaden, der dadurch entsteht, ist enorm und wird von Gallup auf über 90 Milliarden Euro beziffert. Einer der entscheidenden Gründe für diese Misere: Es fehlt an Anerkennung für gute Arbeit. Als weiterer Grund werden die Gestaltung von Arbeitsplätzen und Arbeitsumfeld angeführt. Als Third Places schließlich bezeichnet die Soziologie die Orte der Freizeit, an denen aufgetankt, kommuniziert, entspannt wird. Hier werden viele der Defizite der First und Second Places kompensiert. Solche Orte können das Fußballstadion sein, ein Café oder der Strand vom letzten Urlaub – und sie gewinnen zunehmend an Bedeutung.
Place 2.5, das ist der Platz in der Mitte, der den Arbeitsplatz um positive Aspekte der Third Places erweitert. Sofas, Billardtische und Kicker für das kreative Atem schöpfen in den Pausen halten mit diesem Konzept Einzug in das, was früher nur ein Sozialbereich war. „Arbeiten wie die Kinder“ ist dabei das Motto von Sedus, nämlich emotional, spontan, kreativ, dynamisch und im Team. Die kindliche Leistungsfähigkeit, Lernfähigkeit, die Lust am Produzieren und Arbeiten im gegenseitigen Austausch wird im Laufe des Lebens verschüttet. Kinder streiten sich, wo Erwachsene mobben, sie sind spontan, wo Erwachsene den Dienstweg einhalten, sie arbeiten im Team, die Erwachsenen vereinzeln. Diese Organisationsform der „erwachsenen“ Arbeit bedarf einer Revision. Als Platz und Ort für Kommunikation ist es der große Tisch, der Leistungsreserven und Potenziale freizulegen vermag. Als zentralen großen Tisch hat Gesika, ein Unternehmen aus dem Sedus-Verbund, Benchworkingarbeitsplätze wie den Systembench „invitation“ entwickelt. Er kann variabel als Einzel-, Doppel- oder Gruppenarbeitsplatz genutzt werden und bietet durch einfaches Einfügen von Trennelementen gleichzeitig Raum für Konzentrationsarbeit. Diese Organisationsform fördert optimale fachliche Vernetzung, Kommunikation und Interaktion der einzelnen Kopfwerker untereinander – das sind alles wichtige Komponenten eines wettbewerbsfähigen, qualitativ anspruchsvollen Arbeitsplatzes. Aber nicht nur Organisationsformen sind im Umbruch, auch Arbeitsstile verändern sich. Kaum jemand sitzt heute noch gebeugt über Papiere und Karteikarten. Beim immer papierloseren Arbeiten lehnt man sich viel öfter einmal zurück, eine Maus lässt sich auch in dieser Haltung leicht bedienen.
Ein Beitrag zu dieser Entwicklung ist das Sedus Produkt „open up“. Der Bürodrehstuhl dient nicht nur dem Sitzen, sondern auch dem Liegen und Stehen. Durch seinen großen Öffnungswinkel der Rückenlehne lädt er sogar ein zum regenerierenden, kurzen Büroschlaf, dem Power-Napping. Auf dem dazu gehörigen verstellbaren „work assistant " kann ganz entspannt im Liegen am Notebook gearbeitet werden. Ganz ausgefahren wird der „work assistant" zum Stehpult. „open up“ ist mit wichtigen Design-Preisen national und international ausgezeichnet worden. Das Leben wandelt sich, Arbeitsplätze halten mit Konzepten wie Place 2.5 damit durchaus Schritt.
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