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Energie in LED

von Katja Neumann, 10.04.2008

LED lautete das Wort, das die Augen der Teilnehmer und Besucher der diesjährigen Light+Building, internationale Messe für Architektur und Technik, in Frankfurt zum Leuchten brachte. Nichts geht mehr ohne, LED ist die Zukunft. Und das nicht nur in puncto Energieeffizienz, ein Thema, das ohnehin als Schwerpunkt der sechstägigen Messe angesetzt war, nein, auch die Designer und Architekten bringt die kleine Leuchtdiode zum Strahlen. Denn für Erstere eröffnen sich durch die geringe Bauhöhe ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten und Letztere freuen sich über die zahlreichen Neuentwicklungen und Perspektiven im Bereich der Lichtplanung. Dementsprechend gut war die Stimmung in der Branche, die zur Messe eine ganze Anzahl an Neuheiten präsentierte. (Sehen Sie mehr in unserem Video-Spezial)
Frankfurt empfing seine Messegäste am zweiten Messetag überaus stürmisch. Ein Schneesturm war es, der die Main-Metropole am Montag umhüllte und für meterlange Schlangen an den Taxiständen und überfüllte S-Bahnen sorgte. Und genau hier konnte man auch bereits einen kleinen Vorgeschmack auf die Light+Building bekommen, zu der ein Großteil der Reisenden an diesem Tag unterwegs war. Raus aus der S-Bahn und wieder hinein ins Getümmel, denn es war voll. Scheinbar verbreitete sich bereits im Vorfeld so ein Gefühl, dass etwas Neues anbricht, in dem alle, vom Hersteller über den Zulieferer bis hin zum Endverbraucher, eine Chance sehen. Wen wundert es also, dass die diesjährige, fünfte Light+Building die größte seit ihrer Premiere im Jahr 2000 war.
Das Leuchtmittel der Zukunft
Wie der Zusatztitel schon sagt, ist die Messe weitestgehend architektonisch ausgelegt. Auch wenn nahezu alle, auch im dekorativen Bereich führenden Leuchtenhersteller vertreten waren, so präsentierten die meisten zwar auch Klassiker und Neuheiten, doch in erster Linie ging es Firmen wie Flos, Artemide oder Luceplan darum, ihre Architectural Light-Linien vorzustellen.
Das Thema, an dem kein Hersteller, Bauherr oder Architekt mehr vorbei kommt ist der Bereich der Energieeinsparung. Sei es zu Gunsten des Klimas, knapp werdender Ressourcen oder wegen des Bedürfnisses des Endverbrauchers, angesichts steigender Energiepreise seinen Geldbeutel zu schonen. Die öffentliche Diskussion ist da und in Frankfurt als Schwerpunktthema angekommen. Und auf Energieeffizienz folgt sogleich das Schlagwort LED. In erster Linie bei Funktions-, Büro- und Straßenleuchten ein Thema, treten die Leuchtdioden jedoch auch im dekorativen Bereich ihren unaufhaltsamen Siegeszug an. Philips erwartet beispielsweise kurzfristig den Durchbruch der Leuchtdioden in der Allgemeinbeleuchtung und stellte auf der Messe Produkte und Konzepte für alle Marktsegmente vor, vom privaten Wohnraum über Büros und Außenbeleuchtung bis hin zu Einzelhandel und Gastgewerbe. Schließlich wird erwartet, dass der Markt, insbesondere für professionelle LED-Beleuchtungssysteme, in den kommenden drei Jahren um jährlich mehr als 30 Prozent wachsen wird, von 700 Millionen Euro 2007 auf rund 1,5 Milliarden Euro 2010. LEDs verbrauchen wenig Energie ohne nennenswerte Helligkeitseinbußen, sie sind robust, langlebig und damit wartungsarm und sie sind günstig.
Straßenbeleuchtung mit LED
Schlagkräftige Argumente, besonders bei den stets klammen Kommunen, die durch effizientere Straßenbeleuchtung deutliche Kosteneinsparungen erzielen könnten. Bisher ist es kaum einem Hersteller gelungen die Straßenbeleuchtungsnorm DIN EN 13201 mit LED-Beleuchtung zu erfüllen, von daher freute sich der Hersteller Siteco besonders, auf der Messe die erste Siteco-Straßenleuchte mit LED-Technologie vorzustellen, die die gesetzlichen Anforderungen schon heute erfüllt. DL 10 nennt sich die organisch geformte Leuchte, die in ihrer geschwungenen Form an den Kopf einer Kobra erinnert. Ausgestattet mit 86 LED-Leuchten und einem RGB-LED-Lichtwellenleiter-System kann die DL 10-Leuchte, je nach Anlass, über ein spezielles Software-Programm Weißlicht sowie alle Farben des RGB-Spektrums abstrahlen. Auch der Südtiroler Spezialist für Sonderanfertigungen im Bereich der Außenbeleuchtung ewo befasst sich mit der LED-Technologie und setzte dies in einem neuen, indirekten System um. Dabei funktioniert das Reflektorprinzip der indirekten Beleuchtung, bei dem das Licht auf einen Reflektor trifft, der es wiederum nach unten abstrahlt, auch mit LED. Artemide zeigte außerdem auf dem Stand das mit Solarzellen und LED ausgestattete Außenleuchten-System „Solar Tree“ von Ross Lovegrove, welches bis Ende vergangenen Jahres in Wien zu sehen war, eindrucksvoll in natura auf dem Stand.
Mehr Spielraum für Architekten
Auch im Bereich der Architektur-Beleuchtung waren die Themen Energieeffizienz und LED in aller Munde. Vorgestellt wurden Leuchten, die energiesparend und dimmbar sind und die sich vor allem optimal auf die Bedürfnisse des Benutzers einstellen lassen. Die Neuheiten in diesem Bereich hatten vor allen Dingen gemein, dass sie Architekten einen größeren Gestaltungsspielraum bieten. So ist die Zeit der genormten Steckdosen und Schalter offensichtlich vorbei. Flexibilität und Spielraum bieten viele Lichtleisten und Wandleuchten, die meist modular aufgebaut sind, sodass sie fast endlos um Leuchten und Fassungen jedweder Art erweitert werden können. Der Kreativität sollen in Zukunft kaum mehr technische Grenzen gesetzt sein. Die moderne Leuchte soll auf den Benutzer reagieren statt umgekehrt, intelligent und multifunktional im Inneren, außen schlicht, reduziert und doch pfiffig. Wie glänzend diese Aufgabe gelöst wurde, zeigt zum Beispiel Elementi di Luceplan mit der Erweiterung der Serie „e04“, die aktuell mit dem Design Plus-Preis ausgezeichnet wurde. „e06“ ist ein geradliniger Deckenstrahler, der seine Extravaganz erst beim Drehen offenbart: ein schräger Schnitt, an dem sich der untere Teil der Leuchte über eine unsichtbare Mechanik verstellen lässt.
Gerade, schräg, oben oder unten
Multifunktionalität, Individualität und das Überraschungsmoment waren die Eigenschaften, die auch bei den dekorativen Leuchten hervor stachen. Individuell einstellbar und multifunktional präsentierten sich Neuheiten wie die Leuchtenserie „Leia“ die der japanische Designer Naoto Fukasawa für Belux gestaltete. Schlicht und funktional aus edlen Materialien gestaltet, ist sie trotzdem durch den kippbaren Schirm universell einsetzbar. Ebenso flexibel zeigt sich die neue Pendelleuchte von Steng Licht „Lumo“: An zwei dünnen Edelstahlseilen aufgehängt, lässt sich die schlichte Leuchte durch einen Mechanismus sowohl in der Höhe als auch im Neigungswinkel verstellen und weckt damit in der Tat den Spieltrieb. Verspielt und auf die Bedürfnisse des Nutzers ausgerichtet ist auch die neueste Kreation des Spaniers Jaime Hayon. Für Metalarte gestaltete er gleich drei neue Leuchten, darunter auch die Kollektion „Bastone“. Verschiedene Schirme und Griffe fordern den Benutzer regelrecht auf, die Leuchte in seinem persönlichem Sinne umzufunktionieren.
Mehr als einfach nur Licht
Produkte mit einem Zusatznutzen zu versehen, ist ein Trend, der nun auch mehr und mehr im Leuchtendesign ankommt. So präsentiert Artemide drei neue Modelle, die mit einem Luftreinigungsfilter versehen sind. „Luxerion“ nennt sich die Reihe, für die Karim Rashid die Leuchte „Azio“ gestaltete. Der Schirm aus schwarzem Glas ist mit einem Hochleistungsfilter versehen, der Staub, Qualm und sogar Pollen aus der Luft filtert.
Doch auch die Klassiker durften natürlich nicht fehlen, diese allerdings neu interpretiert. So ließ Molto Luce mit der Leuchte „Zita“ den eigentlich längst vergessen geglaubten Retro-Look wieder aufleben und erhielt dafür sogleich einen Design Plus-Award. Und der New Yorker Architekt Hani Rashid präsentierte mit seiner Neuinterpretation des Kronleuchters das erste Modell aus der Avantgarde Collection von Zumtobel Lighteriors. Der „LQ Chandelier“ ist ein eindrucksvoller, mit LED beleuchteter Lüster, der durch die glänzenden Chromoberflächen das Licht in vielfältiger Weise wider spiegelt, sodass das Auge dem Licht kaum folgen kann und ihm die eigentliche Lichtquelle verborgen bleibt.
LED, Überraschungsmomente, Individualität und Flexibilität – das alles sorgte auf der Messe für gute Stimmung. Alle waren zufrieden, mit den Besucherzahlen, der Resonanz, den Produkten und den neuen Perspektiven, die sich durch die neuen Technologien eröffnen. Die gesellschaftliche, ökologische und ökonomische Notwendigkeit zur Energieeinsparung scheint der Lichtbranche tatsächlich ein Segen zu sein, der einen regelrechten Pioniergeist aufleben lässt.
Der Schnee fegte über Frankfurt und die LED-Technologie erobert die Branche im Sturm. Was übrig bleibt, ist ein frischer Wind, der durch Technik, Architektur und Design wehen wird.
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