Es korkt
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Moden treten in Zyklen auf. Das gilt nicht nur für Kleidung; auch im Design kommen die Dinge immer wieder zurück. Aber erst, nachdem sie fast in Vergessenheit geraten sind. Erinnert sich beispielsweise noch wer an die Korkfußböden, Korkuntersetzer und Korkpinnwände, die in den Achtzigern für einen alternativen Lebensstil standen? Offensichtlich nicht, denn zum Salone del Mobile 2013 feierte die äußere Haut der Korkeiche jetzt ein Comeback als Material für Möbel, Leuchten und Accessoires.
Zugegeben, die Rückkehr kam nicht ganz überraschend. Hier und da war schon seit einiger Zeit wieder Kork aufgetaucht, etwa als Deckel für Karaffen oder Behälter. Und als die Brüder Bouroullec zur Büromöbelmesse Orgatec 2012 für Vitra ein Konzept für Büroarbeitsplätze mit Blenden aus Kork vorstellten, da war es eigentlich klar: Kork is back. Das Material passt ja auch zu gut zu einem Zeitgeist, der es gerne natürlich, weich, sanft und vor allem nachhaltig hat. Genauso wie das im Design gerade omnipräsente Holz oder Papier, die bunten Metalle und wollenen Textilien erzeugt Kork mit seiner rauen, schön anzufassenden Oberfläche eine behagliche, ja gemütliche Stimmung. Kork absorbiert außerdem Schall, ist elastisch, leicht, wirkt feuchtigkeitsregulierend und wärmedämmend.
Das entschleunigende Material
Auch zum Salone setzten Ronan und Erwan Bouroullec wieder auf den nachwachsenden Rohstoff: In ihrer Installation Quiet Motion für einen deutschen Automobilhersteller saßen die Besucher auf Plattformen aus Kork wie auf einem Karussell. Aber anders als bei den Kinderbelustigungen auf dem Jahrmarkt ging es eher behäbig zu: Entschleunigung dank Kork. Ob beim Kooperationsprojekt der Designer Luca Nichetto und Oki Sato, beim jungen italienischen Label Discipline oder etablierten Herstellern wie Martinelli Luce, beim Nachwuchs in Lambrate oder auf dem Salone Satellite: Überall korkte es in Mailand. Leuchten in Korkgehäusen, Bad- und Schreibtischaccessoires aus Kork, Korkhocker und –stühle. Die junge portugiesische Gestalterin Tania da Cruz hatte gleich ihren ganzen Stand für den Salone Satellite mit Akustikfliesen aus Kork verkleidet und die Leuchte Popcork mitgebracht.
Kork geschäumt
Dabei ist Kork in seinem hauptsächlichen Einsatzgebiet auf dem Rückzug. Die Weinindustrie verabschiedet sich langsam von Verschlüssen aus der Rinde. Selbst viele anspruchsvolle Winzer versiegeln ihre Flaschen lieber mit Glasstopfen oder Drehverschlüssen, denn Kork korkt eben und ruiniert so manche Flasche. Und auch wenn es sich bei Kork um einen nachwachsenden und recycelbaren Rohstoff handelt, ist sein Nachhaltigkeitswert nicht unumstritten. Schließlich können Korkeichen nur etwa alle zehn Jahre geschält werden. Zudem wachsen die Bäume fast ausschließlich in Südeuropa. Anders als bei Holz oder Bambus sind die Ressourcen also recht begrenzt.
Allerdings waren in Mailand zweierlei Sorten Kork zu sehen: der altbekannte, helle und feinkörnige Pinnwandkork. Und ein viel dunkleres, groberes Material, der sogenannte expandierte Kork, der vor allem als Plattenware für Gebäude-Isolierung hergestellt wird. Auch die Bouroullecs und Tania da Cruz verwendeten für ihre Installationen dieses Material. Es wird aus bei der Korkenherstellung anfallenden Abschnitten und aus minderwertigem Kork mittels Wasserdampf regelrecht aufgeschäumt. Und da es sich dabei um ein Abfallprodukt handelt, das zudem ohne den Einsatz von Chemikalien hergestellt werden kann, sieht auch die Umweltbilanz gleich viel besser aus. Zumindest bei dieser Mode sind wir also bedenkenlos dabei.
Weitere Neuheiten, Trends und Berichte vom Salone del Mobile 2013 lesen Sie in unserem Mailand-Special.
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