Euroluce 2007
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Obwohl die Euroluce nur alle zwei Jahre stattfindet und am rastlosen Treiben der Mailänder Möbelmesse einen geringeren Anteil hat als die Möbelmesse, zählt sie zu den wichtigsten Beleuchtungsmessen, nicht allein deshalb, weil die „Großen“ der Branche fast ausnahmslos vertreten sind. In diesem Jahr lösten die Veranstalter erstmalig die bisherige Trennung in technische und dekorative Produktbereiche auf, was von Unternehmen durch interessante Entwürfe und neue Entwicklungen bestätigt wurde, die sich in beiden Zweige ansiedeln lassen. Ein klarer Trend: Leuchtendesign wird universal.
Können Sie sich vorstellen beim grellen Schein einer Spiegelreflektorleuchte gemütlich auf dem Sofa zu liegen und ein Buch zu lesen? Oder wie wäre es mit dem Lebensmitteleinkauf beim diffusen Licht einer Stehlampe? Sicher, es gibt Umgebungen, die spezielle Beleuchtungsszenarien voraussetzen. Dennoch blieb die Gestaltung von Licht außerhalb der heimeligen vier Wände bisher das Stiefkind der Designwelt. Bürobeleuchtungen erzeugen den Charme von Sportstadien und machen die Nutzer müde und unglücklich. Durch die Forderung nach attraktiveren Arbeitsplätzen und den rasanten technischen Entwicklungen in der Leuchtenindustrie bieten Unternehmen deshalb heute zunehmend vielseitige Systeme an, die zum einen dem Anspruch des Nutzers nach Gestaltung gerecht werden, zum anderen individuell bestimmbare Nutzungsvorgänge über das einfache „An-Aus“ hinaus anbieten. Vor diesem Hintergrund ist es daher naheliegend, dass die Euroluce die Trennung in die Bereiche technisches und dekoratives Licht aufgehoben und stattdessen ein „360° Szenarium des Beleuchtungswesen“ anbot, das Beleuchtungskörpern für Außen- und Innenbeleuchtung, Industriebeleuchtung, Sonderleuchten und andere Lichtquellen umfasst. Viele Aussteller bedienen inzwischen sowieso mehrere Bereiche und so mancher Stand ließ nicht einmal mehr erkennen, ob die eine oder andere Leuchte nun klassisch betrachtet ein technisches oder ein dekoratives Lichtobjekt darstellt.
Der österreichische Leuchtenhersteller Zumtobel stellte daher gleich einen neuen Geschäftsbereich „Lighteriors“ vor, mit dem er „anspruchsvollen Endkunden“ Leuchtendesign für Heim und Büro anbietet. In Zusammenarbeit mit Designern, wie Hani Rashid, Zaha Hadid oder Porsche Design entstand ein hochkarätig besetztes Produktportfolio, das zukünftige Entwicklungen des jungen Unternehmenszweigs bereits erahnen läßt.
Das Mailänder Unternehmen Luceplan ging den Weg genau in die andere Richtung: mit „Elementi“ führt der Leuchtenhersteller, mit dem der schweizer Designer Alfredo Häberli die elegante, wie klare Linienleuchte Lane entwickelte, ein neues Portfolio im Segment Architekturbeleuchtung ein.
Der Autor macht die Leuchte
Wie im Möbelbereich spielt das Autorendesign auch bei den Leuchten zunehmend eine wichtige Rolle: so entwarf Marcel Wanders für Flos einen poetischen Skygarden, Toyo Ito für Yamagiwa die meditative Mayuhana und Atelier OÏ für Foscarini die klingende Leuchte Allegro. Das österreichische Kristallunternehmen Swarovski bat gleich 18 Designer und Architekten um spannende Leuchtenentwürfe zum Thema Kristalle. Amanda Levete von Future Systems entwarf für die Crystal Palace Collection die Lichtskulptur Black&Lite, ein in sich verschlungenes Carbonband mit eingesetzten LED Bändern.
Auch die klassischen Möbelhersteller stellten ein erweitertes Leuchtenportfolio vor: Sam Hecht entwarf für Established&Sons die grafisch anmutende Stehleuchte Beam, Ron Arad erdachte für Ingo Maurer eine Leuchte aus Zahnpastatuben, Joris Laarman für Flos den leuchtenden Galaxienebel Nebula und 5.5 Designers entwickelten die verspielte vier-in-einem Leuchte StyleIV. Das Leuchtendesign wechselt spielerisch zwischen technisch und dekorativ hin und her und befreit sich mitunter auch von reinen Funktionalitäten. Joel Degermarks Entwurf Cluster für Moooi hat sich längst vom klassischen Vorbild einer Leuchte verabschiedet und verlangt nun vom Nutzer, sich selbst um die Dekoration zu kümmern.
An manchem Messestand stellte sich jedoch die Frage, ob der Begriff „dekorativ“ nicht zu wörtlich genommen wurde und dem konzeptionellen Objektgedanken mehr Raum als der Gestaltung einer Leuchte zukam. Mitunter fühlte man sich wie bei einer Ausstellung von Schülerarbeiten aus dem Kunstunterricht. Der Glaube an eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema Licht, Raum, Objekt und deren technische Realisierbarkeit wollte sich partout nicht einstellen.
Dennoch, das Niveau der ausgestellten Produkte der gerade mal 561 Aussteller (im Vergleich: Light&Building: 2100 Aussteller) war insgesamt hoch und ein Trend klar ablesbar: das Leuchtendesign wird universal. Ob LED, OLED, Halogen oder Leuchtstoffröhre, technische Entwicklungen am Leuchtmittel bleiben im Hintergrund, abgesehen von Bedienbarkeit, Haltbarkeit und Umweltfreundlichkeit. Technisch ist alles möglich, man experimentiert ein wenig leidenschaftslos mit farbigem Licht aber hält sich eher an bewährte Ausdrucksmittel. Firmen wie FOC, die bereits seit sieben Jahren die Individualisierung des Leuchtendesigns mit Hilfe von Rapid Prototyping voran treiben, bleiben die Ausnahme. So viel Individualität liegt möglicherweise auch nicht im Sinne der übrigen Unternehmen.
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