Fuorisalone 2013: Neue Nomaden
In einer Welt geprägt von Rollkoffern und Laptops etabliert sich eine neue Lebensart. Gestalter erschließen globetrottend fremde Kulturen und verändern die Designlandschaft mit fernab gefundenen Inspirationen. Das veranschaulichte die von Lidewij Edelkoort für den Fuorisalone 2013 kuratierte Ausstellung Nomadismi, die die Bewegung zum Trend erklärte und ein romantisch verklärtes Bild der Globalisierung zeichnete.
Für den Fuorisalone hat sich die niederländische Trendforscherin Lidewij Edelkoort auf eine Reise in die zeitgenössische Designszene begeben. Ihr Ziel war es, einer neuen Generation von Gestaltern zu folgen, die sich mit traditionellen Materialien, Formen und Herstellungsverfahren auseinandersetzt, um so zu neuen Objektentwürfen zu gelangen. Das Resultat ist die Ausstellung Nomadismi, die eben dieses moderne Nomadentum als neuen Lifestyle verkündete. Und in der Altai Gallery Objekte in Szene setzte, die stilistisch an traditionelle Nomadenkulturen erinnern, aber aus einer zeitgenössischen Mobilität hervorgegangen sind – in einer Ära, in der Beweglichkeit und Flexibilität zum globale Selbstverständnis geworden sind.
Globales Selbstverständnis
Die in Stockholm lebende, deutsche Designerin Katrin Greiling kam beispielsweise während eines Aufenthalts auf der indonesischen Insel Java auf neue Ideen. Sie lernte die Handwerkerin Tata kennen, die ihr ihre Rattan-Möbelwerkstatt zeigte: ein auf einem Betonfundament errichteter Blechbau, dessen Boden auch als Arbeitsoberfläche dient. Die Luft war erfüllt von Zigarrenrauch, die Beleuchtung schlecht. Beeindruckt von der Atmosphäre, verbrachte Greiling viel Zeit in dem Betrieb, machte sich mit den Besonderheiten des Materials und dessen Verarbeitung vertraut und entwarf eine eigene, an moderne Ottomane erinnernde Rattan-Sofaserie namens Tata, die auch zu den Exponaten von Nomadismi gehörte.
Traditionelle Vorbilder
Lidewij Edelkoort setzte das kabellose Dasein unserer Zeit mit dem Überdruss an statischen Wohnformen und unverrückbarem Mobiliar in Bezug und zelebrierte die Befreiung von der Schwerfälligkeit mit praktischen Entwürfen. Sie inszenierte in einer Landschaft aus antiken afghanischen Teppichen der Galerie Möbel und Objekte wie den marokkanisch inspirierten Teetisch Habibi von e15; die sich an unsere Ortsunabhängigkeit anpassende hölzernen Klapptischserie A Frame Table, die der in London lebende, spanische Designer Tomás Alonso für den japanischen Hersteller Karimoku New Standard entworfen hat; oder Trade Union, eine Behälterserie von dem in Rotterdam ansässigen Earnest Studio, die die klassische, von Hand gefertigte Korbflechtung mit einem modernen, biologisch abbaubaren Kunststoff verbindet. Wie auch Tata lassen die Behälter allesamt ihre Anleihen bei traditionellen Vorbildern im globalen Panorama erahnen, sei es in der Formgebung, der Herstellungsweise oder einfach inspiriert von der Zweckmäßigkeit improvisierter Lösungen. Zweifellos eine Tendenz, die nicht alleine in der Ausstellung, sondern auch an anderen Schauplätzen der Mailänder Möbelwoche zu finden war.
Weitere Neuheiten, Trends und Berichte vom Salone del Mobile 2013 lesen Sie in unserem Mailand-Special.
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